Beschluss: 1.2 neXTgender - Themen der Mädchenarbeit

Originalversion

1 Abenteuer und Erlebnis
2 Mädchen sind mutige Abenteurerinnen. Und wenn du mit einer
3 Gruppe von Mädchen Aktivitäten, wie z.B. Klettertouren,
4 Segeltörns oder ein »Wildniscamp« durchführst, dann werden
5 die Mädchen begeistert sein. Erlebnispädagogik stärkt
6 Mädchen, da sie dabei Selbstvertrauen aufbauen, eigene
7 Grenzen wahrnehmen und ziehen lernen, andere Lösungen finden
8 und kennen lernen und ihre Kooperations- und Teamfähigkeit
9 ausbauen können.
10
11 »Das geht nur gemeinsam!«
12 (Abenteuer- und Erlebnisspiele-Nachmittag)
13 Wenn ihr kooperative Abenteuerspiele in Gruppen spielt, ist
14 es wichtig, vorher Vertrauensspiele durchzuführen, von denen
15 ihr im Folgenden zwei Beispiele findet.
16 1.) Eine Person steht fest wie ein Fels mit gegrätschten
17 Beinen auf dem Boden, die Partnerin lehnt sich mit »steifem«
18 Körper (Körperspannung aufbauen!) an den »Fels« in
19 verschiedenen Positionen an.
20 2.) »Pendelspiel«: Ein Mädchen steht in der Mitte und macht
21 sich steif wie ein Brett. Von einer Mitspielerin hinter ihr
22 (Hände an die Schulterblätter des Mädchens in der Mitte) und
23 einer Mitspielerin vor ihr (Hände an ihre Schultern/das
24 Schlüsselbein) wird sie dann vorsichtig hin- und herbewegt.
25
26 Im Anschluss an die Vertrauensspiele könnt ihr mit den
27 Abenteuerspielen wie »Das Blatt wenden« oder »Blindformen«
28 beginnen.
29
30 »Das Blatt wenden«
31 Dieses Spiel ist sehr einfach und hat gleichzeitig einen
32 hohen Symbolgehalt. Die ganze Gruppe stellt sich auf einen
33 Teppich oder eine Plastikplane aus dem Baumarkt. Die Gruppe
34 soll die Plane nun wenden, ohne sie zu verlassen. Sollte
35 dennoch ein Gruppenmitglied – und sei es nur mit einem Haar
36 – den Boden berühren, muss die Übung von Neuem begonnen
37 werden.
38 Variante: Zusätzlich kann die Gruppe Ziele definieren, die
39 sie in der Zukunft erreichen will. Diese werden auf
40 Klebeband geschrieben und auf die Unterseite der Plane
41 geklebt. Danach werden Verhaltensweisen besprochen, die in
42 der Zukunft nicht mehr vorkommen sollen. Diese werden auf
43 die Oberseite geklebt. Oder unten die Erwartungen und oben
44 die Befürchtungen etc. Anschließend könnt ihr die Übung
45 auswerten mit Fragen wie: Hat es geholfen, Nachbarn zu
46 haben? Was möchtet ihr hinter euch lassen und zu welchen
47 neuen Werten wollt ihr finden?
48
49 »Blindformen«
50 Die Spielerinnen schließen die Augen oder erhalten eine
51 Augenbinde. Vertrauen, Orientierungssinn und räumliche
52 Vorstellungskraft sind bei diesem Spiel besonders wichtig.
53 Da die Spielerinnen das Spiel blind durchführen, sind sie
54 auf eine präzise Kommunikation angewiesen. Die Gruppe
55 bekommt den Auftrag, das Seil zu finden, das die
56 Spielleitung in ca. 10 m Entfernung abgelegt hat. Sobald das
57 Seil gefunden wurde, soll es in eine einfache geometrische
58 Form (z.B. Quadrat, Dreieck) gebracht werden. Die Gruppe
59 entscheidet selbst, wann sie fertig ist und die Augen öffnen
60 kann, um das Ergebnis zu überprüfen.
61 Auswertungsfragen können sein: Wie effektiv wurde
62 miteinander geredet? Wie zufrieden war ich mit meiner Rolle?
63 Wie wurde die Entscheidung gefällt, das die Gruppe jetzt
64 fertig ist?
65
66 »Draußen, draußen, draußen!« (Wildniscamp)
67 An einem Wochenende draußen kannst du mit Mädchen viel
68 Aufregendes und Ungewohntes erleben. Ihr könnt eure Zelte
69 selbst aufstellen oder ein Nachtlager mit Planen, Stöcken
70 und Seilen bauen, ihr könnt auf dem selbst entfachten Feuer
71 kochen und backen, durch die Natur streifen und diese mit
72 Spielen mal anders wahrnehmen. Ihr könnt Pfeil und Bogen
73 bauen und damit schießen oder ein Floß selbst bauen und
74 damit den Dorfteich unsicher machen. Ihr könnt auch eine
75 Nachtwanderung ohne Geisterschreck und mit Wunschkerzen
76 machen, damit die Angst, sich im Dunkeln zurechtzufinden,
77 nicht noch größer wird, und natürlich könnt ihr draußen
78 spielen, spielen und spielen … 1.000 Möglichkeiten also, ein
79 Wochenende abenteuerlich zu erleben.
80 Das Mädchenerlebnismobil der DLRG-Jugend könnt ihr euch für
81 erlebnispädagogische Aktionen kostengünstig im
82 Landesjugendsekretariat der DLRG (Tel. 0511/8379212)
83 ausleihen. Es beinhaltet zahlreiche Materialien für
84 Inline-Skaten (incl. Jump-Ramp), für Klettern, Floßbau und
85 Zirkusaktionen und zusätzlich Holz- und Metallwerkzeug.
86 Ausleihbedingungen bitte unter obenstehender Telefonnummer
87 erfragen!
88
89 »Die Welt ist nicht genug« – Lebensplanung und Beruf
90 Mädchen wollen heute qualifizierte Berufe erlernen. Sie
91 wollen unabhängig und selbstständig sein. Sie wollen einen
92 Beruf, der ihnen Spaß macht, und meist wollen sie Familie
93 und Partnerschaft: alles gleichzeitig und lebenslang. Die
94 Wirklichkeit sieht oft ganz anders aus. Daher sind
95 Lebensplanung und Beruf wichtige Themen in der Arbeit mit
96 Mädchen. Es geht dabei um das Erkennen eigener Fähigkeiten,
97 Fertigkeiten und Interessen, um Informationen zu bestimmten
98 Berufen (incl. Verdienstmög-lichkeiten), um Zukunftspläne
99 bezüglich Beruf und Familie u.v.m.
100
101 Ich werde Prinzessin – Mein Traumberuf (Bildcollage)
102 Um sich nicht vorschnell mit dem scheinbar Realistischen
103 zufrieden zu geben und um den Fantasien noch Raum zu geben,
104 sollten Mädchen ihre Traumberufe und Berufswünsche
105 ausführlich besprechen und beraten können. Wichtig ist, dass
106 sie das Gefühl bekommen, mit ihren Träumen ernst genommen zu
107 werden. Dafür benötigt ihr diverse Zeitschriften, Zeitungen,
108 Broschüren (z.B. vom Arbeitsamt), Klebstoff, Schere, für
109 alle Buntpapier, Mal-/Wachs-/Filzstifte, Fotos, bunte
110 Kordel. (Es ist wichtig, vielfältiges Bildmaterial
111 bereitzustellen, um die Ideen nicht durch die Bildauswahl
112 einzuschränken.
113 Jedes Mädchen stellt eine Collage zum Thema »Mein
114 Traumberuf« her. Im Vorgespräch oder während des Suchens von
115 Bildern für die Collage wird der Begriff »Traumberuf«
116 andiskutiert mit Fragen wie beispielsweise »Was ist ein
117 Traumberuf?«, »Was würde der Traumberuf in meinem Leben
118 verändern?« etc. Nach Fertigstellen der Collagen stellen
119 alle Mädchen ihre Bilder vor. Mögliche Fragen für das
120 Gespräch sind: Welchen Beruf habe ich dargestellt? Warum?
121 Strebe ich diesen Beruf an oder habe ich den Wunsch schon
122 aufgegeben?
123
124 »Das ist mir in meinem Leben wichtig!«
125 (Abbildung: Verteilungskuchen)
126 Für die eigene Lebensplanung muss sich jedes Mädchen klar
127 darüber werden, was ihm im Leben wichtig ist, denn es gibt
128 zahlreiche Faktoren, die in der eigenen Gestaltung von
129 Beruf, Familie, Freundschaft und Freizeit eine Rolle
130 spielen. Für diese Methode bereitest du Arbeitsblätter mit
131 der Frage »Was ist mir in meinem Leben wichtig?« und einem
132 großen Kreis vor. Die Mädchen können diesen »Kuchen« nun in
133 verschieden große Stücke – je nach Wichtigkeit –
134 unterteilen, die Stücke ausmalen und beschriften. Zu
135 bedenken wären dabei folgende Gesichtspunkte:
136 Anschließend teilen sich die Mädchen gegenseitig ihre
137 Vorstellungen mit und tauschen sich aus.
138
139 »Girl‘s Day vor Ort« – Reporterinnen unterwegs
140 Besonders spannend ist es auch, wenn Mädchen direkt mit
141 Frauen aus unterschiedlichen Berufsfeldern in Kontakt treten
142 und sie über die jeweiligen Berufe interviewen und darüber,
143 was ihnen daran gefällt und was nicht. Dazu gibt es
144 verschiedene Möglichkeiten: Die Mädchen können losziehen, um
145 Frauen in bestimmten – vielleicht eher untypischen? –
146 Berufsfeldern zu interviewen (Was sie tun, warum sie diesen
147 Beruf gewählt haben, ob er ihnen Spaß macht u.v.m). Sie
148 können die berufstätigen Frauen z.B. an ihrem Arbeitsplatz
149 besuchen und eine Reportage darüber machen. Oder aber sie
150 organisieren eine Veranstaltung, zu der sie berufstätige
151 Frauen einladen. Du siehst also, es gibt viele
152 Möglichkeiten, mit denen ihr mehr über den Berufsalltag von
153 Frauen erfahren könnt: Videofilm, Reportage, Radiointerview,
154 Veranstaltung, Projekt oder Ausstellung.
155 Um das Thema »Ausbildung – Beruf – Arbeit« mit Mädchen ab 12
156 Jahren in interaktiver Form und mit vielfältigen und
157 lustigen Methoden zu behandeln, kannst du »Finde deinen Weg«
158 – ein Parcour zur Berufsorientierung und Lebensplanung beim
159 Landkreis Northeim (Tel. 0 55 51 – 70 83 26) kostenlos
160 ausleihen. Für den Transport ist ein Kombi, Bulli oder
161 Anhänger nötig.
162 Handwerk, Technik und PC
163 Während sich in gemischten Gruppen häufig Jungen in
164 Bereichen wie Handwerk, Technik und Computer in der ersten
165 Reihe engagieren und bestimmen, was gemacht wird, zeigen
166 Mädchen eher, was sie im technischen Bereich drauf haben,
167 wenn sie unter sich sind. Sie müssen sich dann nicht »doof
168 stellen«, um dem Bild vom »typischen Mädchen« zu
169 entsprechen, und können Neues ausprobieren, ohne darin
170 gleich bewertet zu werden. Aktionen und Projekte im
171 technischen Bereich können sehr kreativ angegangen werden
172 und bringen den Mädchen neben viel Spaß auch die
173 Möglichkeit, sich mit vielfältigeren Berufswahlmöglichkeiten
174 – also auch mit Berufen im technischen Bereich – auseinander
175 setzen zu können.
176
177 Aktion Gruppenraumrenovierung
178 Könnte euer Gruppenraum einmal runderneuert werden? Daraus
179 könnt ihr ein schönes Projekt machen – ein bisschen
180 Vorbereitung, Werkzeug, Material und Vorwissen gehört
181 allerdings dazu. Tapezieren, Streichen, neue Lampenschirme
182 bauen (auf Sicherheit achten: Überhitzung etc.), auch neues
183 Mobiliar wie Stühle, Sessel u.Ä. sind drin – eurer Fantasie
184 sind keine Grenzen gesetzt.
185 Übrigens kann man auf Schrottplätzen – ein Besuch dort lohnt
186 sich allemal – interessante Rohre, Zahnräder u.ä. finden und
187 billig erstehen (Kilopreise erfragen), mit denen – evtl. im
188 Materialmix mit Holz, Draht, Stein, Stoff, Schrauben etc. –
189 interessante Skulpturen hergestellt werden können.
190
191 Bildbearbeitung am PC (Projekt)
192 Eine schöne Möglichkeit, das Arbeiten am PC mit Kreativität
193 und einem spannenden Thema zu verknüpfen, ist ein Projekt,
194 bei dem ihr Bilder am PC bearbeitet – vielleicht gleich mit
195 dem Ziel, eine Ausstellung der Bilder am Ende des Projektes
196 zu organisieren! Wenn eure PCs keine speziellen
197 Bildbearbeitungsprogramme haben, reicht Word vollkommen aus.
198 Ihr könnt Fotos, die ihr mit der Digital-Kamera gemacht
199 habt, aber auch Bilder aus dem Internet etc. verwenden und
200 mit Texten versehen. Falls du dich noch nicht mit
201 Bildbearbeitungsprogrammen auskennst, wird eine kurze
202 Einarbeitung genügen, da die Programme sehr
203 benutzer-innenfreundlich sind. Hilfestellungen und
204 Fortbildungen gibt es z.B. bei Blickwechsel e.V. – Verein
205 für Medien- und Kulturpädagogik in Göttingen, Tel. 0551/48
206 71 06, Mail: blickwechsel@medienpaed.de.
207
208 Videofilm (Projekt)
209 Videofilme könnt ihr zu allen möglichen Themen drehen.
210 Bei den Medienpädagogischen Zentren (z.B.
211 Medienpädagogisches Zentrum Hannover: Tel. 0511/66 78 42
212 (Zentrale)) in Niedersachsen kannst du Videokamera, Stativ
213 und Mikrofon ausleihen. Du bekommst dort auch
214 Gestaltungstipps und -infos fürs Filmen. Außerdem kannst du
215 dort lernen, wie man schneidet, und einen Schneideplatz
216 buchen, um den Film fertig zu stellen. Wenn du nachweisen
217 kannst, dass eine Einrichtung hinter dir steht, dann ist das
218 Ganze kostenlos. Viele Städte haben auch einen Bürgersender.
219 Auch an diesen Sender kannst du dich wenden, wenn du Tipps
220 und Hilfe brauchst oder wenn eure Mädchengruppe beschlossen
221 hat, dass der Film, den ihr gedreht habt, dort gezeigt
222 werden soll.
223
224 Radio (Projekt)
225 In vielen Orten gibt es auch ein Bürgerradio. Hier können
226 verschiedene Gruppen Sendungen selbst machen. Wenn du mit
227 einer Mädchengruppe eine Radiosendung machen möchtest,
228 kannst du dich an das Bürgerradio wenden und ihr bekommt
229 dann einen Termin für eure Sendung. Ihr könnt dann entweder
230 eine Live-Sendung machen oder ihr recherchiert bereits vorab
231 und stellt eine Reportage zusammen.
232
233 Mädchen stärken: Selbstbehauptung
234 Eine Aufgabe von Mädchenarbeit ist es, die Mädchen darin zu
235 stärken und zu unterstützen, sich für ihre eigenen
236 Bedürfnisse einzusetzen. Dazu gehört es, zu wissen, was man
237 will, und das auch im Umgang mit anderen vertreten zu
238 können. Hier machen wir dir einen Vorschlag für die
239 Umsetzung von Rollenspielen, in denen die Mädchen ihre
240 Selbstbehauptungsfähigkeiten üben können.
241 »Und täglich grüßt das Murmeltier«
242 (Rollenspiel/Eingreiftheater)
243 Es ist nie festgelegt, wie wir in einer Situation reagieren
244 müssen. Meist gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sicherlich
245 kann sich jedes Mädchen an eine Situation erinnern, in der
246 es sich nicht so verhalten hat, wie es es eigentlich wollte.
247 Das kann in einem Rollenspiel nachgeholt und geübt werden.
248 Beispiele: Jemandem einmal so richtig die eigene Meinung
249 sagen, auf seinem Recht beharren, nicht nachgeben etc. Dafür
250 soll jede 10 Min. für sich nachdenken und eine Situation,
251 die sie erlebt hat und gerne spielen möchte, auf eine
252 Karteikarte schreiben. Dann beschreibt jede in der Runde
253 ihre Situation. Gemeinsam kann eine der Situationen
254 ausgewählt werden und von dem jeweiligen Mädchen und
255 weiteren Mitspielerinnen, die sie sich aussuchen darf,
256 nachgespielt werden. Anschließend wird die Situation
257 nochmals gespielt und das Mädchen kann diesmal eine neue
258 Reaktion ausprobieren. Ist sie nun zufrieden? Oder will sie
259 die Situation noch einmal spielen? Es wird so lange
260 gespielt, bis sich das Mädchen in der Situation so verhält,
261 wie sie es richtig gut findet. Achtung: Nicht diskutieren,
262 sondern spielen!
263 Alternative: Du überlegst dir vor der Gruppenstunde einige
264 Situationen, in denen ein Mädchen sich selbst behaupten
265 muss, und diese werden in der Gruppe gespielt und gemeinsam
266 wird nach zufrieden stellenden Verhaltensweisen gesucht.
267
268 Schönheit und Identität
269 Mädchen stehen stark unter dem Druck, »schön zu sein«.
270 Gleichzeitig haben Mode und Kleidung eine große Bedeutung
271 für den Selbstausdruck und das eigene Zugehörigkeitsgefühl
272 von Mädchen im Alltag. Wenn Schönheit Thema in einer
273 Mädchengruppe werden soll, dann geht es neben dem Spaß
274 darum, sich schön zu machen und sich zu inszenieren, auch
275 darum, danach zu fragen, in welchem Maße Schönheitsideale
276 gemacht und damit wandelbar sind und wie wichtig
277 Ausstrahlung und Persönlichkeit für Schönheit sind.
278 Fragen wie diese können gestellt werden:
279 Warum möchte ich sein wie jemand anders? Woher kommen die
280 Schönheitsideale? Gibt es für Jungen genauso starke
281 Schönheitsnormen? Wie wäre es eigentlich, wenn alle gleich
282 schön aussehen würden, einer Norm folgend? Was macht deine
283 Persönlichkeit aus, macht dich anders als andere?
284
285 Schönheit hat viele Gesichter (Methodenfolge)
286 Was finde ich schön? Was spricht mich an? Um das
287 herauszufinden, kannst du unterschiedliche Frauenbilder aus
288 Werbung, Showgeschäft, alte und junge Frauen von der Straße,
289 dicke und dünne Frauen mit unterschiedlichen
290 Gesichtsausdrücken, Schere, Tonkarton, Kleber, Stifte
291 bereitstellen. Die Mädchen sollen Bilder heraussuchen und
292 beschreiben, was sie an den ausgewählten Bildern schön
293 finden, und sich über ihre Schönheitsvorstellungen
294 austauschen. Es entsteht eine Schönheitscollage mit ganz
295 unterschiedlichen Gesichtern. Wahrscheinlich spricht die
296 Mädchen viel mehr an als die glatte, jugendliche Schönheit.
297 Ausdruck und Mimik sind wichtig dafür, was als schön
298 empfunden wird, weil sie etwas über den Menschen aussagen.
299 Im Anschluss an die Bilderauswahl und -besprechung stellt
300 sich ein Mädchen zur Verfügung, um einen Körperumriss auf
301 Papier zu malen. Der Umriss wird gefüllt mit dem, was die
302 Mädchen äußerlich an anderen schön finden, und mit
303 Eigenschaften, die auf sie eine Anziehung haben (z.B.
304 Lachen, Freundlichkeit …). Ihr könnt den gefüllten Körper
305 betrachten und überlegen, was jede von euch davon hat.
306
307 Die eigene Schönheit mit anderen Augen (Kreativmethode)
308 Mädchen sind in Bezug auf ihr eigenes Aussehen oft sehr
309 kritisch. Eine Möglichkeit, um das aufzubrechen, ist die
310 Rückmeldung durch andere Mädchen. Die könnt ihr in eine
311 Geschichte rahmen: In Afrika sind Frauen oft sehr schön
312 gekleidet, obwohl sie keinen Spiegel zur Verfügung haben.
313 Der Spiegel sind dort die anderen Frauen. In diesem Sinne
314 notiert jedes Mädchen eine Eigenschaft, einen Charakterzug,
315 eine Begabung, ein äußerliches Merkmal für jedes andere
316 Mädchen in der Gruppe, das sie an ihr schön findet. Die
317 Komplimente werden in einen Briefumschlag für jedes Mädchen
318 gesteckt. Danach lesen die Mädchen ihre Komplimente und
319 suchen Symbole dafür, die sie dann auf den Rand einer
320 Spiegelfliese malen. So entsteht für jede eine
321 Spiegelfliese, die ihr beim Blick in den Spiegel die selbst
322 wahrgenommene Schönheit präsentiert – sie aber gleichzeitig
323 mit den Symbolen am Rand daran erinnert, was andere an ihr
324 schön finden.
325
326 »Auf Wolke Sieben« – Partnerschaft, Liebe und Sexualität
327 Partnerschaft, Liebe und Sexualität sind wichtige Themen für
328 Mädchen: Was unterscheidet Freundschaft und Liebe? Welche
329 Lebensform wünsche ich mir: Familie mit Kindern,
330 Partnerschaft mit einem Mann ohne Kinder, Partnerschaft mit
331 einer Frau, Zusammenleben mit vielen Freundinnen und
332 Freunden oder bin ich die geborene Singlefrau? Mädchen sind
333 auf der Suche nach Beziehung und nach ihren eigenen, ganz
334 persönlichen Lebensplänen und deren Verwirklichung, und
335 dabei wirst auch du als Gruppenleiterin immer wieder
336 angefragt werden. Fragen, die mit Lebensplanung,
337 Partnerschaft und Sexualität zusammenhängen, beschäftigen
338 Mädchen. Rechtlich liegt der Bereich der Sexualerziehung
339 dabei vorrangig im Aufgabenbereich der Eltern. Aber wie
340 reagierst du, wenn ein Mädchen dich etwas fragt? Oder wenn
341 Mädchen durch Anspielungen oder Provokationen versuchen, das
342 Thema ins Spiel zu bringen? Dann ist es wichtig, dass du
343 solche Fragen und Provokationen nicht überhörst, sondern
344 darauf eingehst, denn sie zeigen, dass Mädchen hier etwas
345 wissen wollen, etwas erfahren wollen und deine Reaktion
346 herausfordern. Wie du dabei reagieren wirst, hängt auch
347 davon ab, wie sicher du dich selbst in diesem Bereich
348 fühlst. Wenn du nicht weißt, wie du reagieren sollst, oder
349 wenn du Fragen hast, kann es helfen, sich mit anderen
350 Gruppenleiterinnen zu besprechen oder auch Hauptamtliche
351 oder andere Erwachsene zu Rate zu ziehen.
352
353 Tipps zum Weiterlesen
354 für Kapitel 2:
355 • A. Christiansen u.a.: »Mädchen Los! Mädchen Macht! 100 und
356 1 Idee zur Mädchenarbeit.«
357 • Landesjugendring NRW: »Mädchenwelten in Jugendverbänden«

Der Text verglichen mit der Originalversion

1 Abenteuer und Erlebnis
2 Mädchen sind mutige Abenteurerinnen. Und wenn du mit einer
3 Gruppe von Mädchen Aktivitäten, wie z.B. Klettertouren,
4 Segeltörns oder ein »Wildniscamp« durchführst, dann werden
5 die Mädchen begeistert sein. Erlebnispädagogik stärkt
6 Mädchen, da sie dabei Selbstvertrauen aufbauen, eigene
7 Grenzen wahrnehmen und ziehen lernen, andere Lösungen finden
8 und kennen lernen und ihre Kooperations- und Teamfähigkeit
9 ausbauen können.
10
11 »Das geht nur gemeinsam!«
12 (Abenteuer- und Erlebnisspiele-Nachmittag)
13 Wenn ihr kooperative Abenteuerspiele in Gruppen spielt, ist
14 es wichtig, vorher Vertrauensspiele durchzuführen, von denen
15 ihr im Folgenden zwei Beispiele findet.
16 1.) Eine Person steht fest wie ein Fels mit gegrätschten
17 Beinen auf dem Boden, die Partnerin lehnt sich mit »steifem«
18 Körper (Körperspannung aufbauen!) an den »Fels« in
19 verschiedenen Positionen an.
20 2.) »Pendelspiel«: Ein Mädchen steht in der Mitte und macht
21 sich steif wie ein Brett. Von einer Mitspielerin hinter ihr
22 (Hände an die Schulterblätter des Mädchens in der Mitte) und
23 einer Mitspielerin vor ihr (Hände an ihre Schultern/das
24 Schlüsselbein) wird sie dann vorsichtig hin- und herbewegt.
25
26 Im Anschluss an die Vertrauensspiele könnt ihr mit den
27 Abenteuerspielen wie »Das Blatt wenden« oder »Blindformen«
28 beginnen.
29
30 »Das Blatt wenden«
31 Dieses Spiel ist sehr einfach und hat gleichzeitig einen
32 hohen Symbolgehalt. Die ganze Gruppe stellt sich auf einen
33 Teppich oder eine Plastikplane aus dem Baumarkt. Die Gruppe
34 soll die Plane nun wenden, ohne sie zu verlassen. Sollte
35 dennoch ein Gruppenmitglied – und sei es nur mit einem Haar
36 – den Boden berühren, muss die Übung von Neuem begonnen
37 werden.
38 Variante: Zusätzlich kann die Gruppe Ziele definieren, die
39 sie in der Zukunft erreichen will. Diese werden auf
40 Klebeband geschrieben und auf die Unterseite der Plane
41 geklebt. Danach werden Verhaltensweisen besprochen, die in
42 der Zukunft nicht mehr vorkommen sollen. Diese werden auf
43 die Oberseite geklebt. Oder unten die Erwartungen und oben
44 die Befürchtungen etc. Anschließend könnt ihr die Übung
45 auswerten mit Fragen wie: Hat es geholfen, Nachbarn zu
46 haben? Was möchtet ihr hinter euch lassen und zu welchen
47 neuen Werten wollt ihr finden?
48
49 »Blindformen«
50 Die Spielerinnen schließen die Augen oder erhalten eine
51 Augenbinde. Vertrauen, Orientierungssinn und räumliche
52 Vorstellungskraft sind bei diesem Spiel besonders wichtig.
53 Da die Spielerinnen das Spiel blind durchführen, sind sie
54 auf eine präzise Kommunikation angewiesen. Die Gruppe
55 bekommt den Auftrag, das Seil zu finden, das die
56 Spielleitung in ca. 10 m Entfernung abgelegt hat. Sobald das
57 Seil gefunden wurde, soll es in eine einfache geometrische
58 Form (z.B. Quadrat, Dreieck) gebracht werden. Die Gruppe
59 entscheidet selbst, wann sie fertig ist und die Augen öffnen
60 kann, um das Ergebnis zu überprüfen.
61 Auswertungsfragen können sein: Wie effektiv wurde
62 miteinander geredet? Wie zufrieden war ich mit meiner Rolle?
63 Wie wurde die Entscheidung gefällt, das die Gruppe jetzt
64 fertig ist?
65
66 »Draußen, draußen, draußen!« (Wildniscamp)
67 An einem Wochenende draußen kannst du mit Mädchen viel
68 Aufregendes und Ungewohntes erleben. Ihr könnt eure Zelte
69 selbst aufstellen oder ein Nachtlager mit Planen, Stöcken
70 und Seilen bauen, ihr könnt auf dem selbst entfachten Feuer
71 kochen und backen, durch die Natur streifen und diese mit
72 Spielen mal anders wahrnehmen. Ihr könnt Pfeil und Bogen
73 bauen und damit schießen oder ein Floß selbst bauen und
74 damit den Dorfteich unsicher machen. Ihr könnt auch eine
75 Nachtwanderung ohne Geisterschreck und mit Wunschkerzen
76 machen, damit die Angst, sich im Dunkeln zurechtzufinden,
77 nicht noch größer wird, und natürlich könnt ihr draußen
78 spielen, spielen und spielen … 1.000 Möglichkeiten also, ein
79 Wochenende abenteuerlich zu erleben.
80 Das Mädchenerlebnismobil der DLRG-Jugend könnt ihr euch für
81 erlebnispädagogische Aktionen kostengünstig im
82 Landesjugendsekretariat der DLRG (Tel. 0511/8379212)
83 ausleihen. Es beinhaltet zahlreiche Materialien für
84 Inline-Skaten (incl. Jump-Ramp), für Klettern, Floßbau und
85 Zirkusaktionen und zusätzlich Holz- und Metallwerkzeug.
86 Ausleihbedingungen bitte unter obenstehender Telefonnummer
87 erfragen!
88
89 »Die Welt ist nicht genug« – Lebensplanung und Beruf
90 Mädchen wollen heute qualifizierte Berufe erlernen. Sie
91 wollen unabhängig und selbstständig sein. Sie wollen einen
92 Beruf, der ihnen Spaß macht, und meist wollen sie Familie
93 und Partnerschaft: alles gleichzeitig und lebenslang. Die
94 Wirklichkeit sieht oft ganz anders aus. Daher sind
95 Lebensplanung und Beruf wichtige Themen in der Arbeit mit
96 Mädchen. Es geht dabei um das Erkennen eigener Fähigkeiten,
97 Fertigkeiten und Interessen, um Informationen zu bestimmten
98 Berufen (incl. Verdienstmög-lichkeiten), um Zukunftspläne
99 bezüglich Beruf und Familie u.v.m.
100
101 Ich werde Prinzessin – Mein Traumberuf (Bildcollage)
102 Um sich nicht vorschnell mit dem scheinbar Realistischen
103 zufrieden zu geben und um den Fantasien noch Raum zu geben,
104 sollten Mädchen ihre Traumberufe und Berufswünsche
105 ausführlich besprechen und beraten können. Wichtig ist, dass
106 sie das Gefühl bekommen, mit ihren Träumen ernst genommen zu
107 werden. Dafür benötigt ihr diverse Zeitschriften, Zeitungen,
108 Broschüren (z.B. vom Arbeitsamt), Klebstoff, Schere, für
109 alle Buntpapier, Mal-/Wachs-/Filzstifte, Fotos, bunte
110 Kordel. (Es ist wichtig, vielfältiges Bildmaterial
111 bereitzustellen, um die Ideen nicht durch die Bildauswahl
112 einzuschränken.
113 Jedes Mädchen stellt eine Collage zum Thema »Mein
114 Traumberuf« her. Im Vorgespräch oder während des Suchens von
115 Bildern für die Collage wird der Begriff »Traumberuf«
116 andiskutiert mit Fragen wie beispielsweise »Was ist ein
117 Traumberuf?«, »Was würde der Traumberuf in meinem Leben
118 verändern?« etc. Nach Fertigstellen der Collagen stellen
119 alle Mädchen ihre Bilder vor. Mögliche Fragen für das
120 Gespräch sind: Welchen Beruf habe ich dargestellt? Warum?
121 Strebe ich diesen Beruf an oder habe ich den Wunsch schon
122 aufgegeben?
123
124 »Das ist mir in meinem Leben wichtig!«
125 (Abbildung: Verteilungskuchen)
126 Für die eigene Lebensplanung muss sich jedes Mädchen klar
127 darüber werden, was ihm im Leben wichtig ist, denn es gibt
128 zahlreiche Faktoren, die in der eigenen Gestaltung von
129 Beruf, Familie, Freundschaft und Freizeit eine Rolle
130 spielen. Für diese Methode bereitest du Arbeitsblätter mit
131 der Frage »Was ist mir in meinem Leben wichtig?« und einem
132 großen Kreis vor. Die Mädchen können diesen »Kuchen« nun in
133 verschieden große Stücke – je nach Wichtigkeit –
134 unterteilen, die Stücke ausmalen und beschriften. Zu
135 bedenken wären dabei folgende Gesichtspunkte:
136 Anschließend teilen sich die Mädchen gegenseitig ihre
137 Vorstellungen mit und tauschen sich aus.
138
139 »Girl‘s Day vor Ort« – Reporterinnen unterwegs
140 Besonders spannend ist es auch, wenn Mädchen direkt mit
141 Frauen aus unterschiedlichen Berufsfeldern in Kontakt treten
142 und sie über die jeweiligen Berufe interviewen und darüber,
143 was ihnen daran gefällt und was nicht. Dazu gibt es
144 verschiedene Möglichkeiten: Die Mädchen können losziehen, um
145 Frauen in bestimmten – vielleicht eher untypischen? –
146 Berufsfeldern zu interviewen (Was sie tun, warum sie diesen
147 Beruf gewählt haben, ob er ihnen Spaß macht u.v.m). Sie
148 können die berufstätigen Frauen z.B. an ihrem Arbeitsplatz
149 besuchen und eine Reportage darüber machen. Oder aber sie
150 organisieren eine Veranstaltung, zu der sie berufstätige
151 Frauen einladen. Du siehst also, es gibt viele
152 Möglichkeiten, mit denen ihr mehr über den Berufsalltag von
153 Frauen erfahren könnt: Videofilm, Reportage, Radiointerview,
154 Veranstaltung, Projekt oder Ausstellung.
155 Um das Thema »Ausbildung – Beruf – Arbeit« mit Mädchen ab 12
156 Jahren in interaktiver Form und mit vielfältigen und
157 lustigen Methoden zu behandeln, kannst du »Finde deinen Weg«
158 – ein Parcour zur Berufsorientierung und Lebensplanung beim
159 Landkreis Northeim (Tel. 0 55 51 – 70 83 26) kostenlos
160 ausleihen. Für den Transport ist ein Kombi, Bulli oder
161 Anhänger nötig.
162 Handwerk, Technik und PC
163 Während sich in gemischten Gruppen häufig Jungen in
164 Bereichen wie Handwerk, Technik und Computer in der ersten
165 Reihe engagieren und bestimmen, was gemacht wird, zeigen
166 Mädchen eher, was sie im technischen Bereich drauf haben,
167 wenn sie unter sich sind. Sie müssen sich dann nicht »doof
168 stellen«, um dem Bild vom »typischen Mädchen« zu
169 entsprechen, und können Neues ausprobieren, ohne darin
170 gleich bewertet zu werden. Aktionen und Projekte im
171 technischen Bereich können sehr kreativ angegangen werden
172 und bringen den Mädchen neben viel Spaß auch die
173 Möglichkeit, sich mit vielfältigeren Berufswahlmöglichkeiten
174 – also auch mit Berufen im technischen Bereich – auseinander
175 setzen zu können.
176
177 Aktion Gruppenraumrenovierung
178 Könnte euer Gruppenraum einmal runderneuert werden? Daraus
179 könnt ihr ein schönes Projekt machen – ein bisschen
180 Vorbereitung, Werkzeug, Material und Vorwissen gehört
181 allerdings dazu. Tapezieren, Streichen, neue Lampenschirme
182 bauen (auf Sicherheit achten: Überhitzung etc.), auch neues
183 Mobiliar wie Stühle, Sessel u.Ä. sind drin – eurer Fantasie
184 sind keine Grenzen gesetzt.
185 Übrigens kann man auf Schrottplätzen – ein Besuch dort lohnt
186 sich allemal – interessante Rohre, Zahnräder u.ä. finden und
187 billig erstehen (Kilopreise erfragen), mit denen – evtl. im
188 Materialmix mit Holz, Draht, Stein, Stoff, Schrauben etc. –
189 interessante Skulpturen hergestellt werden können.
190
191 Bildbearbeitung am PC (Projekt)
192 Eine schöne Möglichkeit, das Arbeiten am PC mit Kreativität
193 und einem spannenden Thema zu verknüpfen, ist ein Projekt,
194 bei dem ihr Bilder am PC bearbeitet – vielleicht gleich mit
195 dem Ziel, eine Ausstellung der Bilder am Ende des Projektes
196 zu organisieren! Wenn eure PCs keine speziellen
197 Bildbearbeitungsprogramme haben, reicht Word vollkommen aus.
198 Ihr könnt Fotos, die ihr mit der Digital-Kamera gemacht
199 habt, aber auch Bilder aus dem Internet etc. verwenden und
200 mit Texten versehen. Falls du dich noch nicht mit
201 Bildbearbeitungsprogrammen auskennst, wird eine kurze
202 Einarbeitung genügen, da die Programme sehr
203 benutzer-innenfreundlich sind. Hilfestellungen und
204 Fortbildungen gibt es z.B. bei Blickwechsel e.V. – Verein
205 für Medien- und Kulturpädagogik in Göttingen, Tel. 0551/48
206 71 06, Mail: blickwechsel@medienpaed.de.
207
208 Videofilm (Projekt)
209 Videofilme könnt ihr zu allen möglichen Themen drehen.
210 Bei den Medienpädagogischen Zentren (z.B.
211 Medienpädagogisches Zentrum Hannover: Tel. 0511/66 78 42
212 (Zentrale)) in Niedersachsen kannst du Videokamera, Stativ
213 und Mikrofon ausleihen. Du bekommst dort auch
214 Gestaltungstipps und -infos fürs Filmen. Außerdem kannst du
215 dort lernen, wie man schneidet, und einen Schneideplatz
216 buchen, um den Film fertig zu stellen. Wenn du nachweisen
217 kannst, dass eine Einrichtung hinter dir steht, dann ist das
218 Ganze kostenlos. Viele Städte haben auch einen Bürgersender.
219 Auch an diesen Sender kannst du dich wenden, wenn du Tipps
220 und Hilfe brauchst oder wenn eure Mädchengruppe beschlossen
221 hat, dass der Film, den ihr gedreht habt, dort gezeigt
222 werden soll.
223
224 Radio (Projekt)
225 In vielen Orten gibt es auch ein Bürgerradio. Hier können
226 verschiedene Gruppen Sendungen selbst machen. Wenn du mit
227 einer Mädchengruppe eine Radiosendung machen möchtest,
228 kannst du dich an das Bürgerradio wenden und ihr bekommt
229 dann einen Termin für eure Sendung. Ihr könnt dann entweder
230 eine Live-Sendung machen oder ihr recherchiert bereits vorab
231 und stellt eine Reportage zusammen.
232
233 Mädchen stärken: Selbstbehauptung
234 Eine Aufgabe von Mädchenarbeit ist es, die Mädchen darin zu
235 stärken und zu unterstützen, sich für ihre eigenen
236 Bedürfnisse einzusetzen. Dazu gehört es, zu wissen, was man
237 will, und das auch im Umgang mit anderen vertreten zu
238 können. Hier machen wir dir einen Vorschlag für die
239 Umsetzung von Rollenspielen, in denen die Mädchen ihre
240 Selbstbehauptungsfähigkeiten üben können.
241 »Und täglich grüßt das Murmeltier«
242 (Rollenspiel/Eingreiftheater)
243 Es ist nie festgelegt, wie wir in einer Situation reagieren
244 müssen. Meist gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sicherlich
245 kann sich jedes Mädchen an eine Situation erinnern, in der
246 es sich nicht so verhalten hat, wie es es eigentlich wollte.
247 Das kann in einem Rollenspiel nachgeholt und geübt werden.
248 Beispiele: Jemandem einmal so richtig die eigene Meinung
249 sagen, auf seinem Recht beharren, nicht nachgeben etc. Dafür
250 soll jede 10 Min. für sich nachdenken und eine Situation,
251 die sie erlebt hat und gerne spielen möchte, auf eine
252 Karteikarte schreiben. Dann beschreibt jede in der Runde
253 ihre Situation. Gemeinsam kann eine der Situationen
254 ausgewählt werden und von dem jeweiligen Mädchen und
255 weiteren Mitspielerinnen, die sie sich aussuchen darf,
256 nachgespielt werden. Anschließend wird die Situation
257 nochmals gespielt und das Mädchen kann diesmal eine neue
258 Reaktion ausprobieren. Ist sie nun zufrieden? Oder will sie
259 die Situation noch einmal spielen? Es wird so lange
260 gespielt, bis sich das Mädchen in der Situation so verhält,
261 wie sie es richtig gut findet. Achtung: Nicht diskutieren,
262 sondern spielen!
263 Alternative: Du überlegst dir vor der Gruppenstunde einige
264 Situationen, in denen ein Mädchen sich selbst behaupten
265 muss, und diese werden in der Gruppe gespielt und gemeinsam
266 wird nach zufrieden stellenden Verhaltensweisen gesucht.
267
268 Schönheit und Identität
269 Mädchen stehen stark unter dem Druck, »schön zu sein«.
270 Gleichzeitig haben Mode und Kleidung eine große Bedeutung
271 für den Selbstausdruck und das eigene Zugehörigkeitsgefühl
272 von Mädchen im Alltag. Wenn Schönheit Thema in einer
273 Mädchengruppe werden soll, dann geht es neben dem Spaß
274 darum, sich schön zu machen und sich zu inszenieren, auch
275 darum, danach zu fragen, in welchem Maße Schönheitsideale
276 gemacht und damit wandelbar sind und wie wichtig
277 Ausstrahlung und Persönlichkeit für Schönheit sind.
278 Fragen wie diese können gestellt werden:
279 Warum möchte ich sein wie jemand anders? Woher kommen die
280 Schönheitsideale? Gibt es für Jungen genauso starke
281 Schönheitsnormen? Wie wäre es eigentlich, wenn alle gleich
282 schön aussehen würden, einer Norm folgend? Was macht deine
283 Persönlichkeit aus, macht dich anders als andere?
284
285 Schönheit hat viele Gesichter (Methodenfolge)
286 Was finde ich schön? Was spricht mich an? Um das
287 herauszufinden, kannst du unterschiedliche Frauenbilder aus
288 Werbung, Showgeschäft, alte und junge Frauen von der Straße,
289 dicke und dünne Frauen mit unterschiedlichen
290 Gesichtsausdrücken, Schere, Tonkarton, Kleber, Stifte
291 bereitstellen. Die Mädchen sollen Bilder heraussuchen und
292 beschreiben, was sie an den ausgewählten Bildern schön
293 finden, und sich über ihre Schönheitsvorstellungen
294 austauschen. Es entsteht eine Schönheitscollage mit ganz
295 unterschiedlichen Gesichtern. Wahrscheinlich spricht die
296 Mädchen viel mehr an als die glatte, jugendliche Schönheit.
297 Ausdruck und Mimik sind wichtig dafür, was als schön
298 empfunden wird, weil sie etwas über den Menschen aussagen.
299 Im Anschluss an die Bilderauswahl und -besprechung stellt
300 sich ein Mädchen zur Verfügung, um einen Körperumriss auf
301 Papier zu malen. Der Umriss wird gefüllt mit dem, was die
302 Mädchen äußerlich an anderen schön finden, und mit
303 Eigenschaften, die auf sie eine Anziehung haben (z.B.
304 Lachen, Freundlichkeit …). Ihr könnt den gefüllten Körper
305 betrachten und überlegen, was jede von euch davon hat.
306
307 Die eigene Schönheit mit anderen Augen (Kreativmethode)
308 Mädchen sind in Bezug auf ihr eigenes Aussehen oft sehr
309 kritisch. Eine Möglichkeit, um das aufzubrechen, ist die
310 Rückmeldung durch andere Mädchen. Die könnt ihr in eine
311 Geschichte rahmen: In Afrika sind Frauen oft sehr schön
312 gekleidet, obwohl sie keinen Spiegel zur Verfügung haben.
313 Der Spiegel sind dort die anderen Frauen. In diesem Sinne
314 notiert jedes Mädchen eine Eigenschaft, einen Charakterzug,
315 eine Begabung, ein äußerliches Merkmal für jedes andere
316 Mädchen in der Gruppe, das sie an ihr schön findet. Die
317 Komplimente werden in einen Briefumschlag für jedes Mädchen
318 gesteckt. Danach lesen die Mädchen ihre Komplimente und
319 suchen Symbole dafür, die sie dann auf den Rand einer
320 Spiegelfliese malen. So entsteht für jede eine
321 Spiegelfliese, die ihr beim Blick in den Spiegel die selbst
322 wahrgenommene Schönheit präsentiert – sie aber gleichzeitig
323 mit den Symbolen am Rand daran erinnert, was andere an ihr
324 schön finden.
325
326 »Auf Wolke Sieben« – Partnerschaft, Liebe und Sexualität
327 Partnerschaft, Liebe und Sexualität sind wichtige Themen für
328 Mädchen: Was unterscheidet Freundschaft und Liebe? Welche
329 Lebensform wünsche ich mir: Familie mit Kindern,
330 Partnerschaft mit einem Mann ohne Kinder, Partnerschaft mit
331 einer Frau, Zusammenleben mit vielen Freundinnen und
332 Freunden oder bin ich die geborene Singlefrau? Mädchen sind
333 auf der Suche nach Beziehung und nach ihren eigenen, ganz
334 persönlichen Lebensplänen und deren Verwirklichung, und
335 dabei wirst auch du als Gruppenleiterin immer wieder
336 angefragt werden. Fragen, die mit Lebensplanung,
337 Partnerschaft und Sexualität zusammenhängen, beschäftigen
338 Mädchen. Rechtlich liegt der Bereich der Sexualerziehung
339 dabei vorrangig im Aufgabenbereich der Eltern. Aber wie
340 reagierst du, wenn ein Mädchen dich etwas fragt? Oder wenn
341 Mädchen durch Anspielungen oder Provokationen versuchen, das
342 Thema ins Spiel zu bringen? Dann ist es wichtig, dass du
343 solche Fragen und Provokationen nicht überhörst, sondern
344 darauf eingehst, denn sie zeigen, dass Mädchen hier etwas
345 wissen wollen, etwas erfahren wollen und deine Reaktion
346 herausfordern. Wie du dabei reagieren wirst, hängt auch
347 davon ab, wie sicher du dich selbst in diesem Bereich
348 fühlst. Wenn du nicht weißt, wie du reagieren sollst, oder
349 wenn du Fragen hast, kann es helfen, sich mit anderen
350 Gruppenleiterinnen zu besprechen oder auch Hauptamtliche
351 oder andere Erwachsene zu Rate zu ziehen.
352
353 Tipps zum Weiterlesen
354 für Kapitel 2:
355 • A. Christiansen u.a.: »Mädchen Los! Mädchen Macht! 100 und
356 1 Idee zur Mädchenarbeit.«
357 • Landesjugendring NRW: »Mädchenwelten in Jugendverbänden«

Vorschlag

  1. Bewerten Sie die Original- und die eingebrachten Versionen eines Beschlusses, indem Sie über die Pfeile Ihre Zustimmung (hoch) oder Ablehnung (runter) ausdrücken. Sie können dabei auch mehreren Versionen zustimmen oder diese ablehnen.

  2. Wählen Sie, ob Änderungen im Vergleich zur Originalversion hervorgehoben werden sollen.

  3. Sie können hier auch eine neue Version des Beschlusses einbringen.