Beschluss: 3. neXTgender - Geschlechtsbewusste Jugendarbeit, Methoden
Originalversion
1 | Kurz vorweg: |
2 | Du kannst viele Methoden aus der ganz »normalen« |
3 | pädagogischen Arbeit übernehmen, du musst sie nur zusätzlich |
4 | mit geschlechtsbewussten Inhalten füllen. Wenn du z.B. eine |
5 | Zeitung mit deiner Gruppe machen willst, ist die Frage |
6 | danach zu stellen, was Mädchen gerne lesen wollen und was |
7 | Jungen interessiert. Bei der Beschäftigung mit dem Thema |
8 | Schule ist auch zu berücksichtigen, wie Mädchen die Schule |
9 | erleben, wie Jungen und ob und wie z.B. die Lehrmittel auf |
10 | die unterschiedlichen Geschlechter eingehen … . |
11 | |
12 | Ich will so bleiben, wie ich will ... |
13 | – Geschlechterrollen in der Werbung |
14 | Du brauchst ca. 15 Minuten Videomitschnitte aus der |
15 | aktuellen Fernsehwerbung mit Körperpflege- (Deo, Parfüm …), |
16 | Reinigungs- (Spüli, Waschpulver …) und Nahrungsmitteln |
17 | (Nudeln, Bockwürste …) und Autos. Außerdem eine Videokamera |
18 | und Videoabspielgeräte. |
19 | |
20 | Durchführung: |
21 | Die Jugendlichen sehen den Videofilm an und sollen dabei die |
22 | Geschlechterrollen in der Werbung bewusst und kritisch |
23 | wahrnehmen, sie hinterfragen und ihren eigenen Standpunkt |
24 | entwickeln. Dazu sind folgende Beobachtungsfragen zu |
25 | beantworten: In welcher Situation werden Frauen bzw. Männer |
26 | dargestellt? Wie sehen Frauen bzw. Männer in der Werbung |
27 | aus? Welche Gefühle sollen angesprochen und vermittelt |
28 | werden? |
29 | Beim anschließenden Austausch werden zuerst die Gefühle beim |
30 | Ansehen der Spots angesprochen, dann werden die |
31 | Beobachtungsfragen ausgetauscht und reflektiert. |
32 | Im letzten Schritt können in Kleingruppen Werbespots zu den |
33 | vorher gesehenen Produktgruppen entwickelt und gedreht |
34 | werden. Die im Austausch erarbeiteten Rollenklischees werden |
35 | dabei überzeichnet oder karikiert dargestellt. |
36 | |
37 | Frauenräume – Männerräume – Ein Stadtspiel |
38 | Die Gruppe wird in mindestens zwei Teams eingeteilt. Jedes |
39 | Team braucht einen fotokopierten Stadtplan mit |
40 | eingezeichneter Route und nummerierten Stationen sowie einen |
41 | Stift. Dazu werden die einzelnen Aufgaben in Briefumschläge |
42 | gesteckt, die die entsprechenden Stationsnummern tragen. An |
43 | der letzten Station muss für jedes Team ein kleiner |
44 | »Stadtschatz« als Belohnung bereitstehen. |
45 | |
46 | Die Teilnehmer-innen sollen erkunden, welche Plätze Frauen |
47 | und Männer in der Öffentlichkeit einnehmen. |
48 | |
49 | Durchführung: |
50 | Zu Beginn des Spiels werden ein Ort und eine Zeit |
51 | ausgemacht, wo und wann sich alle Beteiligten wieder |
52 | treffen. Dann ziehen die Teams im Abstand von 15 Minuten |
53 | los, die Routen variieren gegebenenfalls, um |
54 | Überschneidungen zu vermeiden. |
55 | Folgende Aufgaben können gestellt werden: |
56 | > Ihr seid auf dem Marktplatz. Schaut euch alle Denkmale im |
57 | näheren Umkreis genau an. Wer wurde hier verewigt und warum? |
58 | Findet ihr auch Denkmale berühmter Frauen? |
59 | > Fragt Passant-inn-en nach fünf weiblichen und fünf |
60 | männlichen Berühmtheiten! Schreibt die Namen auf die |
61 | Rückseite dieses Zettels. |
62 | > Geht auf dem direkten Weg zum Rathaus. Versucht |
63 | herauszubekommen, wie viele Frauen im Gemeinderat vertreten |
64 | sind. |
65 | > Stellt euch genau fünf Minuten an die nächste Straßenecke. |
66 | Wie viele Kinder kommen in Begleitung ihrer Mutter vorbei? |
67 | Wie viele mit ihrem Vater? Erstellt dazu eine Strichliste. |
68 | > Ihr kommt an einer Baustelle vorbei. Arbeiten hier auch |
69 | Frauen? Wenn nicht, fragt die Bauarbeiter nach den Gründen. |
70 | > Sprecht drei verschiedene Frauen an, die allein unterwegs |
71 | sind. Fragt sie, ob sie auch nachts allein durch die Straßen |
72 | gehen. Wenn nicht, was müsste sich ihrer Meinung nach |
73 | ändern, damit Frauen und Mädchen auch im Dunkeln allein |
74 | spazieren gehen können? ... |
75 | |
76 | Szenen entwickeln – Zusammenspielen und aufeinander eingehen |
77 | Sicherheitshalber solltest du eine Verkleidungskiste |
78 | bereitstellen. |
79 | |
80 | Durchführung: |
81 | Die Gruppe sitzt in einem großen Kreis. Eine-r beginnt, eine |
82 | Aktion anzuspielen, sitzt, steht oder läuft z.B. Eine zweite |
83 | Person gibt der Aktion der ersten Person einen Zusammenhang, |
84 | indem sie weiterspielt. Z.B. die erste Person sitzt. Zweite |
85 | Person: »Darf ich mal Ihren Ausweis sehen?« Auf diese Weise |
86 | können immer mehr Personen ins Spiel kommen mit dem Auftrag, |
87 | es zu ergänzen oder weiter zu entwickeln. Da von den |
88 | Spieler-inne-n gefordert wird, den Rahmen des Spiels immer |
89 | weiter auszudehnen, sind sie gezwungen, einen konstruktiven |
90 | Beitrag zu leisten. |
91 | Auswertungsfragen: |
92 | Dauerte es lange, bis du eine Möglichkeit zur Teilnahme am |
93 | Spiel entdeckt hast? Haben andere dich angeregt? Wie war es, |
94 | als dein Spiel verändert wurde? |
95 | |
96 | Training der Sinne – Wahrnehmung trainieren |
97 | |
98 | Durchführung: |
99 | Eine Gruppe (6 – 8 Personen) stellt sich im Abstand von ca. |
100 | je 1 Meter nach Körpergröße nebeneinander. Ein |
101 | Gruppenmitglied prägt sich diese Aufstellung während einer |
102 | bestimmten Zeit genau ein. Dann schließt er/sie die Augen. |
103 | Die Gruppe ändert nun ihre Aufstellung, behält aber den |
104 | Abstand untereinander bei. Der/die Beobachter-in versucht |
105 | nun mit geschlossenen Augen, die ursprüngliche Größenlinie |
106 | der Gruppe durch Umgruppierung wiederherzustellen. |
107 | Variation: |
108 | Als Orientierungspunkte kann auch z.B. die Breite der |
109 | Schultern, Hüften etc. benutzt werden. |
110 | Auswertungsfragen: |
111 | Was habt ihr als Gruppe bei dem/bei der Beobachter-in |
112 | während des Umgruppierens beobachtet? Welche |
113 | Orientierungspunkte hat er/sie benutzt? |
114 | |
115 | Vorurteile – bewusste und unbewusste |
116 | Es werden Papier und Stifte benötigt. |
117 | Die Teilnehmer-innen sollen die Vorurteile über das andere |
118 | Geschlecht benennen. Sie sollen diese überprüfen und mit den |
119 | eigenen Erfahrungen in ihrem Alltag vergleichen. Sie sollen |
120 | übergeordnete Gemeinsamkeiten finden sowie Toleranz |
121 | gegenüber Andersartigkeit entwickeln und die Bereicherung in |
122 | der Unterschiedlichkeit entdecken. |
123 | |
124 | Durchführung: |
125 | In geschlechtsgetrennten Gruppen tragen die Teilnehmenden |
126 | Meinungen zu folgenden Fragen auf jeweils einem Blatt Papier |
127 | zusammen: Für die Mädchen/Frauen: Was ist schön daran, ein |
128 | Junge/Mann zu sein? Für die Jungen/Männer: Was ist schön |
129 | daran, ein-e Mädchen/Frau zu sein? |
130 | Dann tauschen die Gruppen ihre Papiere und diskutieren das |
131 | Ergebnis der anderen Geschlechtsgruppe. |
132 | Fragestellungen dazu: |
133 | Wo treffen die Meinungen der anderen Geschlechtsgruppe meine |
134 | Realität? (mit ++ markieren!) An welchem Punkt könnte etwas |
135 | Wahres dran sein? (mit + markieren!) Wo liegen sie eindeutig |
136 | falsch? (mit – markieren!) |
137 | Anschließend trifft sich die Gesamtgruppe zum |
138 | Meinungsaustausch. |
139 | Fragestellungen dazu: |
140 | Wo treffen wir uns im Vor-Verständnis mit dem anderen |
141 | Geschlecht? Wo gibt es Unterschiede? Welche Gründe haben |
142 | diese Unterschiede? Bei welchen Punkten haben sich in den |
143 | geschlechtsgetrennten Gruppen Diskussionen ergeben? Wo |
144 | konnte man sich schnell, wo nur mühsam einigen? |
145 | |
146 | Traumbilder und »Real Life« – Geschlechterrollen und |
147 | Beziehungsmodelle |
148 | Du brauchst Wandzeitungs- oder Flipchartpapier, |
149 | Edding-Stifte, Kreide oder Wachsmalstifte. |
150 | Die Übung ermöglicht die Wahrnehmung des eigenen Verhaltens |
151 | und der eigenen Einstellungen sowie die Auseinandersetzung |
152 | mit den Vorstellungen des anderen Geschlechts bezüglich |
153 | Geschlechterrollen, Rollenverteilung, gesellschaftlichen und |
154 | kulturellen Idealen. Mädchen und Jungen können ermuntert |
155 | werden, ihre Wünsche und Vorstellungen über verinnerlichte |
156 | Rollenbilder hinaus zu leben und verschiedene Rollen als |
157 | Mädchen oder Junge auszuprobieren. |
158 | |
159 | Durchführung: |
160 | In einer ersten geschlechtsgetrennten Runde können die |
161 | Mädchen bzw. Jungen unter der Fragestellung »Wie will ich |
162 | selbst sein« spontan in jeweils einen gemeinsamen |
163 | Körperumriss schreiben, wie sie sich selbst sehen, welche |
164 | Eigenschaften und Fähigkeiten sie für sich selbst |
165 | beanspruchen, wie sie gern aussehen würden, welche Ziele und |
166 | Wünsche sie haben. Es sollte keine besondere Betonung auf |
167 | die Frage des Geschlechts gelegt werden. Als Hilfestellung |
168 | kann angeregt werden, aufzuschreiben, was sie an einer |
169 | Freundin bzw. einem Freund als besonders wünschenswert |
170 | empfinden. Das Plakat/der Körperumriss kann zusätzlich noch |
171 | künstlerisch ausgestaltet werden. |
172 | In der darauf folgenden Auswertungs-/Gesprächsrunde |
173 | innerhalb der geschlechtsgetrennten Gruppe kann darauf |
174 | eingegangen werden, ob eher äußere oder innere Dinge genannt |
175 | wurden, welche Kriterien dem gesellschaftlichen oder |
176 | kulturellen Idealbild entsprechen, welche Werte |
177 | gegebenenfalls gar nicht genannt wurden. |
178 | In der zweiten, weiterhin geschlechtsgetrennten Runde werden |
179 | in einem entsprechend gestalteten Körperumriss die |
180 | Erwartungen und Vorstellungen gegenüber dem anderen |
181 | Geschlecht formuliert. Fragestellungen dazu: Wie stelle ich |
182 | mir den Traummann bzw. die Traumfrau vor? Welche |
183 | Eigenschaften und Fähigkeiten sollte diese Idealperson |
184 | verkörpern? Welches Verhalten wünsche ich mir von ihm/ihr? |
185 | In der dritten, diesmal geschlechtsgemischten Runde werden |
186 | die jeweils zueinander passenden Plakate (z.B. die |
187 | Vorstellungen der Mädchen über sich und die Erwartungen der |
188 | Jungen an die Mädchen) vorgestellt und miteinander |
189 | verglichen. Es findet eine Auseinandersetzung über die sich |
190 | unterscheidenden Ansprüche, über Traumbilder und |
191 | Wirklichkeiten statt. |
192 | In der Abschlussrunde werden die Selbst- und Fremdbilder der |
193 | Mädchen und Jungen miteinander verglichen und mit den |
194 | klassischen überlieferten Geschlechterrollen verglichen. Es |
195 | geht um die bewusste Wahrnehmung der eigenen |
196 | Geschlechts-identität und der eigenen Einstellungen sowie um |
197 | Perspektiven für die eigene Lebensplanung. |
198 | Variante: |
199 | Statt der Körperumrisse auf Plakaten können zur |
200 | Veranschaulichung auch entsprechende weibliche/männliche |
201 | Kleidungsstücke drapiert werden, an die die Teilnehmenden |
202 | beschriftete Karten heften. |
203 | |
204 | »Stronger« – Darstellung von Frauen und Männern in Popmusik |
205 | Du brauchst Musik aus den aktuellen Charts, evtl. |
206 | vorbereitete Texte und geeignete Abspielgeräte (Anzahl |
207 | entsprechend der geplanten Kleingruppen); außerdem |
208 | Wandzeitungen und dicke Stifte. |
209 | Die Jugendlichen finden heraus, ob und in welcher Weise |
210 | durch die Liedtexte ein bestimmtes Bild von Frauen bzw. |
211 | Männern vermittelt wird. Sie reflektieren den Einfluss der |
212 | Texte auf ihren Lebensalltag. Sie sollen die mit den Liedern |
213 | transportierten Männer- und Frauenbilder für sich bewerten |
214 | und Veränderungswünsche diskutieren. |
215 | |
216 | Durchführung: |
217 | Die Teilnehmenden können entweder ihre Lieblingsmusik |
218 | mitbringen oder es wird Musik aus den Charts vorbereitet. |
219 | (Ricky Martin: »She bangs«; Die Ärzte: »Manchmal haben |
220 | Frauen ...«; Britney Spears: »Stronger«) |
221 | Die Jugendlichen hören in Kleingruppen verschiedene Lieder. |
222 | Sie diskutieren, was über Frauen und Männer gesagt/gesungen |
223 | wird. Auf einer Wandzeitung notieren sie, welche |
224 | Eigenschaften und Bilder von Frauen und Männern durch die |
225 | Liedtexte vermittelt werden. |
226 | In der Gesamtgruppe stellen die Kleingruppen ihre |
227 | Arbeitsergebnisse vor. Hier wird verglichen und diskutiert. |
228 | Fragestellungen dazu: |
229 | Entsprechen die vermittelten Bilder der Lebensrealität von |
230 | Männern und Frauen? Haben die geschilderten Frauen oder |
231 | Männer Vorbildfunktion für Jugendliche? Wie stark wird der |
232 | Einfluss von Liedtexten von den Jugendlichen selbst |
233 | eingeschätzt? Gibt es nach Meinung der Teilnehmer-innen |
234 | einen Unterschied zwischen den Texten von weiblichen und |
235 | männlichen Interpret-inn-en? |
236 | |
237 | »Peter und Petra« – Geschlechterrollen, Beziehungsmodelle, |
238 | Berufs- und Lebensplanung |
239 | Du brauchst je zwei Zeichenblockblätter DIN A 2 pro |
240 | Kleingruppe, Wachsmalstifte bzw. Kreiden. |
241 | Die Übung ermöglicht die Wahrnehmung der eigenen |
242 | Einstellungen wie auch der Vorstellungen des anderen |
243 | Geschlechts hinsichtlich der Geschlechterrollen, der |
244 | Rollenverteilung und der gesellschaftlichen/kulturellen |
245 | Ideale. Mädchen und Jungen können ermutigt werden, ihre |
246 | Wünsche unabhängig von Klischees zu benennen und sich für |
247 | ihre eigenen Vorstellungen und Ideale zu engagieren. |
248 | |
249 | Durchführung: |
250 | Geschlechtsgemischte Kleingruppen (3-5 Pers.) bekommen den |
251 | Auftrag, gemeinsam zwei erdachte Lebensläufe für die |
252 | »Nachbarskinder« Peter und Petra zu entwerfen; die beiden |
253 | werden gerade eingeschult; ihr weiteres Leben bis etwa zum |
254 | 40. Geburtstag soll ausgemalt werden. |
255 | Dabei werden die Teilnehmer-innen einerseits dazu ermuntert, |
256 | Visionen und eigene Wünsche zu formulieren, die über die |
257 | traditionelle Geschlechterzuweisung hinaus reichen, |
258 | andererseits sollen durchaus realistisch auch Brüche, Krisen |
259 | und Hürden im Lebenslauf zur Sprache kommen. |
260 | Die einzelnen Kleingruppen stellen anschließend ihre |
261 | gezeichneten Lebenskurven in der Gesamtgruppe vor. |
262 | Wesentlicher als die Präsentation und Diskussion im Plenum |
263 | ist bei dieser Übung die Auseinandersetzung der Mädchen und |
264 | Jungen mit ihren unterschiedlichen Lebenswelten in den |
265 | Kleingruppen. Besonders spannende Gespräche entwickeln sich |
266 | angesichts von Hürden und Brüchen im Lebenslauf, wenn die |
267 | Gruppe sich einigen muss, ob etwa Peter oder Petra |
268 | Erziehungsurlaub nimmt, auf Teilzeit geht oder um der |
269 | Karriere willen umzieht. Auch neben diesem |
270 | Entscheidungsprozess kann die allgemeine Frage, wie |
271 | partnerschaftliche Beziehungen innerhalb unserer Kultur, in |
272 | Zeiten der Wirtschaftskrise etc. gelebt werden können, einen |
273 | breiten Raum einnehmen. |
274 | |
275 | Bilder und Vorurteile – sogar ohne Worte |
276 | Du brauchst lediglich einen Raum, der groß genug ist. |
277 | Bilder und Vorurteile über das andere Geschlecht sind häufig |
278 | so verfestigt, dass sie sogar ohne Worte wirken. Deshalb |
279 | sollen die Teilnehmer-innen die Wahrnehmung und Darstellung |
280 | von Bildern und Vorurteilen über das andere Geschlecht |
281 | reflektieren. |
282 | |
283 | Durchführung: |
284 | Grundmuster: Die Gruppe wird in eine Mädchen- und eine |
285 | Jungengruppe geteilt. Mädchen- und Jungengruppe stehen sich |
286 | je in einer Reihe gegenüber. Zur Vorbereitung und Absprache |
287 | drehen sich die Gruppen voneinander weg. Auf ein Klatschen |
288 | drehen sie sich einander zu und zeigen sich gegenseitig ihre |
289 | Darstellung der jeweiligen Aufgabe; dabei fangen abwechselnd |
290 | einmal die Mädchen, einmal die Jungen an. |
291 | – In der ersten Übung überlegt sich jede Gruppe eine |
292 | typische Haltung, Gestik oder Mimik des eigenen Geschlechts. |
293 | Diese soll pantomimisch dargestellt werden. |
294 | – In der zweiten Übung kann jede Person typische Haltungen |
295 | des eigenen Geschlechts vorstellen. |
296 | – In der dritten Übung soll jede Gruppe typische Haltungen |
297 | des jeweils anderen Geschlechts darstellen. |
298 | - In der vierten Übung stellt jede Person eine typische |
299 | Haltung des anderen Geschlechts dar. |
300 | - In der fünften Übung soll jede Gruppe das darstellen, was |
301 | aus ihrer Sicht typisch für das andere Geschlecht ist – was |
302 | sie aber gern genauso »schamlos« machen würde. |
303 | - In der sechsten Übung stellt jede Person das dar, was aus |
304 | ihrer Sicht typisch für das andere Geschlecht ist und was |
305 | sie gern genauso »schamlos« machen würde. |
306 | - Am Schluss erfolgt eine offene Aussprache über die |
307 | dargestellten Bilder. |
308 | Variante: |
309 | Es ist auch möglich, die jeweils andere Gruppe raten zu |
310 | lassen, was die Darstellung bedeutet. |
311 | |
312 | Literatur |
313 | • Christiane Burbach, Heike Schlottau (Hg.); Abenteuer |
314 | Fairness – Ein Arbeitsbuch zum Gendertraining; Göttingen |
315 | 2001 |
316 | • Prof. Dr. Petra Focks; Geschlechterdifferenzierende |
317 | Jugendarbeit mit Mädchen und Jungen als Querschnittsaufgabe |
318 | in: Nds. Modellprojekt »Mädchen in der Jugendarbeit« (Hg.); |
319 | Up To Date – Mädchenarbeit präsentiert sich, Messetage in |
320 | Niedersachsen; Dokumentation der ersten landesweiten Messe |
321 | zur Mädchenarbeit in Nds. (10./11.03.2000; Hannover 2001 |
322 | • Elisabeth Glücks/Franz Gerd Ottemeier-Glücks (Hg.); |
323 | Geschlechtsbezogene Pädagogik: ein Bildungskonzept zur |
324 | Qualifizierung koedukativer Praxis durch parteiliche |
325 | Mädchenarbeit und antisexistische Jungenarbeit; Münster 1994 |
326 | • Katholische Junge Gemeinde, Diözesanverband Köln (Hg.); |
327 | Die Brille, Konzept zur geschlechtsbezogenen Arbeit in der |
328 | KJG im Erzbistum Köln; Köln 1996 |
329 | • Kreisjugendring München-Land (Hg.); Rahmenkonzept |
330 | Geschlechtsreflektierte Offene Jugendarbeit; Pullach 2004 |
331 | • Landesjugendpfarramt der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers |
332 | (Hg.): mitarbeiten – Informationen für die Jugendarbeit, |
333 | Dezember 1996; Hannover 1996 |
334 | • Regina Rauw u.a. (Hg.); Perspektiven geschlechtsbezogener |
335 | Pädagogik, Impulse und Reflexionen zwischen Gender, Politik |
336 | und Bildungsarbeit; Opladen 2001 |
Der Text verglichen mit der Originalversion
1 | Kurz vorweg: |
2 | Du kannst viele Methoden aus der ganz »normalen« |
3 | pädagogischen Arbeit übernehmen, du musst sie nur zusätzlich |
4 | mit geschlechtsbewussten Inhalten füllen. Wenn du z.B. eine |
5 | Zeitung mit deiner Gruppe machen willst, ist die Frage |
6 | danach zu stellen, was Mädchen gerne lesen wollen und was |
7 | Jungen interessiert. Bei der Beschäftigung mit dem Thema |
8 | Schule ist auch zu berücksichtigen, wie Mädchen die Schule |
9 | erleben, wie Jungen und ob und wie z.B. die Lehrmittel auf |
10 | die unterschiedlichen Geschlechter eingehen … . |
11 | |
12 | Ich will so bleiben, wie ich will ... |
13 | – Geschlechterrollen in der Werbung |
14 | Du brauchst ca. 15 Minuten Videomitschnitte aus der |
15 | aktuellen Fernsehwerbung mit Körperpflege- (Deo, Parfüm …), |
16 | Reinigungs- (Spüli, Waschpulver …) und Nahrungsmitteln |
17 | (Nudeln, Bockwürste …) und Autos. Außerdem eine Videokamera |
18 | und Videoabspielgeräte. |
19 | |
20 | Durchführung: |
21 | Die Jugendlichen sehen den Videofilm an und sollen dabei die |
22 | Geschlechterrollen in der Werbung bewusst und kritisch |
23 | wahrnehmen, sie hinterfragen und ihren eigenen Standpunkt |
24 | entwickeln. Dazu sind folgende Beobachtungsfragen zu |
25 | beantworten: In welcher Situation werden Frauen bzw. Männer |
26 | dargestellt? Wie sehen Frauen bzw. Männer in der Werbung |
27 | aus? Welche Gefühle sollen angesprochen und vermittelt |
28 | werden? |
29 | Beim anschließenden Austausch werden zuerst die Gefühle beim |
30 | Ansehen der Spots angesprochen, dann werden die |
31 | Beobachtungsfragen ausgetauscht und reflektiert. |
32 | Im letzten Schritt können in Kleingruppen Werbespots zu den |
33 | vorher gesehenen Produktgruppen entwickelt und gedreht |
34 | werden. Die im Austausch erarbeiteten Rollenklischees werden |
35 | dabei überzeichnet oder karikiert dargestellt. |
36 | |
37 | Frauenräume – Männerräume – Ein Stadtspiel |
38 | Die Gruppe wird in mindestens zwei Teams eingeteilt. Jedes |
39 | Team braucht einen fotokopierten Stadtplan mit |
40 | eingezeichneter Route und nummerierten Stationen sowie einen |
41 | Stift. Dazu werden die einzelnen Aufgaben in Briefumschläge |
42 | gesteckt, die die entsprechenden Stationsnummern tragen. An |
43 | der letzten Station muss für jedes Team ein kleiner |
44 | »Stadtschatz« als Belohnung bereitstehen. |
45 | |
46 | Die Teilnehmer-innen sollen erkunden, welche Plätze Frauen |
47 | und Männer in der Öffentlichkeit einnehmen. |
48 | |
49 | Durchführung: |
50 | Zu Beginn des Spiels werden ein Ort und eine Zeit |
51 | ausgemacht, wo und wann sich alle Beteiligten wieder |
52 | treffen. Dann ziehen die Teams im Abstand von 15 Minuten |
53 | los, die Routen variieren gegebenenfalls, um |
54 | Überschneidungen zu vermeiden. |
55 | Folgende Aufgaben können gestellt werden: |
56 | > Ihr seid auf dem Marktplatz. Schaut euch alle Denkmale im |
57 | näheren Umkreis genau an. Wer wurde hier verewigt und warum? |
58 | Findet ihr auch Denkmale berühmter Frauen? |
59 | > Fragt Passant-inn-en nach fünf weiblichen und fünf |
60 | männlichen Berühmtheiten! Schreibt die Namen auf die |
61 | Rückseite dieses Zettels. |
62 | > Geht auf dem direkten Weg zum Rathaus. Versucht |
63 | herauszubekommen, wie viele Frauen im Gemeinderat vertreten |
64 | sind. |
65 | > Stellt euch genau fünf Minuten an die nächste Straßenecke. |
66 | Wie viele Kinder kommen in Begleitung ihrer Mutter vorbei? |
67 | Wie viele mit ihrem Vater? Erstellt dazu eine Strichliste. |
68 | > Ihr kommt an einer Baustelle vorbei. Arbeiten hier auch |
69 | Frauen? Wenn nicht, fragt die Bauarbeiter nach den Gründen. |
70 | > Sprecht drei verschiedene Frauen an, die allein unterwegs |
71 | sind. Fragt sie, ob sie auch nachts allein durch die Straßen |
72 | gehen. Wenn nicht, was müsste sich ihrer Meinung nach |
73 | ändern, damit Frauen und Mädchen auch im Dunkeln allein |
74 | spazieren gehen können? ... |
75 | |
76 | Szenen entwickeln – Zusammenspielen und aufeinander eingehen |
77 | Sicherheitshalber solltest du eine Verkleidungskiste |
78 | bereitstellen. |
79 | |
80 | Durchführung: |
81 | Die Gruppe sitzt in einem großen Kreis. Eine-r beginnt, eine |
82 | Aktion anzuspielen, sitzt, steht oder läuft z.B. Eine zweite |
83 | Person gibt der Aktion der ersten Person einen Zusammenhang, |
84 | indem sie weiterspielt. Z.B. die erste Person sitzt. Zweite |
85 | Person: »Darf ich mal Ihren Ausweis sehen?« Auf diese Weise |
86 | können immer mehr Personen ins Spiel kommen mit dem Auftrag, |
87 | es zu ergänzen oder weiter zu entwickeln. Da von den |
88 | Spieler-inne-n gefordert wird, den Rahmen des Spiels immer |
89 | weiter auszudehnen, sind sie gezwungen, einen konstruktiven |
90 | Beitrag zu leisten. |
91 | Auswertungsfragen: |
92 | Dauerte es lange, bis du eine Möglichkeit zur Teilnahme am |
93 | Spiel entdeckt hast? Haben andere dich angeregt? Wie war es, |
94 | als dein Spiel verändert wurde? |
95 | |
96 | Training der Sinne – Wahrnehmung trainieren |
97 | |
98 | Durchführung: |
99 | Eine Gruppe (6 – 8 Personen) stellt sich im Abstand von ca. |
100 | je 1 Meter nach Körpergröße nebeneinander. Ein |
101 | Gruppenmitglied prägt sich diese Aufstellung während einer |
102 | bestimmten Zeit genau ein. Dann schließt er/sie die Augen. |
103 | Die Gruppe ändert nun ihre Aufstellung, behält aber den |
104 | Abstand untereinander bei. Der/die Beobachter-in versucht |
105 | nun mit geschlossenen Augen, die ursprüngliche Größenlinie |
106 | der Gruppe durch Umgruppierung wiederherzustellen. |
107 | Variation: |
108 | Als Orientierungspunkte kann auch z.B. die Breite der |
109 | Schultern, Hüften etc. benutzt werden. |
110 | Auswertungsfragen: |
111 | Was habt ihr als Gruppe bei dem/bei der Beobachter-in |
112 | während des Umgruppierens beobachtet? Welche |
113 | Orientierungspunkte hat er/sie benutzt? |
114 | |
115 | Vorurteile – bewusste und unbewusste |
116 | Es werden Papier und Stifte benötigt. |
117 | Die Teilnehmer-innen sollen die Vorurteile über das andere |
118 | Geschlecht benennen. Sie sollen diese überprüfen und mit den |
119 | eigenen Erfahrungen in ihrem Alltag vergleichen. Sie sollen |
120 | übergeordnete Gemeinsamkeiten finden sowie Toleranz |
121 | gegenüber Andersartigkeit entwickeln und die Bereicherung in |
122 | der Unterschiedlichkeit entdecken. |
123 | |
124 | Durchführung: |
125 | In geschlechtsgetrennten Gruppen tragen die Teilnehmenden |
126 | Meinungen zu folgenden Fragen auf jeweils einem Blatt Papier |
127 | zusammen: Für die Mädchen/Frauen: Was ist schön daran, ein |
128 | Junge/Mann zu sein? Für die Jungen/Männer: Was ist schön |
129 | daran, ein-e Mädchen/Frau zu sein? |
130 | Dann tauschen die Gruppen ihre Papiere und diskutieren das |
131 | Ergebnis der anderen Geschlechtsgruppe. |
132 | Fragestellungen dazu: |
133 | Wo treffen die Meinungen der anderen Geschlechtsgruppe meine |
134 | Realität? (mit ++ markieren!) An welchem Punkt könnte etwas |
135 | Wahres dran sein? (mit + markieren!) Wo liegen sie eindeutig |
136 | falsch? (mit – markieren!) |
137 | Anschließend trifft sich die Gesamtgruppe zum |
138 | Meinungsaustausch. |
139 | Fragestellungen dazu: |
140 | Wo treffen wir uns im Vor-Verständnis mit dem anderen |
141 | Geschlecht? Wo gibt es Unterschiede? Welche Gründe haben |
142 | diese Unterschiede? Bei welchen Punkten haben sich in den |
143 | geschlechtsgetrennten Gruppen Diskussionen ergeben? Wo |
144 | konnte man sich schnell, wo nur mühsam einigen? |
145 | |
146 | Traumbilder und »Real Life« – Geschlechterrollen und |
147 | Beziehungsmodelle |
148 | Du brauchst Wandzeitungs- oder Flipchartpapier, |
149 | Edding-Stifte, Kreide oder Wachsmalstifte. |
150 | Die Übung ermöglicht die Wahrnehmung des eigenen Verhaltens |
151 | und der eigenen Einstellungen sowie die Auseinandersetzung |
152 | mit den Vorstellungen des anderen Geschlechts bezüglich |
153 | Geschlechterrollen, Rollenverteilung, gesellschaftlichen und |
154 | kulturellen Idealen. Mädchen und Jungen können ermuntert |
155 | werden, ihre Wünsche und Vorstellungen über verinnerlichte |
156 | Rollenbilder hinaus zu leben und verschiedene Rollen als |
157 | Mädchen oder Junge auszuprobieren. |
158 | |
159 | Durchführung: |
160 | In einer ersten geschlechtsgetrennten Runde können die |
161 | Mädchen bzw. Jungen unter der Fragestellung »Wie will ich |
162 | selbst sein« spontan in jeweils einen gemeinsamen |
163 | Körperumriss schreiben, wie sie sich selbst sehen, welche |
164 | Eigenschaften und Fähigkeiten sie für sich selbst |
165 | beanspruchen, wie sie gern aussehen würden, welche Ziele und |
166 | Wünsche sie haben. Es sollte keine besondere Betonung auf |
167 | die Frage des Geschlechts gelegt werden. Als Hilfestellung |
168 | kann angeregt werden, aufzuschreiben, was sie an einer |
169 | Freundin bzw. einem Freund als besonders wünschenswert |
170 | empfinden. Das Plakat/der Körperumriss kann zusätzlich noch |
171 | künstlerisch ausgestaltet werden. |
172 | In der darauf folgenden Auswertungs-/Gesprächsrunde |
173 | innerhalb der geschlechtsgetrennten Gruppe kann darauf |
174 | eingegangen werden, ob eher äußere oder innere Dinge genannt |
175 | wurden, welche Kriterien dem gesellschaftlichen oder |
176 | kulturellen Idealbild entsprechen, welche Werte |
177 | gegebenenfalls gar nicht genannt wurden. |
178 | In der zweiten, weiterhin geschlechtsgetrennten Runde werden |
179 | in einem entsprechend gestalteten Körperumriss die |
180 | Erwartungen und Vorstellungen gegenüber dem anderen |
181 | Geschlecht formuliert. Fragestellungen dazu: Wie stelle ich |
182 | mir den Traummann bzw. die Traumfrau vor? Welche |
183 | Eigenschaften und Fähigkeiten sollte diese Idealperson |
184 | verkörpern? Welches Verhalten wünsche ich mir von ihm/ihr? |
185 | In der dritten, diesmal geschlechtsgemischten Runde werden |
186 | die jeweils zueinander passenden Plakate (z.B. die |
187 | Vorstellungen der Mädchen über sich und die Erwartungen der |
188 | Jungen an die Mädchen) vorgestellt und miteinander |
189 | verglichen. Es findet eine Auseinandersetzung über die sich |
190 | unterscheidenden Ansprüche, über Traumbilder und |
191 | Wirklichkeiten statt. |
192 | In der Abschlussrunde werden die Selbst- und Fremdbilder der |
193 | Mädchen und Jungen miteinander verglichen und mit den |
194 | klassischen überlieferten Geschlechterrollen verglichen. Es |
195 | geht um die bewusste Wahrnehmung der eigenen |
196 | Geschlechts-identität und der eigenen Einstellungen sowie um |
197 | Perspektiven für die eigene Lebensplanung. |
198 | Variante: |
199 | Statt der Körperumrisse auf Plakaten können zur |
200 | Veranschaulichung auch entsprechende weibliche/männliche |
201 | Kleidungsstücke drapiert werden, an die die Teilnehmenden |
202 | beschriftete Karten heften. |
203 | |
204 | »Stronger« – Darstellung von Frauen und Männern in Popmusik |
205 | Du brauchst Musik aus den aktuellen Charts, evtl. |
206 | vorbereitete Texte und geeignete Abspielgeräte (Anzahl |
207 | entsprechend der geplanten Kleingruppen); außerdem |
208 | Wandzeitungen und dicke Stifte. |
209 | Die Jugendlichen finden heraus, ob und in welcher Weise |
210 | durch die Liedtexte ein bestimmtes Bild von Frauen bzw. |
211 | Männern vermittelt wird. Sie reflektieren den Einfluss der |
212 | Texte auf ihren Lebensalltag. Sie sollen die mit den Liedern |
213 | transportierten Männer- und Frauenbilder für sich bewerten |
214 | und Veränderungswünsche diskutieren. |
215 | |
216 | Durchführung: |
217 | Die Teilnehmenden können entweder ihre Lieblingsmusik |
218 | mitbringen oder es wird Musik aus den Charts vorbereitet. |
219 | (Ricky Martin: »She bangs«; Die Ärzte: »Manchmal haben |
220 | Frauen ...«; Britney Spears: »Stronger«) |
221 | Die Jugendlichen hören in Kleingruppen verschiedene Lieder. |
222 | Sie diskutieren, was über Frauen und Männer gesagt/gesungen |
223 | wird. Auf einer Wandzeitung notieren sie, welche |
224 | Eigenschaften und Bilder von Frauen und Männern durch die |
225 | Liedtexte vermittelt werden. |
226 | In der Gesamtgruppe stellen die Kleingruppen ihre |
227 | Arbeitsergebnisse vor. Hier wird verglichen und diskutiert. |
228 | Fragestellungen dazu: |
229 | Entsprechen die vermittelten Bilder der Lebensrealität von |
230 | Männern und Frauen? Haben die geschilderten Frauen oder |
231 | Männer Vorbildfunktion für Jugendliche? Wie stark wird der |
232 | Einfluss von Liedtexten von den Jugendlichen selbst |
233 | eingeschätzt? Gibt es nach Meinung der Teilnehmer-innen |
234 | einen Unterschied zwischen den Texten von weiblichen und |
235 | männlichen Interpret-inn-en? |
236 | |
237 | »Peter und Petra« – Geschlechterrollen, Beziehungsmodelle, |
238 | Berufs- und Lebensplanung |
239 | Du brauchst je zwei Zeichenblockblätter DIN A 2 pro |
240 | Kleingruppe, Wachsmalstifte bzw. Kreiden. |
241 | Die Übung ermöglicht die Wahrnehmung der eigenen |
242 | Einstellungen wie auch der Vorstellungen des anderen |
243 | Geschlechts hinsichtlich der Geschlechterrollen, der |
244 | Rollenverteilung und der gesellschaftlichen/kulturellen |
245 | Ideale. Mädchen und Jungen können ermutigt werden, ihre |
246 | Wünsche unabhängig von Klischees zu benennen und sich für |
247 | ihre eigenen Vorstellungen und Ideale zu engagieren. |
248 | |
249 | Durchführung: |
250 | Geschlechtsgemischte Kleingruppen (3-5 Pers.) bekommen den |
251 | Auftrag, gemeinsam zwei erdachte Lebensläufe für die |
252 | »Nachbarskinder« Peter und Petra zu entwerfen; die beiden |
253 | werden gerade eingeschult; ihr weiteres Leben bis etwa zum |
254 | 40. Geburtstag soll ausgemalt werden. |
255 | Dabei werden die Teilnehmer-innen einerseits dazu ermuntert, |
256 | Visionen und eigene Wünsche zu formulieren, die über die |
257 | traditionelle Geschlechterzuweisung hinaus reichen, |
258 | andererseits sollen durchaus realistisch auch Brüche, Krisen |
259 | und Hürden im Lebenslauf zur Sprache kommen. |
260 | Die einzelnen Kleingruppen stellen anschließend ihre |
261 | gezeichneten Lebenskurven in der Gesamtgruppe vor. |
262 | Wesentlicher als die Präsentation und Diskussion im Plenum |
263 | ist bei dieser Übung die Auseinandersetzung der Mädchen und |
264 | Jungen mit ihren unterschiedlichen Lebenswelten in den |
265 | Kleingruppen. Besonders spannende Gespräche entwickeln sich |
266 | angesichts von Hürden und Brüchen im Lebenslauf, wenn die |
267 | Gruppe sich einigen muss, ob etwa Peter oder Petra |
268 | Erziehungsurlaub nimmt, auf Teilzeit geht oder um der |
269 | Karriere willen umzieht. Auch neben diesem |
270 | Entscheidungsprozess kann die allgemeine Frage, wie |
271 | partnerschaftliche Beziehungen innerhalb unserer Kultur, in |
272 | Zeiten der Wirtschaftskrise etc. gelebt werden können, einen |
273 | breiten Raum einnehmen. |
274 | |
275 | Bilder und Vorurteile – sogar ohne Worte |
276 | Du brauchst lediglich einen Raum, der groß genug ist. |
277 | Bilder und Vorurteile über das andere Geschlecht sind häufig |
278 | so verfestigt, dass sie sogar ohne Worte wirken. Deshalb |
279 | sollen die Teilnehmer-innen die Wahrnehmung und Darstellung |
280 | von Bildern und Vorurteilen über das andere Geschlecht |
281 | reflektieren. |
282 | |
283 | Durchführung: |
284 | Grundmuster: Die Gruppe wird in eine Mädchen- und eine |
285 | Jungengruppe geteilt. Mädchen- und Jungengruppe stehen sich |
286 | je in einer Reihe gegenüber. Zur Vorbereitung und Absprache |
287 | drehen sich die Gruppen voneinander weg. Auf ein Klatschen |
288 | drehen sie sich einander zu und zeigen sich gegenseitig ihre |
289 | Darstellung der jeweiligen Aufgabe; dabei fangen abwechselnd |
290 | einmal die Mädchen, einmal die Jungen an. |
291 | – In der ersten Übung überlegt sich jede Gruppe eine |
292 | typische Haltung, Gestik oder Mimik des eigenen Geschlechts. |
293 | Diese soll pantomimisch dargestellt werden. |
294 | – In der zweiten Übung kann jede Person typische Haltungen |
295 | des eigenen Geschlechts vorstellen. |
296 | – In der dritten Übung soll jede Gruppe typische Haltungen |
297 | des jeweils anderen Geschlechts darstellen. |
298 | - In der vierten Übung stellt jede Person eine typische |
299 | Haltung des anderen Geschlechts dar. |
300 | - In der fünften Übung soll jede Gruppe das darstellen, was |
301 | aus ihrer Sicht typisch für das andere Geschlecht ist – was |
302 | sie aber gern genauso »schamlos« machen würde. |
303 | - In der sechsten Übung stellt jede Person das dar, was aus |
304 | ihrer Sicht typisch für das andere Geschlecht ist und was |
305 | sie gern genauso »schamlos« machen würde. |
306 | - Am Schluss erfolgt eine offene Aussprache über die |
307 | dargestellten Bilder. |
308 | Variante: |
309 | Es ist auch möglich, die jeweils andere Gruppe raten zu |
310 | lassen, was die Darstellung bedeutet. |
311 | |
312 | Literatur |
313 | • Christiane Burbach, Heike Schlottau (Hg.); Abenteuer |
314 | Fairness – Ein Arbeitsbuch zum Gendertraining; Göttingen |
315 | 2001 |
316 | • Prof. Dr. Petra Focks; Geschlechterdifferenzierende |
317 | Jugendarbeit mit Mädchen und Jungen als Querschnittsaufgabe |
318 | in: Nds. Modellprojekt »Mädchen in der Jugendarbeit« (Hg.); |
319 | Up To Date – Mädchenarbeit präsentiert sich, Messetage in |
320 | Niedersachsen; Dokumentation der ersten landesweiten Messe |
321 | zur Mädchenarbeit in Nds. (10./11.03.2000; Hannover 2001 |
322 | • Elisabeth Glücks/Franz Gerd Ottemeier-Glücks (Hg.); |
323 | Geschlechtsbezogene Pädagogik: ein Bildungskonzept zur |
324 | Qualifizierung koedukativer Praxis durch parteiliche |
325 | Mädchenarbeit und antisexistische Jungenarbeit; Münster 1994 |
326 | • Katholische Junge Gemeinde, Diözesanverband Köln (Hg.); |
327 | Die Brille, Konzept zur geschlechtsbezogenen Arbeit in der |
328 | KJG im Erzbistum Köln; Köln 1996 |
329 | • Kreisjugendring München-Land (Hg.); Rahmenkonzept |
330 | Geschlechtsreflektierte Offene Jugendarbeit; Pullach 2004 |
331 | • Landesjugendpfarramt der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers |
332 | (Hg.): mitarbeiten – Informationen für die Jugendarbeit, |
333 | Dezember 1996; Hannover 1996 |
334 | • Regina Rauw u.a. (Hg.); Perspektiven geschlechtsbezogener |
335 | Pädagogik, Impulse und Reflexionen zwischen Gender, Politik |
336 | und Bildungsarbeit; Opladen 2001 |
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