Beschluss: 3. neXTgender - Geschlechtsbewusste Jugendarbeit, Methoden
Originalversion
| 1 | Kurz vorweg: |
| 2 | Du kannst viele Methoden aus der ganz »normalen« |
| 3 | pädagogischen Arbeit übernehmen, du musst sie nur zusätzlich |
| 4 | mit geschlechtsbewussten Inhalten füllen. Wenn du z.B. eine |
| 5 | Zeitung mit deiner Gruppe machen willst, ist die Frage |
| 6 | danach zu stellen, was Mädchen gerne lesen wollen und was |
| 7 | Jungen interessiert. Bei der Beschäftigung mit dem Thema |
| 8 | Schule ist auch zu berücksichtigen, wie Mädchen die Schule |
| 9 | erleben, wie Jungen und ob und wie z.B. die Lehrmittel auf |
| 10 | die unterschiedlichen Geschlechter eingehen … . |
| 11 | |
| 12 | Ich will so bleiben, wie ich will ... |
| 13 | – Geschlechterrollen in der Werbung |
| 14 | Du brauchst ca. 15 Minuten Videomitschnitte aus der |
| 15 | aktuellen Fernsehwerbung mit Körperpflege- (Deo, Parfüm …), |
| 16 | Reinigungs- (Spüli, Waschpulver …) und Nahrungsmitteln |
| 17 | (Nudeln, Bockwürste …) und Autos. Außerdem eine Videokamera |
| 18 | und Videoabspielgeräte. |
| 19 | |
| 20 | Durchführung: |
| 21 | Die Jugendlichen sehen den Videofilm an und sollen dabei die |
| 22 | Geschlechterrollen in der Werbung bewusst und kritisch |
| 23 | wahrnehmen, sie hinterfragen und ihren eigenen Standpunkt |
| 24 | entwickeln. Dazu sind folgende Beobachtungsfragen zu |
| 25 | beantworten: In welcher Situation werden Frauen bzw. Männer |
| 26 | dargestellt? Wie sehen Frauen bzw. Männer in der Werbung |
| 27 | aus? Welche Gefühle sollen angesprochen und vermittelt |
| 28 | werden? |
| 29 | Beim anschließenden Austausch werden zuerst die Gefühle beim |
| 30 | Ansehen der Spots angesprochen, dann werden die |
| 31 | Beobachtungsfragen ausgetauscht und reflektiert. |
| 32 | Im letzten Schritt können in Kleingruppen Werbespots zu den |
| 33 | vorher gesehenen Produktgruppen entwickelt und gedreht |
| 34 | werden. Die im Austausch erarbeiteten Rollenklischees werden |
| 35 | dabei überzeichnet oder karikiert dargestellt. |
| 36 | |
| 37 | Frauenräume – Männerräume – Ein Stadtspiel |
| 38 | Die Gruppe wird in mindestens zwei Teams eingeteilt. Jedes |
| 39 | Team braucht einen fotokopierten Stadtplan mit |
| 40 | eingezeichneter Route und nummerierten Stationen sowie einen |
| 41 | Stift. Dazu werden die einzelnen Aufgaben in Briefumschläge |
| 42 | gesteckt, die die entsprechenden Stationsnummern tragen. An |
| 43 | der letzten Station muss für jedes Team ein kleiner |
| 44 | »Stadtschatz« als Belohnung bereitstehen. |
| 45 | |
| 46 | Die Teilnehmer-innen sollen erkunden, welche Plätze Frauen |
| 47 | und Männer in der Öffentlichkeit einnehmen. |
| 48 | |
| 49 | Durchführung: |
| 50 | Zu Beginn des Spiels werden ein Ort und eine Zeit |
| 51 | ausgemacht, wo und wann sich alle Beteiligten wieder |
| 52 | treffen. Dann ziehen die Teams im Abstand von 15 Minuten |
| 53 | los, die Routen variieren gegebenenfalls, um |
| 54 | Überschneidungen zu vermeiden. |
| 55 | Folgende Aufgaben können gestellt werden: |
| 56 | > Ihr seid auf dem Marktplatz. Schaut euch alle Denkmale im |
| 57 | näheren Umkreis genau an. Wer wurde hier verewigt und warum? |
| 58 | Findet ihr auch Denkmale berühmter Frauen? |
| 59 | > Fragt Passant-inn-en nach fünf weiblichen und fünf |
| 60 | männlichen Berühmtheiten! Schreibt die Namen auf die |
| 61 | Rückseite dieses Zettels. |
| 62 | > Geht auf dem direkten Weg zum Rathaus. Versucht |
| 63 | herauszubekommen, wie viele Frauen im Gemeinderat vertreten |
| 64 | sind. |
| 65 | > Stellt euch genau fünf Minuten an die nächste Straßenecke. |
| 66 | Wie viele Kinder kommen in Begleitung ihrer Mutter vorbei? |
| 67 | Wie viele mit ihrem Vater? Erstellt dazu eine Strichliste. |
| 68 | > Ihr kommt an einer Baustelle vorbei. Arbeiten hier auch |
| 69 | Frauen? Wenn nicht, fragt die Bauarbeiter nach den Gründen. |
| 70 | > Sprecht drei verschiedene Frauen an, die allein unterwegs |
| 71 | sind. Fragt sie, ob sie auch nachts allein durch die Straßen |
| 72 | gehen. Wenn nicht, was müsste sich ihrer Meinung nach |
| 73 | ändern, damit Frauen und Mädchen auch im Dunkeln allein |
| 74 | spazieren gehen können? ... |
| 75 | |
| 76 | Szenen entwickeln – Zusammenspielen und aufeinander eingehen |
| 77 | Sicherheitshalber solltest du eine Verkleidungskiste |
| 78 | bereitstellen. |
| 79 | |
| 80 | Durchführung: |
| 81 | Die Gruppe sitzt in einem großen Kreis. Eine-r beginnt, eine |
| 82 | Aktion anzuspielen, sitzt, steht oder läuft z.B. Eine zweite |
| 83 | Person gibt der Aktion der ersten Person einen Zusammenhang, |
| 84 | indem sie weiterspielt. Z.B. die erste Person sitzt. Zweite |
| 85 | Person: »Darf ich mal Ihren Ausweis sehen?« Auf diese Weise |
| 86 | können immer mehr Personen ins Spiel kommen mit dem Auftrag, |
| 87 | es zu ergänzen oder weiter zu entwickeln. Da von den |
| 88 | Spieler-inne-n gefordert wird, den Rahmen des Spiels immer |
| 89 | weiter auszudehnen, sind sie gezwungen, einen konstruktiven |
| 90 | Beitrag zu leisten. |
| 91 | Auswertungsfragen: |
| 92 | Dauerte es lange, bis du eine Möglichkeit zur Teilnahme am |
| 93 | Spiel entdeckt hast? Haben andere dich angeregt? Wie war es, |
| 94 | als dein Spiel verändert wurde? |
| 95 | |
| 96 | Training der Sinne – Wahrnehmung trainieren |
| 97 | |
| 98 | Durchführung: |
| 99 | Eine Gruppe (6 – 8 Personen) stellt sich im Abstand von ca. |
| 100 | je 1 Meter nach Körpergröße nebeneinander. Ein |
| 101 | Gruppenmitglied prägt sich diese Aufstellung während einer |
| 102 | bestimmten Zeit genau ein. Dann schließt er/sie die Augen. |
| 103 | Die Gruppe ändert nun ihre Aufstellung, behält aber den |
| 104 | Abstand untereinander bei. Der/die Beobachter-in versucht |
| 105 | nun mit geschlossenen Augen, die ursprüngliche Größenlinie |
| 106 | der Gruppe durch Umgruppierung wiederherzustellen. |
| 107 | Variation: |
| 108 | Als Orientierungspunkte kann auch z.B. die Breite der |
| 109 | Schultern, Hüften etc. benutzt werden. |
| 110 | Auswertungsfragen: |
| 111 | Was habt ihr als Gruppe bei dem/bei der Beobachter-in |
| 112 | während des Umgruppierens beobachtet? Welche |
| 113 | Orientierungspunkte hat er/sie benutzt? |
| 114 | |
| 115 | Vorurteile – bewusste und unbewusste |
| 116 | Es werden Papier und Stifte benötigt. |
| 117 | Die Teilnehmer-innen sollen die Vorurteile über das andere |
| 118 | Geschlecht benennen. Sie sollen diese überprüfen und mit den |
| 119 | eigenen Erfahrungen in ihrem Alltag vergleichen. Sie sollen |
| 120 | übergeordnete Gemeinsamkeiten finden sowie Toleranz |
| 121 | gegenüber Andersartigkeit entwickeln und die Bereicherung in |
| 122 | der Unterschiedlichkeit entdecken. |
| 123 | |
| 124 | Durchführung: |
| 125 | In geschlechtsgetrennten Gruppen tragen die Teilnehmenden |
| 126 | Meinungen zu folgenden Fragen auf jeweils einem Blatt Papier |
| 127 | zusammen: Für die Mädchen/Frauen: Was ist schön daran, ein |
| 128 | Junge/Mann zu sein? Für die Jungen/Männer: Was ist schön |
| 129 | daran, ein-e Mädchen/Frau zu sein? |
| 130 | Dann tauschen die Gruppen ihre Papiere und diskutieren das |
| 131 | Ergebnis der anderen Geschlechtsgruppe. |
| 132 | Fragestellungen dazu: |
| 133 | Wo treffen die Meinungen der anderen Geschlechtsgruppe meine |
| 134 | Realität? (mit ++ markieren!) An welchem Punkt könnte etwas |
| 135 | Wahres dran sein? (mit + markieren!) Wo liegen sie eindeutig |
| 136 | falsch? (mit – markieren!) |
| 137 | Anschließend trifft sich die Gesamtgruppe zum |
| 138 | Meinungsaustausch. |
| 139 | Fragestellungen dazu: |
| 140 | Wo treffen wir uns im Vor-Verständnis mit dem anderen |
| 141 | Geschlecht? Wo gibt es Unterschiede? Welche Gründe haben |
| 142 | diese Unterschiede? Bei welchen Punkten haben sich in den |
| 143 | geschlechtsgetrennten Gruppen Diskussionen ergeben? Wo |
| 144 | konnte man sich schnell, wo nur mühsam einigen? |
| 145 | |
| 146 | Traumbilder und »Real Life« – Geschlechterrollen und |
| 147 | Beziehungsmodelle |
| 148 | Du brauchst Wandzeitungs- oder Flipchartpapier, |
| 149 | Edding-Stifte, Kreide oder Wachsmalstifte. |
| 150 | Die Übung ermöglicht die Wahrnehmung des eigenen Verhaltens |
| 151 | und der eigenen Einstellungen sowie die Auseinandersetzung |
| 152 | mit den Vorstellungen des anderen Geschlechts bezüglich |
| 153 | Geschlechterrollen, Rollenverteilung, gesellschaftlichen und |
| 154 | kulturellen Idealen. Mädchen und Jungen können ermuntert |
| 155 | werden, ihre Wünsche und Vorstellungen über verinnerlichte |
| 156 | Rollenbilder hinaus zu leben und verschiedene Rollen als |
| 157 | Mädchen oder Junge auszuprobieren. |
| 158 | |
| 159 | Durchführung: |
| 160 | In einer ersten geschlechtsgetrennten Runde können die |
| 161 | Mädchen bzw. Jungen unter der Fragestellung »Wie will ich |
| 162 | selbst sein« spontan in jeweils einen gemeinsamen |
| 163 | Körperumriss schreiben, wie sie sich selbst sehen, welche |
| 164 | Eigenschaften und Fähigkeiten sie für sich selbst |
| 165 | beanspruchen, wie sie gern aussehen würden, welche Ziele und |
| 166 | Wünsche sie haben. Es sollte keine besondere Betonung auf |
| 167 | die Frage des Geschlechts gelegt werden. Als Hilfestellung |
| 168 | kann angeregt werden, aufzuschreiben, was sie an einer |
| 169 | Freundin bzw. einem Freund als besonders wünschenswert |
| 170 | empfinden. Das Plakat/der Körperumriss kann zusätzlich noch |
| 171 | künstlerisch ausgestaltet werden. |
| 172 | In der darauf folgenden Auswertungs-/Gesprächsrunde |
| 173 | innerhalb der geschlechtsgetrennten Gruppe kann darauf |
| 174 | eingegangen werden, ob eher äußere oder innere Dinge genannt |
| 175 | wurden, welche Kriterien dem gesellschaftlichen oder |
| 176 | kulturellen Idealbild entsprechen, welche Werte |
| 177 | gegebenenfalls gar nicht genannt wurden. |
| 178 | In der zweiten, weiterhin geschlechtsgetrennten Runde werden |
| 179 | in einem entsprechend gestalteten Körperumriss die |
| 180 | Erwartungen und Vorstellungen gegenüber dem anderen |
| 181 | Geschlecht formuliert. Fragestellungen dazu: Wie stelle ich |
| 182 | mir den Traummann bzw. die Traumfrau vor? Welche |
| 183 | Eigenschaften und Fähigkeiten sollte diese Idealperson |
| 184 | verkörpern? Welches Verhalten wünsche ich mir von ihm/ihr? |
| 185 | In der dritten, diesmal geschlechtsgemischten Runde werden |
| 186 | die jeweils zueinander passenden Plakate (z.B. die |
| 187 | Vorstellungen der Mädchen über sich und die Erwartungen der |
| 188 | Jungen an die Mädchen) vorgestellt und miteinander |
| 189 | verglichen. Es findet eine Auseinandersetzung über die sich |
| 190 | unterscheidenden Ansprüche, über Traumbilder und |
| 191 | Wirklichkeiten statt. |
| 192 | In der Abschlussrunde werden die Selbst- und Fremdbilder der |
| 193 | Mädchen und Jungen miteinander verglichen und mit den |
| 194 | klassischen überlieferten Geschlechterrollen verglichen. Es |
| 195 | geht um die bewusste Wahrnehmung der eigenen |
| 196 | Geschlechts-identität und der eigenen Einstellungen sowie um |
| 197 | Perspektiven für die eigene Lebensplanung. |
| 198 | Variante: |
| 199 | Statt der Körperumrisse auf Plakaten können zur |
| 200 | Veranschaulichung auch entsprechende weibliche/männliche |
| 201 | Kleidungsstücke drapiert werden, an die die Teilnehmenden |
| 202 | beschriftete Karten heften. |
| 203 | |
| 204 | »Stronger« – Darstellung von Frauen und Männern in Popmusik |
| 205 | Du brauchst Musik aus den aktuellen Charts, evtl. |
| 206 | vorbereitete Texte und geeignete Abspielgeräte (Anzahl |
| 207 | entsprechend der geplanten Kleingruppen); außerdem |
| 208 | Wandzeitungen und dicke Stifte. |
| 209 | Die Jugendlichen finden heraus, ob und in welcher Weise |
| 210 | durch die Liedtexte ein bestimmtes Bild von Frauen bzw. |
| 211 | Männern vermittelt wird. Sie reflektieren den Einfluss der |
| 212 | Texte auf ihren Lebensalltag. Sie sollen die mit den Liedern |
| 213 | transportierten Männer- und Frauenbilder für sich bewerten |
| 214 | und Veränderungswünsche diskutieren. |
| 215 | |
| 216 | Durchführung: |
| 217 | Die Teilnehmenden können entweder ihre Lieblingsmusik |
| 218 | mitbringen oder es wird Musik aus den Charts vorbereitet. |
| 219 | (Ricky Martin: »She bangs«; Die Ärzte: »Manchmal haben |
| 220 | Frauen ...«; Britney Spears: »Stronger«) |
| 221 | Die Jugendlichen hören in Kleingruppen verschiedene Lieder. |
| 222 | Sie diskutieren, was über Frauen und Männer gesagt/gesungen |
| 223 | wird. Auf einer Wandzeitung notieren sie, welche |
| 224 | Eigenschaften und Bilder von Frauen und Männern durch die |
| 225 | Liedtexte vermittelt werden. |
| 226 | In der Gesamtgruppe stellen die Kleingruppen ihre |
| 227 | Arbeitsergebnisse vor. Hier wird verglichen und diskutiert. |
| 228 | Fragestellungen dazu: |
| 229 | Entsprechen die vermittelten Bilder der Lebensrealität von |
| 230 | Männern und Frauen? Haben die geschilderten Frauen oder |
| 231 | Männer Vorbildfunktion für Jugendliche? Wie stark wird der |
| 232 | Einfluss von Liedtexten von den Jugendlichen selbst |
| 233 | eingeschätzt? Gibt es nach Meinung der Teilnehmer-innen |
| 234 | einen Unterschied zwischen den Texten von weiblichen und |
| 235 | männlichen Interpret-inn-en? |
| 236 | |
| 237 | »Peter und Petra« – Geschlechterrollen, Beziehungsmodelle, |
| 238 | Berufs- und Lebensplanung |
| 239 | Du brauchst je zwei Zeichenblockblätter DIN A 2 pro |
| 240 | Kleingruppe, Wachsmalstifte bzw. Kreiden. |
| 241 | Die Übung ermöglicht die Wahrnehmung der eigenen |
| 242 | Einstellungen wie auch der Vorstellungen des anderen |
| 243 | Geschlechts hinsichtlich der Geschlechterrollen, der |
| 244 | Rollenverteilung und der gesellschaftlichen/kulturellen |
| 245 | Ideale. Mädchen und Jungen können ermutigt werden, ihre |
| 246 | Wünsche unabhängig von Klischees zu benennen und sich für |
| 247 | ihre eigenen Vorstellungen und Ideale zu engagieren. |
| 248 | |
| 249 | Durchführung: |
| 250 | Geschlechtsgemischte Kleingruppen (3-5 Pers.) bekommen den |
| 251 | Auftrag, gemeinsam zwei erdachte Lebensläufe für die |
| 252 | »Nachbarskinder« Peter und Petra zu entwerfen; die beiden |
| 253 | werden gerade eingeschult; ihr weiteres Leben bis etwa zum |
| 254 | 40. Geburtstag soll ausgemalt werden. |
| 255 | Dabei werden die Teilnehmer-innen einerseits dazu ermuntert, |
| 256 | Visionen und eigene Wünsche zu formulieren, die über die |
| 257 | traditionelle Geschlechterzuweisung hinaus reichen, |
| 258 | andererseits sollen durchaus realistisch auch Brüche, Krisen |
| 259 | und Hürden im Lebenslauf zur Sprache kommen. |
| 260 | Die einzelnen Kleingruppen stellen anschließend ihre |
| 261 | gezeichneten Lebenskurven in der Gesamtgruppe vor. |
| 262 | Wesentlicher als die Präsentation und Diskussion im Plenum |
| 263 | ist bei dieser Übung die Auseinandersetzung der Mädchen und |
| 264 | Jungen mit ihren unterschiedlichen Lebenswelten in den |
| 265 | Kleingruppen. Besonders spannende Gespräche entwickeln sich |
| 266 | angesichts von Hürden und Brüchen im Lebenslauf, wenn die |
| 267 | Gruppe sich einigen muss, ob etwa Peter oder Petra |
| 268 | Erziehungsurlaub nimmt, auf Teilzeit geht oder um der |
| 269 | Karriere willen umzieht. Auch neben diesem |
| 270 | Entscheidungsprozess kann die allgemeine Frage, wie |
| 271 | partnerschaftliche Beziehungen innerhalb unserer Kultur, in |
| 272 | Zeiten der Wirtschaftskrise etc. gelebt werden können, einen |
| 273 | breiten Raum einnehmen. |
| 274 | |
| 275 | Bilder und Vorurteile – sogar ohne Worte |
| 276 | Du brauchst lediglich einen Raum, der groß genug ist. |
| 277 | Bilder und Vorurteile über das andere Geschlecht sind häufig |
| 278 | so verfestigt, dass sie sogar ohne Worte wirken. Deshalb |
| 279 | sollen die Teilnehmer-innen die Wahrnehmung und Darstellung |
| 280 | von Bildern und Vorurteilen über das andere Geschlecht |
| 281 | reflektieren. |
| 282 | |
| 283 | Durchführung: |
| 284 | Grundmuster: Die Gruppe wird in eine Mädchen- und eine |
| 285 | Jungengruppe geteilt. Mädchen- und Jungengruppe stehen sich |
| 286 | je in einer Reihe gegenüber. Zur Vorbereitung und Absprache |
| 287 | drehen sich die Gruppen voneinander weg. Auf ein Klatschen |
| 288 | drehen sie sich einander zu und zeigen sich gegenseitig ihre |
| 289 | Darstellung der jeweiligen Aufgabe; dabei fangen abwechselnd |
| 290 | einmal die Mädchen, einmal die Jungen an. |
| 291 | – In der ersten Übung überlegt sich jede Gruppe eine |
| 292 | typische Haltung, Gestik oder Mimik des eigenen Geschlechts. |
| 293 | Diese soll pantomimisch dargestellt werden. |
| 294 | – In der zweiten Übung kann jede Person typische Haltungen |
| 295 | des eigenen Geschlechts vorstellen. |
| 296 | – In der dritten Übung soll jede Gruppe typische Haltungen |
| 297 | des jeweils anderen Geschlechts darstellen. |
| 298 | - In der vierten Übung stellt jede Person eine typische |
| 299 | Haltung des anderen Geschlechts dar. |
| 300 | - In der fünften Übung soll jede Gruppe das darstellen, was |
| 301 | aus ihrer Sicht typisch für das andere Geschlecht ist – was |
| 302 | sie aber gern genauso »schamlos« machen würde. |
| 303 | - In der sechsten Übung stellt jede Person das dar, was aus |
| 304 | ihrer Sicht typisch für das andere Geschlecht ist und was |
| 305 | sie gern genauso »schamlos« machen würde. |
| 306 | - Am Schluss erfolgt eine offene Aussprache über die |
| 307 | dargestellten Bilder. |
| 308 | Variante: |
| 309 | Es ist auch möglich, die jeweils andere Gruppe raten zu |
| 310 | lassen, was die Darstellung bedeutet. |
| 311 | |
| 312 | Literatur |
| 313 | • Christiane Burbach, Heike Schlottau (Hg.); Abenteuer |
| 314 | Fairness – Ein Arbeitsbuch zum Gendertraining; Göttingen |
| 315 | 2001 |
| 316 | • Prof. Dr. Petra Focks; Geschlechterdifferenzierende |
| 317 | Jugendarbeit mit Mädchen und Jungen als Querschnittsaufgabe |
| 318 | in: Nds. Modellprojekt »Mädchen in der Jugendarbeit« (Hg.); |
| 319 | Up To Date – Mädchenarbeit präsentiert sich, Messetage in |
| 320 | Niedersachsen; Dokumentation der ersten landesweiten Messe |
| 321 | zur Mädchenarbeit in Nds. (10./11.03.2000; Hannover 2001 |
| 322 | • Elisabeth Glücks/Franz Gerd Ottemeier-Glücks (Hg.); |
| 323 | Geschlechtsbezogene Pädagogik: ein Bildungskonzept zur |
| 324 | Qualifizierung koedukativer Praxis durch parteiliche |
| 325 | Mädchenarbeit und antisexistische Jungenarbeit; Münster 1994 |
| 326 | • Katholische Junge Gemeinde, Diözesanverband Köln (Hg.); |
| 327 | Die Brille, Konzept zur geschlechtsbezogenen Arbeit in der |
| 328 | KJG im Erzbistum Köln; Köln 1996 |
| 329 | • Kreisjugendring München-Land (Hg.); Rahmenkonzept |
| 330 | Geschlechtsreflektierte Offene Jugendarbeit; Pullach 2004 |
| 331 | • Landesjugendpfarramt der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers |
| 332 | (Hg.): mitarbeiten – Informationen für die Jugendarbeit, |
| 333 | Dezember 1996; Hannover 1996 |
| 334 | • Regina Rauw u.a. (Hg.); Perspektiven geschlechtsbezogener |
| 335 | Pädagogik, Impulse und Reflexionen zwischen Gender, Politik |
| 336 | und Bildungsarbeit; Opladen 2001 |
Der Text verglichen mit der Originalversion
| 1 | Kurz vorweg: |
| 2 | Du kannst viele Methoden aus der ganz »normalen« |
| 3 | pädagogischen Arbeit übernehmen, du musst sie nur zusätzlich |
| 4 | mit geschlechtsbewussten Inhalten füllen. Wenn du z.B. eine |
| 5 | Zeitung mit deiner Gruppe machen willst, ist die Frage |
| 6 | danach zu stellen, was Mädchen gerne lesen wollen und was |
| 7 | Jungen interessiert. Bei der Beschäftigung mit dem Thema |
| 8 | Schule ist auch zu berücksichtigen, wie Mädchen die Schule |
| 9 | erleben, wie Jungen und ob und wie z.B. die Lehrmittel auf |
| 10 | die unterschiedlichen Geschlechter eingehen … . |
| 11 | |
| 12 | Ich will so bleiben, wie ich will ... |
| 13 | – Geschlechterrollen in der Werbung |
| 14 | Du brauchst ca. 15 Minuten Videomitschnitte aus der |
| 15 | aktuellen Fernsehwerbung mit Körperpflege- (Deo, Parfüm …), |
| 16 | Reinigungs- (Spüli, Waschpulver …) und Nahrungsmitteln |
| 17 | (Nudeln, Bockwürste …) und Autos. Außerdem eine Videokamera |
| 18 | und Videoabspielgeräte. |
| 19 | |
| 20 | Durchführung: |
| 21 | Die Jugendlichen sehen den Videofilm an und sollen dabei die |
| 22 | Geschlechterrollen in der Werbung bewusst und kritisch |
| 23 | wahrnehmen, sie hinterfragen und ihren eigenen Standpunkt |
| 24 | entwickeln. Dazu sind folgende Beobachtungsfragen zu |
| 25 | beantworten: In welcher Situation werden Frauen bzw. Männer |
| 26 | dargestellt? Wie sehen Frauen bzw. Männer in der Werbung |
| 27 | aus? Welche Gefühle sollen angesprochen und vermittelt |
| 28 | werden? |
| 29 | Beim anschließenden Austausch werden zuerst die Gefühle beim |
| 30 | Ansehen der Spots angesprochen, dann werden die |
| 31 | Beobachtungsfragen ausgetauscht und reflektiert. |
| 32 | Im letzten Schritt können in Kleingruppen Werbespots zu den |
| 33 | vorher gesehenen Produktgruppen entwickelt und gedreht |
| 34 | werden. Die im Austausch erarbeiteten Rollenklischees werden |
| 35 | dabei überzeichnet oder karikiert dargestellt. |
| 36 | |
| 37 | Frauenräume – Männerräume – Ein Stadtspiel |
| 38 | Die Gruppe wird in mindestens zwei Teams eingeteilt. Jedes |
| 39 | Team braucht einen fotokopierten Stadtplan mit |
| 40 | eingezeichneter Route und nummerierten Stationen sowie einen |
| 41 | Stift. Dazu werden die einzelnen Aufgaben in Briefumschläge |
| 42 | gesteckt, die die entsprechenden Stationsnummern tragen. An |
| 43 | der letzten Station muss für jedes Team ein kleiner |
| 44 | »Stadtschatz« als Belohnung bereitstehen. |
| 45 | |
| 46 | Die Teilnehmer-innen sollen erkunden, welche Plätze Frauen |
| 47 | und Männer in der Öffentlichkeit einnehmen. |
| 48 | |
| 49 | Durchführung: |
| 50 | Zu Beginn des Spiels werden ein Ort und eine Zeit |
| 51 | ausgemacht, wo und wann sich alle Beteiligten wieder |
| 52 | treffen. Dann ziehen die Teams im Abstand von 15 Minuten |
| 53 | los, die Routen variieren gegebenenfalls, um |
| 54 | Überschneidungen zu vermeiden. |
| 55 | Folgende Aufgaben können gestellt werden: |
| 56 | > Ihr seid auf dem Marktplatz. Schaut euch alle Denkmale im |
| 57 | näheren Umkreis genau an. Wer wurde hier verewigt und warum? |
| 58 | Findet ihr auch Denkmale berühmter Frauen? |
| 59 | > Fragt Passant-inn-en nach fünf weiblichen und fünf |
| 60 | männlichen Berühmtheiten! Schreibt die Namen auf die |
| 61 | Rückseite dieses Zettels. |
| 62 | > Geht auf dem direkten Weg zum Rathaus. Versucht |
| 63 | herauszubekommen, wie viele Frauen im Gemeinderat vertreten |
| 64 | sind. |
| 65 | > Stellt euch genau fünf Minuten an die nächste Straßenecke. |
| 66 | Wie viele Kinder kommen in Begleitung ihrer Mutter vorbei? |
| 67 | Wie viele mit ihrem Vater? Erstellt dazu eine Strichliste. |
| 68 | > Ihr kommt an einer Baustelle vorbei. Arbeiten hier auch |
| 69 | Frauen? Wenn nicht, fragt die Bauarbeiter nach den Gründen. |
| 70 | > Sprecht drei verschiedene Frauen an, die allein unterwegs |
| 71 | sind. Fragt sie, ob sie auch nachts allein durch die Straßen |
| 72 | gehen. Wenn nicht, was müsste sich ihrer Meinung nach |
| 73 | ändern, damit Frauen und Mädchen auch im Dunkeln allein |
| 74 | spazieren gehen können? ... |
| 75 | |
| 76 | Szenen entwickeln – Zusammenspielen und aufeinander eingehen |
| 77 | Sicherheitshalber solltest du eine Verkleidungskiste |
| 78 | bereitstellen. |
| 79 | |
| 80 | Durchführung: |
| 81 | Die Gruppe sitzt in einem großen Kreis. Eine-r beginnt, eine |
| 82 | Aktion anzuspielen, sitzt, steht oder läuft z.B. Eine zweite |
| 83 | Person gibt der Aktion der ersten Person einen Zusammenhang, |
| 84 | indem sie weiterspielt. Z.B. die erste Person sitzt. Zweite |
| 85 | Person: »Darf ich mal Ihren Ausweis sehen?« Auf diese Weise |
| 86 | können immer mehr Personen ins Spiel kommen mit dem Auftrag, |
| 87 | es zu ergänzen oder weiter zu entwickeln. Da von den |
| 88 | Spieler-inne-n gefordert wird, den Rahmen des Spiels immer |
| 89 | weiter auszudehnen, sind sie gezwungen, einen konstruktiven |
| 90 | Beitrag zu leisten. |
| 91 | Auswertungsfragen: |
| 92 | Dauerte es lange, bis du eine Möglichkeit zur Teilnahme am |
| 93 | Spiel entdeckt hast? Haben andere dich angeregt? Wie war es, |
| 94 | als dein Spiel verändert wurde? |
| 95 | |
| 96 | Training der Sinne – Wahrnehmung trainieren |
| 97 | |
| 98 | Durchführung: |
| 99 | Eine Gruppe (6 – 8 Personen) stellt sich im Abstand von ca. |
| 100 | je 1 Meter nach Körpergröße nebeneinander. Ein |
| 101 | Gruppenmitglied prägt sich diese Aufstellung während einer |
| 102 | bestimmten Zeit genau ein. Dann schließt er/sie die Augen. |
| 103 | Die Gruppe ändert nun ihre Aufstellung, behält aber den |
| 104 | Abstand untereinander bei. Der/die Beobachter-in versucht |
| 105 | nun mit geschlossenen Augen, die ursprüngliche Größenlinie |
| 106 | der Gruppe durch Umgruppierung wiederherzustellen. |
| 107 | Variation: |
| 108 | Als Orientierungspunkte kann auch z.B. die Breite der |
| 109 | Schultern, Hüften etc. benutzt werden. |
| 110 | Auswertungsfragen: |
| 111 | Was habt ihr als Gruppe bei dem/bei der Beobachter-in |
| 112 | während des Umgruppierens beobachtet? Welche |
| 113 | Orientierungspunkte hat er/sie benutzt? |
| 114 | |
| 115 | Vorurteile – bewusste und unbewusste |
| 116 | Es werden Papier und Stifte benötigt. |
| 117 | Die Teilnehmer-innen sollen die Vorurteile über das andere |
| 118 | Geschlecht benennen. Sie sollen diese überprüfen und mit den |
| 119 | eigenen Erfahrungen in ihrem Alltag vergleichen. Sie sollen |
| 120 | übergeordnete Gemeinsamkeiten finden sowie Toleranz |
| 121 | gegenüber Andersartigkeit entwickeln und die Bereicherung in |
| 122 | der Unterschiedlichkeit entdecken. |
| 123 | |
| 124 | Durchführung: |
| 125 | In geschlechtsgetrennten Gruppen tragen die Teilnehmenden |
| 126 | Meinungen zu folgenden Fragen auf jeweils einem Blatt Papier |
| 127 | zusammen: Für die Mädchen/Frauen: Was ist schön daran, ein |
| 128 | Junge/Mann zu sein? Für die Jungen/Männer: Was ist schön |
| 129 | daran, ein-e Mädchen/Frau zu sein? |
| 130 | Dann tauschen die Gruppen ihre Papiere und diskutieren das |
| 131 | Ergebnis der anderen Geschlechtsgruppe. |
| 132 | Fragestellungen dazu: |
| 133 | Wo treffen die Meinungen der anderen Geschlechtsgruppe meine |
| 134 | Realität? (mit ++ markieren!) An welchem Punkt könnte etwas |
| 135 | Wahres dran sein? (mit + markieren!) Wo liegen sie eindeutig |
| 136 | falsch? (mit – markieren!) |
| 137 | Anschließend trifft sich die Gesamtgruppe zum |
| 138 | Meinungsaustausch. |
| 139 | Fragestellungen dazu: |
| 140 | Wo treffen wir uns im Vor-Verständnis mit dem anderen |
| 141 | Geschlecht? Wo gibt es Unterschiede? Welche Gründe haben |
| 142 | diese Unterschiede? Bei welchen Punkten haben sich in den |
| 143 | geschlechtsgetrennten Gruppen Diskussionen ergeben? Wo |
| 144 | konnte man sich schnell, wo nur mühsam einigen? |
| 145 | |
| 146 | Traumbilder und »Real Life« – Geschlechterrollen und |
| 147 | Beziehungsmodelle |
| 148 | Du brauchst Wandzeitungs- oder Flipchartpapier, |
| 149 | Edding-Stifte, Kreide oder Wachsmalstifte. |
| 150 | Die Übung ermöglicht die Wahrnehmung des eigenen Verhaltens |
| 151 | und der eigenen Einstellungen sowie die Auseinandersetzung |
| 152 | mit den Vorstellungen des anderen Geschlechts bezüglich |
| 153 | Geschlechterrollen, Rollenverteilung, gesellschaftlichen und |
| 154 | kulturellen Idealen. Mädchen und Jungen können ermuntert |
| 155 | werden, ihre Wünsche und Vorstellungen über verinnerlichte |
| 156 | Rollenbilder hinaus zu leben und verschiedene Rollen als |
| 157 | Mädchen oder Junge auszuprobieren. |
| 158 | |
| 159 | Durchführung: |
| 160 | In einer ersten geschlechtsgetrennten Runde können die |
| 161 | Mädchen bzw. Jungen unter der Fragestellung »Wie will ich |
| 162 | selbst sein« spontan in jeweils einen gemeinsamen |
| 163 | Körperumriss schreiben, wie sie sich selbst sehen, welche |
| 164 | Eigenschaften und Fähigkeiten sie für sich selbst |
| 165 | beanspruchen, wie sie gern aussehen würden, welche Ziele und |
| 166 | Wünsche sie haben. Es sollte keine besondere Betonung auf |
| 167 | die Frage des Geschlechts gelegt werden. Als Hilfestellung |
| 168 | kann angeregt werden, aufzuschreiben, was sie an einer |
| 169 | Freundin bzw. einem Freund als besonders wünschenswert |
| 170 | empfinden. Das Plakat/der Körperumriss kann zusätzlich noch |
| 171 | künstlerisch ausgestaltet werden. |
| 172 | In der darauf folgenden Auswertungs-/Gesprächsrunde |
| 173 | innerhalb der geschlechtsgetrennten Gruppe kann darauf |
| 174 | eingegangen werden, ob eher äußere oder innere Dinge genannt |
| 175 | wurden, welche Kriterien dem gesellschaftlichen oder |
| 176 | kulturellen Idealbild entsprechen, welche Werte |
| 177 | gegebenenfalls gar nicht genannt wurden. |
| 178 | In der zweiten, weiterhin geschlechtsgetrennten Runde werden |
| 179 | in einem entsprechend gestalteten Körperumriss die |
| 180 | Erwartungen und Vorstellungen gegenüber dem anderen |
| 181 | Geschlecht formuliert. Fragestellungen dazu: Wie stelle ich |
| 182 | mir den Traummann bzw. die Traumfrau vor? Welche |
| 183 | Eigenschaften und Fähigkeiten sollte diese Idealperson |
| 184 | verkörpern? Welches Verhalten wünsche ich mir von ihm/ihr? |
| 185 | In der dritten, diesmal geschlechtsgemischten Runde werden |
| 186 | die jeweils zueinander passenden Plakate (z.B. die |
| 187 | Vorstellungen der Mädchen über sich und die Erwartungen der |
| 188 | Jungen an die Mädchen) vorgestellt und miteinander |
| 189 | verglichen. Es findet eine Auseinandersetzung über die sich |
| 190 | unterscheidenden Ansprüche, über Traumbilder und |
| 191 | Wirklichkeiten statt. |
| 192 | In der Abschlussrunde werden die Selbst- und Fremdbilder der |
| 193 | Mädchen und Jungen miteinander verglichen und mit den |
| 194 | klassischen überlieferten Geschlechterrollen verglichen. Es |
| 195 | geht um die bewusste Wahrnehmung der eigenen |
| 196 | Geschlechts-identität und der eigenen Einstellungen sowie um |
| 197 | Perspektiven für die eigene Lebensplanung. |
| 198 | Variante: |
| 199 | Statt der Körperumrisse auf Plakaten können zur |
| 200 | Veranschaulichung auch entsprechende weibliche/männliche |
| 201 | Kleidungsstücke drapiert werden, an die die Teilnehmenden |
| 202 | beschriftete Karten heften. |
| 203 | |
| 204 | »Stronger« – Darstellung von Frauen und Männern in Popmusik |
| 205 | Du brauchst Musik aus den aktuellen Charts, evtl. |
| 206 | vorbereitete Texte und geeignete Abspielgeräte (Anzahl |
| 207 | entsprechend der geplanten Kleingruppen); außerdem |
| 208 | Wandzeitungen und dicke Stifte. |
| 209 | Die Jugendlichen finden heraus, ob und in welcher Weise |
| 210 | durch die Liedtexte ein bestimmtes Bild von Frauen bzw. |
| 211 | Männern vermittelt wird. Sie reflektieren den Einfluss der |
| 212 | Texte auf ihren Lebensalltag. Sie sollen die mit den Liedern |
| 213 | transportierten Männer- und Frauenbilder für sich bewerten |
| 214 | und Veränderungswünsche diskutieren. |
| 215 | |
| 216 | Durchführung: |
| 217 | Die Teilnehmenden können entweder ihre Lieblingsmusik |
| 218 | mitbringen oder es wird Musik aus den Charts vorbereitet. |
| 219 | (Ricky Martin: »She bangs«; Die Ärzte: »Manchmal haben |
| 220 | Frauen ...«; Britney Spears: »Stronger«) |
| 221 | Die Jugendlichen hören in Kleingruppen verschiedene Lieder. |
| 222 | Sie diskutieren, was über Frauen und Männer gesagt/gesungen |
| 223 | wird. Auf einer Wandzeitung notieren sie, welche |
| 224 | Eigenschaften und Bilder von Frauen und Männern durch die |
| 225 | Liedtexte vermittelt werden. |
| 226 | In der Gesamtgruppe stellen die Kleingruppen ihre |
| 227 | Arbeitsergebnisse vor. Hier wird verglichen und diskutiert. |
| 228 | Fragestellungen dazu: |
| 229 | Entsprechen die vermittelten Bilder der Lebensrealität von |
| 230 | Männern und Frauen? Haben die geschilderten Frauen oder |
| 231 | Männer Vorbildfunktion für Jugendliche? Wie stark wird der |
| 232 | Einfluss von Liedtexten von den Jugendlichen selbst |
| 233 | eingeschätzt? Gibt es nach Meinung der Teilnehmer-innen |
| 234 | einen Unterschied zwischen den Texten von weiblichen und |
| 235 | männlichen Interpret-inn-en? |
| 236 | |
| 237 | »Peter und Petra« – Geschlechterrollen, Beziehungsmodelle, |
| 238 | Berufs- und Lebensplanung |
| 239 | Du brauchst je zwei Zeichenblockblätter DIN A 2 pro |
| 240 | Kleingruppe, Wachsmalstifte bzw. Kreiden. |
| 241 | Die Übung ermöglicht die Wahrnehmung der eigenen |
| 242 | Einstellungen wie auch der Vorstellungen des anderen |
| 243 | Geschlechts hinsichtlich der Geschlechterrollen, der |
| 244 | Rollenverteilung und der gesellschaftlichen/kulturellen |
| 245 | Ideale. Mädchen und Jungen können ermutigt werden, ihre |
| 246 | Wünsche unabhängig von Klischees zu benennen und sich für |
| 247 | ihre eigenen Vorstellungen und Ideale zu engagieren. |
| 248 | |
| 249 | Durchführung: |
| 250 | Geschlechtsgemischte Kleingruppen (3-5 Pers.) bekommen den |
| 251 | Auftrag, gemeinsam zwei erdachte Lebensläufe für die |
| 252 | »Nachbarskinder« Peter und Petra zu entwerfen; die beiden |
| 253 | werden gerade eingeschult; ihr weiteres Leben bis etwa zum |
| 254 | 40. Geburtstag soll ausgemalt werden. |
| 255 | Dabei werden die Teilnehmer-innen einerseits dazu ermuntert, |
| 256 | Visionen und eigene Wünsche zu formulieren, die über die |
| 257 | traditionelle Geschlechterzuweisung hinaus reichen, |
| 258 | andererseits sollen durchaus realistisch auch Brüche, Krisen |
| 259 | und Hürden im Lebenslauf zur Sprache kommen. |
| 260 | Die einzelnen Kleingruppen stellen anschließend ihre |
| 261 | gezeichneten Lebenskurven in der Gesamtgruppe vor. |
| 262 | Wesentlicher als die Präsentation und Diskussion im Plenum |
| 263 | ist bei dieser Übung die Auseinandersetzung der Mädchen und |
| 264 | Jungen mit ihren unterschiedlichen Lebenswelten in den |
| 265 | Kleingruppen. Besonders spannende Gespräche entwickeln sich |
| 266 | angesichts von Hürden und Brüchen im Lebenslauf, wenn die |
| 267 | Gruppe sich einigen muss, ob etwa Peter oder Petra |
| 268 | Erziehungsurlaub nimmt, auf Teilzeit geht oder um der |
| 269 | Karriere willen umzieht. Auch neben diesem |
| 270 | Entscheidungsprozess kann die allgemeine Frage, wie |
| 271 | partnerschaftliche Beziehungen innerhalb unserer Kultur, in |
| 272 | Zeiten der Wirtschaftskrise etc. gelebt werden können, einen |
| 273 | breiten Raum einnehmen. |
| 274 | |
| 275 | Bilder und Vorurteile – sogar ohne Worte |
| 276 | Du brauchst lediglich einen Raum, der groß genug ist. |
| 277 | Bilder und Vorurteile über das andere Geschlecht sind häufig |
| 278 | so verfestigt, dass sie sogar ohne Worte wirken. Deshalb |
| 279 | sollen die Teilnehmer-innen die Wahrnehmung und Darstellung |
| 280 | von Bildern und Vorurteilen über das andere Geschlecht |
| 281 | reflektieren. |
| 282 | |
| 283 | Durchführung: |
| 284 | Grundmuster: Die Gruppe wird in eine Mädchen- und eine |
| 285 | Jungengruppe geteilt. Mädchen- und Jungengruppe stehen sich |
| 286 | je in einer Reihe gegenüber. Zur Vorbereitung und Absprache |
| 287 | drehen sich die Gruppen voneinander weg. Auf ein Klatschen |
| 288 | drehen sie sich einander zu und zeigen sich gegenseitig ihre |
| 289 | Darstellung der jeweiligen Aufgabe; dabei fangen abwechselnd |
| 290 | einmal die Mädchen, einmal die Jungen an. |
| 291 | – In der ersten Übung überlegt sich jede Gruppe eine |
| 292 | typische Haltung, Gestik oder Mimik des eigenen Geschlechts. |
| 293 | Diese soll pantomimisch dargestellt werden. |
| 294 | – In der zweiten Übung kann jede Person typische Haltungen |
| 295 | des eigenen Geschlechts vorstellen. |
| 296 | – In der dritten Übung soll jede Gruppe typische Haltungen |
| 297 | des jeweils anderen Geschlechts darstellen. |
| 298 | - In der vierten Übung stellt jede Person eine typische |
| 299 | Haltung des anderen Geschlechts dar. |
| 300 | - In der fünften Übung soll jede Gruppe das darstellen, was |
| 301 | aus ihrer Sicht typisch für das andere Geschlecht ist – was |
| 302 | sie aber gern genauso »schamlos« machen würde. |
| 303 | - In der sechsten Übung stellt jede Person das dar, was aus |
| 304 | ihrer Sicht typisch für das andere Geschlecht ist und was |
| 305 | sie gern genauso »schamlos« machen würde. |
| 306 | - Am Schluss erfolgt eine offene Aussprache über die |
| 307 | dargestellten Bilder. |
| 308 | Variante: |
| 309 | Es ist auch möglich, die jeweils andere Gruppe raten zu |
| 310 | lassen, was die Darstellung bedeutet. |
| 311 | |
| 312 | Literatur |
| 313 | • Christiane Burbach, Heike Schlottau (Hg.); Abenteuer |
| 314 | Fairness – Ein Arbeitsbuch zum Gendertraining; Göttingen |
| 315 | 2001 |
| 316 | • Prof. Dr. Petra Focks; Geschlechterdifferenzierende |
| 317 | Jugendarbeit mit Mädchen und Jungen als Querschnittsaufgabe |
| 318 | in: Nds. Modellprojekt »Mädchen in der Jugendarbeit« (Hg.); |
| 319 | Up To Date – Mädchenarbeit präsentiert sich, Messetage in |
| 320 | Niedersachsen; Dokumentation der ersten landesweiten Messe |
| 321 | zur Mädchenarbeit in Nds. (10./11.03.2000; Hannover 2001 |
| 322 | • Elisabeth Glücks/Franz Gerd Ottemeier-Glücks (Hg.); |
| 323 | Geschlechtsbezogene Pädagogik: ein Bildungskonzept zur |
| 324 | Qualifizierung koedukativer Praxis durch parteiliche |
| 325 | Mädchenarbeit und antisexistische Jungenarbeit; Münster 1994 |
| 326 | • Katholische Junge Gemeinde, Diözesanverband Köln (Hg.); |
| 327 | Die Brille, Konzept zur geschlechtsbezogenen Arbeit in der |
| 328 | KJG im Erzbistum Köln; Köln 1996 |
| 329 | • Kreisjugendring München-Land (Hg.); Rahmenkonzept |
| 330 | Geschlechtsreflektierte Offene Jugendarbeit; Pullach 2004 |
| 331 | • Landesjugendpfarramt der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers |
| 332 | (Hg.): mitarbeiten – Informationen für die Jugendarbeit, |
| 333 | Dezember 1996; Hannover 1996 |
| 334 | • Regina Rauw u.a. (Hg.); Perspektiven geschlechtsbezogener |
| 335 | Pädagogik, Impulse und Reflexionen zwischen Gender, Politik |
| 336 | und Bildungsarbeit; Opladen 2001 |
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