Beschluss: 4. neXTgender - Das Prinzip Gender Mainstreaming

Originalversion

1 Los geht’s, beginnen wir mit der Definition von GM:
2
3 Gender
4 Der englische Begriff »gender« wurde gewählt, weil die
5 englische Sprache anders als die deutsche, die nur über den
6 Begriff »Geschlecht« verfügt, eine Unterscheidung zwischen
7 den Begriffen »sex« und »gender« vornimmt. »Sex« bezieht
8 sich auf das biologische Geschlecht und »gender« auf die
9 Geschlechterrollen, die sozial und kulturell zugewiesen
10 werden. Zur Verdeutlichung hier ein Beispiel: Zwar können
11 ausschließlich Frauen Kinder gebären, das ist biologisch
12 bedingt (sex). Es ist jedoch nicht von biologischen
13 Kriterien abhängig, wer die Kinder aufzieht. Das ist von den
14 sozialen und kulturellen Rollenzuweisungen in einer
15 Gesellschaft abhängig (gender) und damit politisch oder
16 gesellschaftlich veränderbar.
17 Um genau diese veränderbaren sozialen und kulturellen
18 Rollenzuweisungen geht es bei Gender zum einen, denn in
19 unserer Gesellschaft werden den Mädchen bzw. Frauen und den
20 Jungen bzw. Männern immer noch bestimmte Rollen, Aufgaben
21 und Verhaltensweisen aufgrund ihres Geschlechtes zugewiesen.
22 Zum anderen geht es aber zusätzlich um die gesellschaftliche
23 Bewertung dieser Rollen und um die so genannten
24 Geschlechterverhältnisse, also die Art der Beziehungen
25 zwischen Männern und Frauen. Denn die oben genannten
26 Rollenzuweisungen stehen zurzeit nicht neutral bzw.
27 gleichwertig nebeneinander, sondern bringen erhebliche
28 Nachteile für die Mädchen und Frauen mit sich. Mädchen und
29 Frauen stehen in der Hierarchie in dieser Gesellschaft weit
30 unter den Jungen und Männern, Weibliches wird eher negativ
31 und geringer bewertet; Männliches dagegen eher positiv und
32 hoch.
33
34 Mainstreaming
35 »mainstreaming« heißt wörtlich übersetzt »Hauptfluss« und
36 meint, dass ein bestimmtes Handeln – hier das Vorantreiben
37 der Chancengleichheit und Gleichstellung der Geschlechter –
38 zum normalen Handlungsmuster einer Organisation oder der
39 Gesellschaft wird.
40
41 Das Prinzip Gender Mainstreaming
42 Last but not least kommen wir nun zur Definition des
43 »Prinzips« von GM. Hier können wir auf die Begriffsklärung
44 der Arbeitsgruppe »Gender Mainstreaming« des
45 Landesjugendrings zurück greifen. Danach ist Gender
46 Mainstreaming ein neuer Ansatz, um die Gleichstellung der
47 Geschlechter zu verwirklichen. Diese Zielsetzung soll nicht
48 mehr als Sonderthema behandelt werden. Sie muss stattdessen
49 als ein wichtiger selbstverständlicher Bestandteil in alle
50 gesellschaftspolitischen, gesetzgeberischen und
51 wirtschaftlichen Entscheidungen einfließen. Das bedeutet,
52 dass Geschlechterpolitik eine Querschnittsaufgabe ist. In
53 allen Lebensbereichen, insbesondere auch der Politik, müssen
54 Konzepte entwickelt werden, mit denen Maßnahmen und
55 Regelungen dahingehend hinterfragt werden, ob Frauen und
56 Männer unterschiedlich betroffen sind und welche
57 Auswirkungen das hat. Gender Mainstreaming ist somit ein
58 Grundprinzip, das in der täglichen Arbeit zu beachten und in
59 allen Bereichen und auf allen Ebenen mit Inhalten zu füllen
60 ist. Merke: Gender Mainstreaming ist nur in Ergänzung zu
61 geschlechtsspezifischer Arbeit, also der Arbeit nur mit
62 Mädchen oder Jungen, möglich.
63 Es geht also diesmal um beide Geschlechter, um ihre
64 jeweilige Ausgangsposition und Chancen in dieser
65 Gesellschaft und ihr politisches Verhältnis zueinander.
66 Neu ist außerdem, dass alle, Männer und Frauen, prinzipiell
67 und immer in allen Bereichen und bei allen Entscheidungen
68 dazu beitragen sollen, dass die Gleichstellung der
69 Geschlechter verwirklicht wird. GM soll sich wie ein roter
70 Faden durch die Arbeit deiner Organisation ziehen und schon
71 zu Beginn eines jeden Vorhabens, eines jeden Prozesses
72 berücksichtigt werden.
73 Was das bedeutet, lässt sich an einem Beispiel aus einem
74 anderen Bereich, den Finanzen, leicht veranschaulichen.
75 Unabhängig davon, welche Vorhaben, Aktionen oder Maßnahmen
76 du planst, immer stellst du grundsätzlich und von Anfang an
77 die Frage nach den jeweiligen Kosten. Ein Kosten- bzw.
78 Finanzierungsplan wird schon zu Beginn erstellt. Seine
79 Einhaltung überprüfst du zwischendurch und am Ende immer
80 wieder.
81
82 Gender Mainstreaming als Top-Down-Prozess
83 Ursprünglich ist das Prinzip GM als Top-Down-Prozess
84 gedacht. Die Spitze einer jeden Organisation soll zuerst die
85 Verantwortung für die Umsetzung des GM-Prinzips haben, da
86 diese auch über die finanziellen, personellen und
87 organisatorischen Rahmenbedingungen entscheidet. Erst später
88 soll GM dann auch von allen anderen Mitarbeiter-inne-n der
89 Organisation getragen werden.
90 Dieser »von-oben-nach-unten«-Prozess funktioniert in der
91 Jugendarbeit in der Regel nicht. Auch deine Praxis wird dir
92 sicherlich gezeigt haben, dass viele Neuerungen und
93 Veränderungsprozesse nicht von den Vorständen kommen,
94 sondern von Gruppen und Einzelpersonen. Außerdem sind viele
95 Mitglieder nicht nur Basis, also Jugendleiter-in oder
96 Ähnliches, sondern oft auch gleichzeitig Vorstandsmitglied.
97 Sie haben eine Doppelfunktion und sind sowohl Top (oben) als
98 auch Bottom (unten). Sie wirken als Basis in den Vorstand
99 (Bottom up) und als Vorstandsmitglied auf die Prozesse z.B.
100 in der Gruppenarbeit (Top down).
101 Deshalb musst du nicht erst warten, bis dein Vorstand GM auf
102 die Tagesordnung setzt, sondern kannst unabhängig davon
103 schon mal in deiner Gruppenarbeit beginnen. Wenn du in
104 deiner Arbeit merkst, dass die Umsetzung von GM in deiner
105 Organisation insgesamt stärker in Angriff genommen werden
106 sollte, dann bring doch entsprechende Vorschläge und Anträge
107 in eure Gremien ein.
108
109 Gender Mainstreaming ist nur ein Werkzeug
110 Zum Schluss ist noch zu bedenken, dass GM lediglich ein
111 Instrument, ein Werkzeug zur Umsetzung einer
112 Geschlechtergleichstellung ist. Die politische
113 Auseinandersetzung darüber, wie die Verhältnisse zwischen
114 den Geschlechtern anders zu gestalten sind, muss ergänzend
115 hinzu kommen. Wer soll also unabhängig vom Geschlecht welche
116 Aufgaben erfüllen und warum und welche Wertschätzungen
117 erfahren diese in der Gesellschaft? Grundlagen für diesen
118 Auseinandersetzungsprozess sollten in Mädchen- bzw. Frauen-
119 und Jungen- bzw. Männergruppen, -arbeitskreisen und anderen
120 entsprechenden Netzwerken in deiner Organisation gewonnen
121 werden. Deshalb sagt der letzte Satz in der GM-Definition
122 des Landesjugendrings, dass Gender Mainstreaming nur in
123 Ergänzung zu geschlechtsspezifischer Arbeit möglich ist.
124
125 Gender Mainstreaming in der Gruppenarbeit
126 So, nun hast du einen groben Überblick darüber, was das
127 Prinzip Gender Mainstreaming ist. Offen ist nun noch, wie GM
128 ganz praktisch in deine Gruppenarbeit kommt.
129 Wie du sicherlich bemerkt hast und wir am Anfang des Textes
130 ja auch schon gesagt haben, ist GM keine pädagogische
131 Maßnahme. Deshalb können wir dir hier auch keine
132 pädagogischen Konzepte und Methoden liefern, mit denen du
133 ansonsten zu arbeiten gewohnt bist. Bei GM geht es vielmehr
134 darum, die Entscheidungsprozesse deiner Organisation zu
135 verändern. Dies geschieht, in dem du bei allen Maßnahmen,
136 Projekten, Themen, Situationen etc. jeweils die Ausgangslage
137 der Mädchen und jungen Frauen und die der Jungen und jungen
138 Männer erfasst und gemäß dem Ziel der Gleichstellung der
139 Geschlechter Schlussfolgerungen und Handlungen daraus
140 ableitest.
141
142 Schlüsselfragen als Methode
143 Die Methode ist also, viele und die richtigen Fragen, die so
144 genannten »Schlüsselfragen«, zu stellen. Dies geschieht im
145 GM-Prozess in folgenden vier Schritten:
146
147 SCHLÜSSELFRAGEN (ist im Buch eine Tabelle)
148 1. Schritt: Bestandsaufnahme Diese kann sich auf die
149 Gesellschaft beziehen, auf deinen Verband, auf ein
150 bestimmtes Thema, auf einzelne Maßnahmen und Projekte, je
151 nachdem, wie du es gerade brauchst.
152 2. Schritt: Zielsetzungen formulieren ... immer gemessen an
153 dem Oberziel der Gleichstellung der Geschlechter.
154 3. Schritt: Maßnahmen entwickeln und umsetzen Hier können
155 dich die Fachfrauen und -männer aus der Mädchen- bzw.
156 Jungenarbeit sowie aus der geschlechtsbewussten Pädagogik
157 unterstützen. Außerdem ist natürlich dieses Handbuch eine
158 kleine Hilfestellung.
159 4. Schritt: Erfolgskontrolle (Evaluation) und Bewertung Du
160 misst deine Arbeit hinsichtlich der Zielerreichung und
161 ziehst Schlussfolgerungen für die Folgemaßnahmen daraus.
162
163
164 Nachhaltige Verankerung von Gender Mainstreaming
165 Um GM dauerhaft und nachhaltig in deiner Organisation zu
166 verankern, sollten drei Ebenen ins Visier genommen werden,
167 nämlich die erste Ebene der Strukturen und Handlungsfelder
168 der Organisation insgesamt, die zweite Ebene der ehren- und
169 hauptamtlichen Mitarbeiter-innen und die dritte Ebene der
170 Maßnahmen und Projekte, die sich an die Kinder und
171 Jugendlichen, also die Mädchen bzw. jungen Frauen und Jungen
172 bzw. jungen Männer richten.
173 Das kannst du natürlich auf keinen Fall alles allein
174 schaffen, dein Schwerpunkt wird vorrangig auf der Ebene der
175 Maßnahmen und Projekte liegen. Die anderen beiden Ebenen
176 stehen eher in der Verantwortung deiner Vorstände. Sprich
177 sie doch einfach mal an und begeistere sie für GM. Zur
178 Unterstützung dafür und für eine ausführlichere
179 Beschäftigung mit diesem Thema empfehlen wir dir das
180 »Handbuch zur Qualitätsentwicklung in der
181 Jugendverbandsarbeit« des LJR.
182 Im Folgenden haben wir eine kleine Auswahl von
183 Schlüsselfragen zusammengestellt, die dir dabei helfen
184 sollen, deine Gruppenarbeit sowie Projekte und Maßnahmen zu
185 »gendern«. Versuch doch einfach mal, zusammen mit anderen
186 Gruppenleiter-inne-n die Fragen zu beantworten. Solltet ihr
187 dabei Lust auf mehr bekommen, findet ihr unter
188 www.jugendserver-niedersachsen.de ausführlichere
189 Fragelisten.
190 Wir wünschen dir viel Spaß bei der Umsetzung!

Der Text verglichen mit der Originalversion

1 Los geht’s, beginnen wir mit der Definition von GM:
2
3 Gender
4 Der englische Begriff »gender« wurde gewählt, weil die
5 englische Sprache anders als die deutsche, die nur über den
6 Begriff »Geschlecht« verfügt, eine Unterscheidung zwischen
7 den Begriffen »sex« und »gender« vornimmt. »Sex« bezieht
8 sich auf das biologische Geschlecht und »gender« auf die
9 Geschlechterrollen, die sozial und kulturell zugewiesen
10 werden. Zur Verdeutlichung hier ein Beispiel: Zwar können
11 ausschließlich Frauen Kinder gebären, das ist biologisch
12 bedingt (sex). Es ist jedoch nicht von biologischen
13 Kriterien abhängig, wer die Kinder aufzieht. Das ist von den
14 sozialen und kulturellen Rollenzuweisungen in einer
15 Gesellschaft abhängig (gender) und damit politisch oder
16 gesellschaftlich veränderbar.
17 Um genau diese veränderbaren sozialen und kulturellen
18 Rollenzuweisungen geht es bei Gender zum einen, denn in
19 unserer Gesellschaft werden den Mädchen bzw. Frauen und den
20 Jungen bzw. Männern immer noch bestimmte Rollen, Aufgaben
21 und Verhaltensweisen aufgrund ihres Geschlechtes zugewiesen.
22 Zum anderen geht es aber zusätzlich um die gesellschaftliche
23 Bewertung dieser Rollen und um die so genannten
24 Geschlechterverhältnisse, also die Art der Beziehungen
25 zwischen Männern und Frauen. Denn die oben genannten
26 Rollenzuweisungen stehen zurzeit nicht neutral bzw.
27 gleichwertig nebeneinander, sondern bringen erhebliche
28 Nachteile für die Mädchen und Frauen mit sich. Mädchen und
29 Frauen stehen in der Hierarchie in dieser Gesellschaft weit
30 unter den Jungen und Männern, Weibliches wird eher negativ
31 und geringer bewertet; Männliches dagegen eher positiv und
32 hoch.
33
34 Mainstreaming
35 »mainstreaming« heißt wörtlich übersetzt »Hauptfluss« und
36 meint, dass ein bestimmtes Handeln – hier das Vorantreiben
37 der Chancengleichheit und Gleichstellung der Geschlechter –
38 zum normalen Handlungsmuster einer Organisation oder der
39 Gesellschaft wird.
40
41 Das Prinzip Gender Mainstreaming
42 Last but not least kommen wir nun zur Definition des
43 »Prinzips« von GM. Hier können wir auf die Begriffsklärung
44 der Arbeitsgruppe »Gender Mainstreaming« des
45 Landesjugendrings zurück greifen. Danach ist Gender
46 Mainstreaming ein neuer Ansatz, um die Gleichstellung der
47 Geschlechter zu verwirklichen. Diese Zielsetzung soll nicht
48 mehr als Sonderthema behandelt werden. Sie muss stattdessen
49 als ein wichtiger selbstverständlicher Bestandteil in alle
50 gesellschaftspolitischen, gesetzgeberischen und
51 wirtschaftlichen Entscheidungen einfließen. Das bedeutet,
52 dass Geschlechterpolitik eine Querschnittsaufgabe ist. In
53 allen Lebensbereichen, insbesondere auch der Politik, müssen
54 Konzepte entwickelt werden, mit denen Maßnahmen und
55 Regelungen dahingehend hinterfragt werden, ob Frauen und
56 Männer unterschiedlich betroffen sind und welche
57 Auswirkungen das hat. Gender Mainstreaming ist somit ein
58 Grundprinzip, das in der täglichen Arbeit zu beachten und in
59 allen Bereichen und auf allen Ebenen mit Inhalten zu füllen
60 ist. Merke: Gender Mainstreaming ist nur in Ergänzung zu
61 geschlechtsspezifischer Arbeit, also der Arbeit nur mit
62 Mädchen oder Jungen, möglich.
63 Es geht also diesmal um beide Geschlechter, um ihre
64 jeweilige Ausgangsposition und Chancen in dieser
65 Gesellschaft und ihr politisches Verhältnis zueinander.
66 Neu ist außerdem, dass alle, Männer und Frauen, prinzipiell
67 und immer in allen Bereichen und bei allen Entscheidungen
68 dazu beitragen sollen, dass die Gleichstellung der
69 Geschlechter verwirklicht wird. GM soll sich wie ein roter
70 Faden durch die Arbeit deiner Organisation ziehen und schon
71 zu Beginn eines jeden Vorhabens, eines jeden Prozesses
72 berücksichtigt werden.
73 Was das bedeutet, lässt sich an einem Beispiel aus einem
74 anderen Bereich, den Finanzen, leicht veranschaulichen.
75 Unabhängig davon, welche Vorhaben, Aktionen oder Maßnahmen
76 du planst, immer stellst du grundsätzlich und von Anfang an
77 die Frage nach den jeweiligen Kosten. Ein Kosten- bzw.
78 Finanzierungsplan wird schon zu Beginn erstellt. Seine
79 Einhaltung überprüfst du zwischendurch und am Ende immer
80 wieder.
81
82 Gender Mainstreaming als Top-Down-Prozess
83 Ursprünglich ist das Prinzip GM als Top-Down-Prozess
84 gedacht. Die Spitze einer jeden Organisation soll zuerst die
85 Verantwortung für die Umsetzung des GM-Prinzips haben, da
86 diese auch über die finanziellen, personellen und
87 organisatorischen Rahmenbedingungen entscheidet. Erst später
88 soll GM dann auch von allen anderen Mitarbeiter-inne-n der
89 Organisation getragen werden.
90 Dieser »von-oben-nach-unten«-Prozess funktioniert in der
91 Jugendarbeit in der Regel nicht. Auch deine Praxis wird dir
92 sicherlich gezeigt haben, dass viele Neuerungen und
93 Veränderungsprozesse nicht von den Vorständen kommen,
94 sondern von Gruppen und Einzelpersonen. Außerdem sind viele
95 Mitglieder nicht nur Basis, also Jugendleiter-in oder
96 Ähnliches, sondern oft auch gleichzeitig Vorstandsmitglied.
97 Sie haben eine Doppelfunktion und sind sowohl Top (oben) als
98 auch Bottom (unten). Sie wirken als Basis in den Vorstand
99 (Bottom up) und als Vorstandsmitglied auf die Prozesse z.B.
100 in der Gruppenarbeit (Top down).
101 Deshalb musst du nicht erst warten, bis dein Vorstand GM auf
102 die Tagesordnung setzt, sondern kannst unabhängig davon
103 schon mal in deiner Gruppenarbeit beginnen. Wenn du in
104 deiner Arbeit merkst, dass die Umsetzung von GM in deiner
105 Organisation insgesamt stärker in Angriff genommen werden
106 sollte, dann bring doch entsprechende Vorschläge und Anträge
107 in eure Gremien ein.
108
109 Gender Mainstreaming ist nur ein Werkzeug
110 Zum Schluss ist noch zu bedenken, dass GM lediglich ein
111 Instrument, ein Werkzeug zur Umsetzung einer
112 Geschlechtergleichstellung ist. Die politische
113 Auseinandersetzung darüber, wie die Verhältnisse zwischen
114 den Geschlechtern anders zu gestalten sind, muss ergänzend
115 hinzu kommen. Wer soll also unabhängig vom Geschlecht welche
116 Aufgaben erfüllen und warum und welche Wertschätzungen
117 erfahren diese in der Gesellschaft? Grundlagen für diesen
118 Auseinandersetzungsprozess sollten in Mädchen- bzw. Frauen-
119 und Jungen- bzw. Männergruppen, -arbeitskreisen und anderen
120 entsprechenden Netzwerken in deiner Organisation gewonnen
121 werden. Deshalb sagt der letzte Satz in der GM-Definition
122 des Landesjugendrings, dass Gender Mainstreaming nur in
123 Ergänzung zu geschlechtsspezifischer Arbeit möglich ist.
124
125 Gender Mainstreaming in der Gruppenarbeit
126 So, nun hast du einen groben Überblick darüber, was das
127 Prinzip Gender Mainstreaming ist. Offen ist nun noch, wie GM
128 ganz praktisch in deine Gruppenarbeit kommt.
129 Wie du sicherlich bemerkt hast und wir am Anfang des Textes
130 ja auch schon gesagt haben, ist GM keine pädagogische
131 Maßnahme. Deshalb können wir dir hier auch keine
132 pädagogischen Konzepte und Methoden liefern, mit denen du
133 ansonsten zu arbeiten gewohnt bist. Bei GM geht es vielmehr
134 darum, die Entscheidungsprozesse deiner Organisation zu
135 verändern. Dies geschieht, in dem du bei allen Maßnahmen,
136 Projekten, Themen, Situationen etc. jeweils die Ausgangslage
137 der Mädchen und jungen Frauen und die der Jungen und jungen
138 Männer erfasst und gemäß dem Ziel der Gleichstellung der
139 Geschlechter Schlussfolgerungen und Handlungen daraus
140 ableitest.
141
142 Schlüsselfragen als Methode
143 Die Methode ist also, viele und die richtigen Fragen, die so
144 genannten »Schlüsselfragen«, zu stellen. Dies geschieht im
145 GM-Prozess in folgenden vier Schritten:
146
147 SCHLÜSSELFRAGEN (ist im Buch eine Tabelle)
148 1. Schritt: Bestandsaufnahme Diese kann sich auf die
149 Gesellschaft beziehen, auf deinen Verband, auf ein
150 bestimmtes Thema, auf einzelne Maßnahmen und Projekte, je
151 nachdem, wie du es gerade brauchst.
152 2. Schritt: Zielsetzungen formulieren ... immer gemessen an
153 dem Oberziel der Gleichstellung der Geschlechter.
154 3. Schritt: Maßnahmen entwickeln und umsetzen Hier können
155 dich die Fachfrauen und -männer aus der Mädchen- bzw.
156 Jungenarbeit sowie aus der geschlechtsbewussten Pädagogik
157 unterstützen. Außerdem ist natürlich dieses Handbuch eine
158 kleine Hilfestellung.
159 4. Schritt: Erfolgskontrolle (Evaluation) und Bewertung Du
160 misst deine Arbeit hinsichtlich der Zielerreichung und
161 ziehst Schlussfolgerungen für die Folgemaßnahmen daraus.
162
163
164 Nachhaltige Verankerung von Gender Mainstreaming
165 Um GM dauerhaft und nachhaltig in deiner Organisation zu
166 verankern, sollten drei Ebenen ins Visier genommen werden,
167 nämlich die erste Ebene der Strukturen und Handlungsfelder
168 der Organisation insgesamt, die zweite Ebene der ehren- und
169 hauptamtlichen Mitarbeiter-innen und die dritte Ebene der
170 Maßnahmen und Projekte, die sich an die Kinder und
171 Jugendlichen, also die Mädchen bzw. jungen Frauen und Jungen
172 bzw. jungen Männer richten.
173 Das kannst du natürlich auf keinen Fall alles allein
174 schaffen, dein Schwerpunkt wird vorrangig auf der Ebene der
175 Maßnahmen und Projekte liegen. Die anderen beiden Ebenen
176 stehen eher in der Verantwortung deiner Vorstände. Sprich
177 sie doch einfach mal an und begeistere sie für GM. Zur
178 Unterstützung dafür und für eine ausführlichere
179 Beschäftigung mit diesem Thema empfehlen wir dir das
180 »Handbuch zur Qualitätsentwicklung in der
181 Jugendverbandsarbeit« des LJR.
182 Im Folgenden haben wir eine kleine Auswahl von
183 Schlüsselfragen zusammengestellt, die dir dabei helfen
184 sollen, deine Gruppenarbeit sowie Projekte und Maßnahmen zu
185 »gendern«. Versuch doch einfach mal, zusammen mit anderen
186 Gruppenleiter-inne-n die Fragen zu beantworten. Solltet ihr
187 dabei Lust auf mehr bekommen, findet ihr unter
188 www.jugendserver-niedersachsen.de ausführlichere
189 Fragelisten.
190 Wir wünschen dir viel Spaß bei der Umsetzung!

Vorschlag

  1. Bewerten Sie die Original- und die eingebrachten Versionen eines Beschlusses, indem Sie über die Pfeile Ihre Zustimmung (hoch) oder Ablehnung (runter) ausdrücken. Sie können dabei auch mehreren Versionen zustimmen oder diese ablehnen.

  2. Wählen Sie, ob Änderungen im Vergleich zur Originalversion hervorgehoben werden sollen.

  3. Sie können hier auch eine neue Version des Beschlusses einbringen.