Beschluss: 1.2 neXTgender - Themen der Mädchenarbeit
Originalversion
| 1 | Abenteuer und Erlebnis |
| 2 | Mädchen sind mutige Abenteurerinnen. Und wenn du mit einer |
| 3 | Gruppe von Mädchen Aktivitäten, wie z.B. Klettertouren, |
| 4 | Segeltörns oder ein »Wildniscamp« durchführst, dann werden |
| 5 | die Mädchen begeistert sein. Erlebnispädagogik stärkt |
| 6 | Mädchen, da sie dabei Selbstvertrauen aufbauen, eigene |
| 7 | Grenzen wahrnehmen und ziehen lernen, andere Lösungen finden |
| 8 | und kennen lernen und ihre Kooperations- und Teamfähigkeit |
| 9 | ausbauen können. |
| 10 | |
| 11 | »Das geht nur gemeinsam!« |
| 12 | (Abenteuer- und Erlebnisspiele-Nachmittag) |
| 13 | Wenn ihr kooperative Abenteuerspiele in Gruppen spielt, ist |
| 14 | es wichtig, vorher Vertrauensspiele durchzuführen, von denen |
| 15 | ihr im Folgenden zwei Beispiele findet. |
| 16 | 1.) Eine Person steht fest wie ein Fels mit gegrätschten |
| 17 | Beinen auf dem Boden, die Partnerin lehnt sich mit »steifem« |
| 18 | Körper (Körperspannung aufbauen!) an den »Fels« in |
| 19 | verschiedenen Positionen an. |
| 20 | 2.) »Pendelspiel«: Ein Mädchen steht in der Mitte und macht |
| 21 | sich steif wie ein Brett. Von einer Mitspielerin hinter ihr |
| 22 | (Hände an die Schulterblätter des Mädchens in der Mitte) und |
| 23 | einer Mitspielerin vor ihr (Hände an ihre Schultern/das |
| 24 | Schlüsselbein) wird sie dann vorsichtig hin- und herbewegt. |
| 25 | |
| 26 | Im Anschluss an die Vertrauensspiele könnt ihr mit den |
| 27 | Abenteuerspielen wie »Das Blatt wenden« oder »Blindformen« |
| 28 | beginnen. |
| 29 | |
| 30 | »Das Blatt wenden« |
| 31 | Dieses Spiel ist sehr einfach und hat gleichzeitig einen |
| 32 | hohen Symbolgehalt. Die ganze Gruppe stellt sich auf einen |
| 33 | Teppich oder eine Plastikplane aus dem Baumarkt. Die Gruppe |
| 34 | soll die Plane nun wenden, ohne sie zu verlassen. Sollte |
| 35 | dennoch ein Gruppenmitglied – und sei es nur mit einem Haar |
| 36 | – den Boden berühren, muss die Übung von Neuem begonnen |
| 37 | werden. |
| 38 | Variante: Zusätzlich kann die Gruppe Ziele definieren, die |
| 39 | sie in der Zukunft erreichen will. Diese werden auf |
| 40 | Klebeband geschrieben und auf die Unterseite der Plane |
| 41 | geklebt. Danach werden Verhaltensweisen besprochen, die in |
| 42 | der Zukunft nicht mehr vorkommen sollen. Diese werden auf |
| 43 | die Oberseite geklebt. Oder unten die Erwartungen und oben |
| 44 | die Befürchtungen etc. Anschließend könnt ihr die Übung |
| 45 | auswerten mit Fragen wie: Hat es geholfen, Nachbarn zu |
| 46 | haben? Was möchtet ihr hinter euch lassen und zu welchen |
| 47 | neuen Werten wollt ihr finden? |
| 48 | |
| 49 | »Blindformen« |
| 50 | Die Spielerinnen schließen die Augen oder erhalten eine |
| 51 | Augenbinde. Vertrauen, Orientierungssinn und räumliche |
| 52 | Vorstellungskraft sind bei diesem Spiel besonders wichtig. |
| 53 | Da die Spielerinnen das Spiel blind durchführen, sind sie |
| 54 | auf eine präzise Kommunikation angewiesen. Die Gruppe |
| 55 | bekommt den Auftrag, das Seil zu finden, das die |
| 56 | Spielleitung in ca. 10 m Entfernung abgelegt hat. Sobald das |
| 57 | Seil gefunden wurde, soll es in eine einfache geometrische |
| 58 | Form (z.B. Quadrat, Dreieck) gebracht werden. Die Gruppe |
| 59 | entscheidet selbst, wann sie fertig ist und die Augen öffnen |
| 60 | kann, um das Ergebnis zu überprüfen. |
| 61 | Auswertungsfragen können sein: Wie effektiv wurde |
| 62 | miteinander geredet? Wie zufrieden war ich mit meiner Rolle? |
| 63 | Wie wurde die Entscheidung gefällt, das die Gruppe jetzt |
| 64 | fertig ist? |
| 65 | |
| 66 | »Draußen, draußen, draußen!« (Wildniscamp) |
| 67 | An einem Wochenende draußen kannst du mit Mädchen viel |
| 68 | Aufregendes und Ungewohntes erleben. Ihr könnt eure Zelte |
| 69 | selbst aufstellen oder ein Nachtlager mit Planen, Stöcken |
| 70 | und Seilen bauen, ihr könnt auf dem selbst entfachten Feuer |
| 71 | kochen und backen, durch die Natur streifen und diese mit |
| 72 | Spielen mal anders wahrnehmen. Ihr könnt Pfeil und Bogen |
| 73 | bauen und damit schießen oder ein Floß selbst bauen und |
| 74 | damit den Dorfteich unsicher machen. Ihr könnt auch eine |
| 75 | Nachtwanderung ohne Geisterschreck und mit Wunschkerzen |
| 76 | machen, damit die Angst, sich im Dunkeln zurechtzufinden, |
| 77 | nicht noch größer wird, und natürlich könnt ihr draußen |
| 78 | spielen, spielen und spielen … 1.000 Möglichkeiten also, ein |
| 79 | Wochenende abenteuerlich zu erleben. |
| 80 | Das Mädchenerlebnismobil der DLRG-Jugend könnt ihr euch für |
| 81 | erlebnispädagogische Aktionen kostengünstig im |
| 82 | Landesjugendsekretariat der DLRG (Tel. 0511/8379212) |
| 83 | ausleihen. Es beinhaltet zahlreiche Materialien für |
| 84 | Inline-Skaten (incl. Jump-Ramp), für Klettern, Floßbau und |
| 85 | Zirkusaktionen und zusätzlich Holz- und Metallwerkzeug. |
| 86 | Ausleihbedingungen bitte unter obenstehender Telefonnummer |
| 87 | erfragen! |
| 88 | |
| 89 | »Die Welt ist nicht genug« – Lebensplanung und Beruf |
| 90 | Mädchen wollen heute qualifizierte Berufe erlernen. Sie |
| 91 | wollen unabhängig und selbstständig sein. Sie wollen einen |
| 92 | Beruf, der ihnen Spaß macht, und meist wollen sie Familie |
| 93 | und Partnerschaft: alles gleichzeitig und lebenslang. Die |
| 94 | Wirklichkeit sieht oft ganz anders aus. Daher sind |
| 95 | Lebensplanung und Beruf wichtige Themen in der Arbeit mit |
| 96 | Mädchen. Es geht dabei um das Erkennen eigener Fähigkeiten, |
| 97 | Fertigkeiten und Interessen, um Informationen zu bestimmten |
| 98 | Berufen (incl. Verdienstmög-lichkeiten), um Zukunftspläne |
| 99 | bezüglich Beruf und Familie u.v.m. |
| 100 | |
| 101 | Ich werde Prinzessin – Mein Traumberuf (Bildcollage) |
| 102 | Um sich nicht vorschnell mit dem scheinbar Realistischen |
| 103 | zufrieden zu geben und um den Fantasien noch Raum zu geben, |
| 104 | sollten Mädchen ihre Traumberufe und Berufswünsche |
| 105 | ausführlich besprechen und beraten können. Wichtig ist, dass |
| 106 | sie das Gefühl bekommen, mit ihren Träumen ernst genommen zu |
| 107 | werden. Dafür benötigt ihr diverse Zeitschriften, Zeitungen, |
| 108 | Broschüren (z.B. vom Arbeitsamt), Klebstoff, Schere, für |
| 109 | alle Buntpapier, Mal-/Wachs-/Filzstifte, Fotos, bunte |
| 110 | Kordel. (Es ist wichtig, vielfältiges Bildmaterial |
| 111 | bereitzustellen, um die Ideen nicht durch die Bildauswahl |
| 112 | einzuschränken. |
| 113 | Jedes Mädchen stellt eine Collage zum Thema »Mein |
| 114 | Traumberuf« her. Im Vorgespräch oder während des Suchens von |
| 115 | Bildern für die Collage wird der Begriff »Traumberuf« |
| 116 | andiskutiert mit Fragen wie beispielsweise »Was ist ein |
| 117 | Traumberuf?«, »Was würde der Traumberuf in meinem Leben |
| 118 | verändern?« etc. Nach Fertigstellen der Collagen stellen |
| 119 | alle Mädchen ihre Bilder vor. Mögliche Fragen für das |
| 120 | Gespräch sind: Welchen Beruf habe ich dargestellt? Warum? |
| 121 | Strebe ich diesen Beruf an oder habe ich den Wunsch schon |
| 122 | aufgegeben? |
| 123 | |
| 124 | »Das ist mir in meinem Leben wichtig!« |
| 125 | (Abbildung: Verteilungskuchen) |
| 126 | Für die eigene Lebensplanung muss sich jedes Mädchen klar |
| 127 | darüber werden, was ihm im Leben wichtig ist, denn es gibt |
| 128 | zahlreiche Faktoren, die in der eigenen Gestaltung von |
| 129 | Beruf, Familie, Freundschaft und Freizeit eine Rolle |
| 130 | spielen. Für diese Methode bereitest du Arbeitsblätter mit |
| 131 | der Frage »Was ist mir in meinem Leben wichtig?« und einem |
| 132 | großen Kreis vor. Die Mädchen können diesen »Kuchen« nun in |
| 133 | verschieden große Stücke – je nach Wichtigkeit – |
| 134 | unterteilen, die Stücke ausmalen und beschriften. Zu |
| 135 | bedenken wären dabei folgende Gesichtspunkte: |
| 136 | Anschließend teilen sich die Mädchen gegenseitig ihre |
| 137 | Vorstellungen mit und tauschen sich aus. |
| 138 | |
| 139 | »Girl‘s Day vor Ort« – Reporterinnen unterwegs |
| 140 | Besonders spannend ist es auch, wenn Mädchen direkt mit |
| 141 | Frauen aus unterschiedlichen Berufsfeldern in Kontakt treten |
| 142 | und sie über die jeweiligen Berufe interviewen und darüber, |
| 143 | was ihnen daran gefällt und was nicht. Dazu gibt es |
| 144 | verschiedene Möglichkeiten: Die Mädchen können losziehen, um |
| 145 | Frauen in bestimmten – vielleicht eher untypischen? – |
| 146 | Berufsfeldern zu interviewen (Was sie tun, warum sie diesen |
| 147 | Beruf gewählt haben, ob er ihnen Spaß macht u.v.m). Sie |
| 148 | können die berufstätigen Frauen z.B. an ihrem Arbeitsplatz |
| 149 | besuchen und eine Reportage darüber machen. Oder aber sie |
| 150 | organisieren eine Veranstaltung, zu der sie berufstätige |
| 151 | Frauen einladen. Du siehst also, es gibt viele |
| 152 | Möglichkeiten, mit denen ihr mehr über den Berufsalltag von |
| 153 | Frauen erfahren könnt: Videofilm, Reportage, Radiointerview, |
| 154 | Veranstaltung, Projekt oder Ausstellung. |
| 155 | Um das Thema »Ausbildung – Beruf – Arbeit« mit Mädchen ab 12 |
| 156 | Jahren in interaktiver Form und mit vielfältigen und |
| 157 | lustigen Methoden zu behandeln, kannst du »Finde deinen Weg« |
| 158 | – ein Parcour zur Berufsorientierung und Lebensplanung beim |
| 159 | Landkreis Northeim (Tel. 0 55 51 – 70 83 26) kostenlos |
| 160 | ausleihen. Für den Transport ist ein Kombi, Bulli oder |
| 161 | Anhänger nötig. |
| 162 | Handwerk, Technik und PC |
| 163 | Während sich in gemischten Gruppen häufig Jungen in |
| 164 | Bereichen wie Handwerk, Technik und Computer in der ersten |
| 165 | Reihe engagieren und bestimmen, was gemacht wird, zeigen |
| 166 | Mädchen eher, was sie im technischen Bereich drauf haben, |
| 167 | wenn sie unter sich sind. Sie müssen sich dann nicht »doof |
| 168 | stellen«, um dem Bild vom »typischen Mädchen« zu |
| 169 | entsprechen, und können Neues ausprobieren, ohne darin |
| 170 | gleich bewertet zu werden. Aktionen und Projekte im |
| 171 | technischen Bereich können sehr kreativ angegangen werden |
| 172 | und bringen den Mädchen neben viel Spaß auch die |
| 173 | Möglichkeit, sich mit vielfältigeren Berufswahlmöglichkeiten |
| 174 | – also auch mit Berufen im technischen Bereich – auseinander |
| 175 | setzen zu können. |
| 176 | |
| 177 | Aktion Gruppenraumrenovierung |
| 178 | Könnte euer Gruppenraum einmal runderneuert werden? Daraus |
| 179 | könnt ihr ein schönes Projekt machen – ein bisschen |
| 180 | Vorbereitung, Werkzeug, Material und Vorwissen gehört |
| 181 | allerdings dazu. Tapezieren, Streichen, neue Lampenschirme |
| 182 | bauen (auf Sicherheit achten: Überhitzung etc.), auch neues |
| 183 | Mobiliar wie Stühle, Sessel u.Ä. sind drin – eurer Fantasie |
| 184 | sind keine Grenzen gesetzt. |
| 185 | Übrigens kann man auf Schrottplätzen – ein Besuch dort lohnt |
| 186 | sich allemal – interessante Rohre, Zahnräder u.ä. finden und |
| 187 | billig erstehen (Kilopreise erfragen), mit denen – evtl. im |
| 188 | Materialmix mit Holz, Draht, Stein, Stoff, Schrauben etc. – |
| 189 | interessante Skulpturen hergestellt werden können. |
| 190 | |
| 191 | Bildbearbeitung am PC (Projekt) |
| 192 | Eine schöne Möglichkeit, das Arbeiten am PC mit Kreativität |
| 193 | und einem spannenden Thema zu verknüpfen, ist ein Projekt, |
| 194 | bei dem ihr Bilder am PC bearbeitet – vielleicht gleich mit |
| 195 | dem Ziel, eine Ausstellung der Bilder am Ende des Projektes |
| 196 | zu organisieren! Wenn eure PCs keine speziellen |
| 197 | Bildbearbeitungsprogramme haben, reicht Word vollkommen aus. |
| 198 | Ihr könnt Fotos, die ihr mit der Digital-Kamera gemacht |
| 199 | habt, aber auch Bilder aus dem Internet etc. verwenden und |
| 200 | mit Texten versehen. Falls du dich noch nicht mit |
| 201 | Bildbearbeitungsprogrammen auskennst, wird eine kurze |
| 202 | Einarbeitung genügen, da die Programme sehr |
| 203 | benutzer-innenfreundlich sind. Hilfestellungen und |
| 204 | Fortbildungen gibt es z.B. bei Blickwechsel e.V. – Verein |
| 205 | für Medien- und Kulturpädagogik in Göttingen, Tel. 0551/48 |
| 206 | 71 06, Mail: blickwechsel@medienpaed.de. |
| 207 | |
| 208 | Videofilm (Projekt) |
| 209 | Videofilme könnt ihr zu allen möglichen Themen drehen. |
| 210 | Bei den Medienpädagogischen Zentren (z.B. |
| 211 | Medienpädagogisches Zentrum Hannover: Tel. 0511/66 78 42 |
| 212 | (Zentrale)) in Niedersachsen kannst du Videokamera, Stativ |
| 213 | und Mikrofon ausleihen. Du bekommst dort auch |
| 214 | Gestaltungstipps und -infos fürs Filmen. Außerdem kannst du |
| 215 | dort lernen, wie man schneidet, und einen Schneideplatz |
| 216 | buchen, um den Film fertig zu stellen. Wenn du nachweisen |
| 217 | kannst, dass eine Einrichtung hinter dir steht, dann ist das |
| 218 | Ganze kostenlos. Viele Städte haben auch einen Bürgersender. |
| 219 | Auch an diesen Sender kannst du dich wenden, wenn du Tipps |
| 220 | und Hilfe brauchst oder wenn eure Mädchengruppe beschlossen |
| 221 | hat, dass der Film, den ihr gedreht habt, dort gezeigt |
| 222 | werden soll. |
| 223 | |
| 224 | Radio (Projekt) |
| 225 | In vielen Orten gibt es auch ein Bürgerradio. Hier können |
| 226 | verschiedene Gruppen Sendungen selbst machen. Wenn du mit |
| 227 | einer Mädchengruppe eine Radiosendung machen möchtest, |
| 228 | kannst du dich an das Bürgerradio wenden und ihr bekommt |
| 229 | dann einen Termin für eure Sendung. Ihr könnt dann entweder |
| 230 | eine Live-Sendung machen oder ihr recherchiert bereits vorab |
| 231 | und stellt eine Reportage zusammen. |
| 232 | |
| 233 | Mädchen stärken: Selbstbehauptung |
| 234 | Eine Aufgabe von Mädchenarbeit ist es, die Mädchen darin zu |
| 235 | stärken und zu unterstützen, sich für ihre eigenen |
| 236 | Bedürfnisse einzusetzen. Dazu gehört es, zu wissen, was man |
| 237 | will, und das auch im Umgang mit anderen vertreten zu |
| 238 | können. Hier machen wir dir einen Vorschlag für die |
| 239 | Umsetzung von Rollenspielen, in denen die Mädchen ihre |
| 240 | Selbstbehauptungsfähigkeiten üben können. |
| 241 | »Und täglich grüßt das Murmeltier« |
| 242 | (Rollenspiel/Eingreiftheater) |
| 243 | Es ist nie festgelegt, wie wir in einer Situation reagieren |
| 244 | müssen. Meist gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sicherlich |
| 245 | kann sich jedes Mädchen an eine Situation erinnern, in der |
| 246 | es sich nicht so verhalten hat, wie es es eigentlich wollte. |
| 247 | Das kann in einem Rollenspiel nachgeholt und geübt werden. |
| 248 | Beispiele: Jemandem einmal so richtig die eigene Meinung |
| 249 | sagen, auf seinem Recht beharren, nicht nachgeben etc. Dafür |
| 250 | soll jede 10 Min. für sich nachdenken und eine Situation, |
| 251 | die sie erlebt hat und gerne spielen möchte, auf eine |
| 252 | Karteikarte schreiben. Dann beschreibt jede in der Runde |
| 253 | ihre Situation. Gemeinsam kann eine der Situationen |
| 254 | ausgewählt werden und von dem jeweiligen Mädchen und |
| 255 | weiteren Mitspielerinnen, die sie sich aussuchen darf, |
| 256 | nachgespielt werden. Anschließend wird die Situation |
| 257 | nochmals gespielt und das Mädchen kann diesmal eine neue |
| 258 | Reaktion ausprobieren. Ist sie nun zufrieden? Oder will sie |
| 259 | die Situation noch einmal spielen? Es wird so lange |
| 260 | gespielt, bis sich das Mädchen in der Situation so verhält, |
| 261 | wie sie es richtig gut findet. Achtung: Nicht diskutieren, |
| 262 | sondern spielen! |
| 263 | Alternative: Du überlegst dir vor der Gruppenstunde einige |
| 264 | Situationen, in denen ein Mädchen sich selbst behaupten |
| 265 | muss, und diese werden in der Gruppe gespielt und gemeinsam |
| 266 | wird nach zufrieden stellenden Verhaltensweisen gesucht. |
| 267 | |
| 268 | Schönheit und Identität |
| 269 | Mädchen stehen stark unter dem Druck, »schön zu sein«. |
| 270 | Gleichzeitig haben Mode und Kleidung eine große Bedeutung |
| 271 | für den Selbstausdruck und das eigene Zugehörigkeitsgefühl |
| 272 | von Mädchen im Alltag. Wenn Schönheit Thema in einer |
| 273 | Mädchengruppe werden soll, dann geht es neben dem Spaß |
| 274 | darum, sich schön zu machen und sich zu inszenieren, auch |
| 275 | darum, danach zu fragen, in welchem Maße Schönheitsideale |
| 276 | gemacht und damit wandelbar sind und wie wichtig |
| 277 | Ausstrahlung und Persönlichkeit für Schönheit sind. |
| 278 | Fragen wie diese können gestellt werden: |
| 279 | Warum möchte ich sein wie jemand anders? Woher kommen die |
| 280 | Schönheitsideale? Gibt es für Jungen genauso starke |
| 281 | Schönheitsnormen? Wie wäre es eigentlich, wenn alle gleich |
| 282 | schön aussehen würden, einer Norm folgend? Was macht deine |
| 283 | Persönlichkeit aus, macht dich anders als andere? |
| 284 | |
| 285 | Schönheit hat viele Gesichter (Methodenfolge) |
| 286 | Was finde ich schön? Was spricht mich an? Um das |
| 287 | herauszufinden, kannst du unterschiedliche Frauenbilder aus |
| 288 | Werbung, Showgeschäft, alte und junge Frauen von der Straße, |
| 289 | dicke und dünne Frauen mit unterschiedlichen |
| 290 | Gesichtsausdrücken, Schere, Tonkarton, Kleber, Stifte |
| 291 | bereitstellen. Die Mädchen sollen Bilder heraussuchen und |
| 292 | beschreiben, was sie an den ausgewählten Bildern schön |
| 293 | finden, und sich über ihre Schönheitsvorstellungen |
| 294 | austauschen. Es entsteht eine Schönheitscollage mit ganz |
| 295 | unterschiedlichen Gesichtern. Wahrscheinlich spricht die |
| 296 | Mädchen viel mehr an als die glatte, jugendliche Schönheit. |
| 297 | Ausdruck und Mimik sind wichtig dafür, was als schön |
| 298 | empfunden wird, weil sie etwas über den Menschen aussagen. |
| 299 | Im Anschluss an die Bilderauswahl und -besprechung stellt |
| 300 | sich ein Mädchen zur Verfügung, um einen Körperumriss auf |
| 301 | Papier zu malen. Der Umriss wird gefüllt mit dem, was die |
| 302 | Mädchen äußerlich an anderen schön finden, und mit |
| 303 | Eigenschaften, die auf sie eine Anziehung haben (z.B. |
| 304 | Lachen, Freundlichkeit …). Ihr könnt den gefüllten Körper |
| 305 | betrachten und überlegen, was jede von euch davon hat. |
| 306 | |
| 307 | Die eigene Schönheit mit anderen Augen (Kreativmethode) |
| 308 | Mädchen sind in Bezug auf ihr eigenes Aussehen oft sehr |
| 309 | kritisch. Eine Möglichkeit, um das aufzubrechen, ist die |
| 310 | Rückmeldung durch andere Mädchen. Die könnt ihr in eine |
| 311 | Geschichte rahmen: In Afrika sind Frauen oft sehr schön |
| 312 | gekleidet, obwohl sie keinen Spiegel zur Verfügung haben. |
| 313 | Der Spiegel sind dort die anderen Frauen. In diesem Sinne |
| 314 | notiert jedes Mädchen eine Eigenschaft, einen Charakterzug, |
| 315 | eine Begabung, ein äußerliches Merkmal für jedes andere |
| 316 | Mädchen in der Gruppe, das sie an ihr schön findet. Die |
| 317 | Komplimente werden in einen Briefumschlag für jedes Mädchen |
| 318 | gesteckt. Danach lesen die Mädchen ihre Komplimente und |
| 319 | suchen Symbole dafür, die sie dann auf den Rand einer |
| 320 | Spiegelfliese malen. So entsteht für jede eine |
| 321 | Spiegelfliese, die ihr beim Blick in den Spiegel die selbst |
| 322 | wahrgenommene Schönheit präsentiert – sie aber gleichzeitig |
| 323 | mit den Symbolen am Rand daran erinnert, was andere an ihr |
| 324 | schön finden. |
| 325 | |
| 326 | »Auf Wolke Sieben« – Partnerschaft, Liebe und Sexualität |
| 327 | Partnerschaft, Liebe und Sexualität sind wichtige Themen für |
| 328 | Mädchen: Was unterscheidet Freundschaft und Liebe? Welche |
| 329 | Lebensform wünsche ich mir: Familie mit Kindern, |
| 330 | Partnerschaft mit einem Mann ohne Kinder, Partnerschaft mit |
| 331 | einer Frau, Zusammenleben mit vielen Freundinnen und |
| 332 | Freunden oder bin ich die geborene Singlefrau? Mädchen sind |
| 333 | auf der Suche nach Beziehung und nach ihren eigenen, ganz |
| 334 | persönlichen Lebensplänen und deren Verwirklichung, und |
| 335 | dabei wirst auch du als Gruppenleiterin immer wieder |
| 336 | angefragt werden. Fragen, die mit Lebensplanung, |
| 337 | Partnerschaft und Sexualität zusammenhängen, beschäftigen |
| 338 | Mädchen. Rechtlich liegt der Bereich der Sexualerziehung |
| 339 | dabei vorrangig im Aufgabenbereich der Eltern. Aber wie |
| 340 | reagierst du, wenn ein Mädchen dich etwas fragt? Oder wenn |
| 341 | Mädchen durch Anspielungen oder Provokationen versuchen, das |
| 342 | Thema ins Spiel zu bringen? Dann ist es wichtig, dass du |
| 343 | solche Fragen und Provokationen nicht überhörst, sondern |
| 344 | darauf eingehst, denn sie zeigen, dass Mädchen hier etwas |
| 345 | wissen wollen, etwas erfahren wollen und deine Reaktion |
| 346 | herausfordern. Wie du dabei reagieren wirst, hängt auch |
| 347 | davon ab, wie sicher du dich selbst in diesem Bereich |
| 348 | fühlst. Wenn du nicht weißt, wie du reagieren sollst, oder |
| 349 | wenn du Fragen hast, kann es helfen, sich mit anderen |
| 350 | Gruppenleiterinnen zu besprechen oder auch Hauptamtliche |
| 351 | oder andere Erwachsene zu Rate zu ziehen. |
| 352 | |
| 353 | Tipps zum Weiterlesen |
| 354 | für Kapitel 2: |
| 355 | • A. Christiansen u.a.: »Mädchen Los! Mädchen Macht! 100 und |
| 356 | 1 Idee zur Mädchenarbeit.« |
| 357 | • Landesjugendring NRW: »Mädchenwelten in Jugendverbänden« |
Der Text verglichen mit der Originalversion
| 1 | Abenteuer und Erlebnis |
| 2 | Mädchen sind mutige Abenteurerinnen. Und wenn du mit einer |
| 3 | Gruppe von Mädchen Aktivitäten, wie z.B. Klettertouren, |
| 4 | Segeltörns oder ein »Wildniscamp« durchführst, dann werden |
| 5 | die Mädchen begeistert sein. Erlebnispädagogik stärkt |
| 6 | Mädchen, da sie dabei Selbstvertrauen aufbauen, eigene |
| 7 | Grenzen wahrnehmen und ziehen lernen, andere Lösungen finden |
| 8 | und kennen lernen und ihre Kooperations- und Teamfähigkeit |
| 9 | ausbauen können. |
| 10 | |
| 11 | »Das geht nur gemeinsam!« |
| 12 | (Abenteuer- und Erlebnisspiele-Nachmittag) |
| 13 | Wenn ihr kooperative Abenteuerspiele in Gruppen spielt, ist |
| 14 | es wichtig, vorher Vertrauensspiele durchzuführen, von denen |
| 15 | ihr im Folgenden zwei Beispiele findet. |
| 16 | 1.) Eine Person steht fest wie ein Fels mit gegrätschten |
| 17 | Beinen auf dem Boden, die Partnerin lehnt sich mit »steifem« |
| 18 | Körper (Körperspannung aufbauen!) an den »Fels« in |
| 19 | verschiedenen Positionen an. |
| 20 | 2.) »Pendelspiel«: Ein Mädchen steht in der Mitte und macht |
| 21 | sich steif wie ein Brett. Von einer Mitspielerin hinter ihr |
| 22 | (Hände an die Schulterblätter des Mädchens in der Mitte) und |
| 23 | einer Mitspielerin vor ihr (Hände an ihre Schultern/das |
| 24 | Schlüsselbein) wird sie dann vorsichtig hin- und herbewegt. |
| 25 | |
| 26 | Im Anschluss an die Vertrauensspiele könnt ihr mit den |
| 27 | Abenteuerspielen wie »Das Blatt wenden« oder »Blindformen« |
| 28 | beginnen. |
| 29 | |
| 30 | »Das Blatt wenden« |
| 31 | Dieses Spiel ist sehr einfach und hat gleichzeitig einen |
| 32 | hohen Symbolgehalt. Die ganze Gruppe stellt sich auf einen |
| 33 | Teppich oder eine Plastikplane aus dem Baumarkt. Die Gruppe |
| 34 | soll die Plane nun wenden, ohne sie zu verlassen. Sollte |
| 35 | dennoch ein Gruppenmitglied – und sei es nur mit einem Haar |
| 36 | – den Boden berühren, muss die Übung von Neuem begonnen |
| 37 | werden. |
| 38 | Variante: Zusätzlich kann die Gruppe Ziele definieren, die |
| 39 | sie in der Zukunft erreichen will. Diese werden auf |
| 40 | Klebeband geschrieben und auf die Unterseite der Plane |
| 41 | geklebt. Danach werden Verhaltensweisen besprochen, die in |
| 42 | der Zukunft nicht mehr vorkommen sollen. Diese werden auf |
| 43 | die Oberseite geklebt. Oder unten die Erwartungen und oben |
| 44 | die Befürchtungen etc. Anschließend könnt ihr die Übung |
| 45 | auswerten mit Fragen wie: Hat es geholfen, Nachbarn zu |
| 46 | haben? Was möchtet ihr hinter euch lassen und zu welchen |
| 47 | neuen Werten wollt ihr finden? |
| 48 | |
| 49 | »Blindformen« |
| 50 | Die Spielerinnen schließen die Augen oder erhalten eine |
| 51 | Augenbinde. Vertrauen, Orientierungssinn und räumliche |
| 52 | Vorstellungskraft sind bei diesem Spiel besonders wichtig. |
| 53 | Da die Spielerinnen das Spiel blind durchführen, sind sie |
| 54 | auf eine präzise Kommunikation angewiesen. Die Gruppe |
| 55 | bekommt den Auftrag, das Seil zu finden, das die |
| 56 | Spielleitung in ca. 10 m Entfernung abgelegt hat. Sobald das |
| 57 | Seil gefunden wurde, soll es in eine einfache geometrische |
| 58 | Form (z.B. Quadrat, Dreieck) gebracht werden. Die Gruppe |
| 59 | entscheidet selbst, wann sie fertig ist und die Augen öffnen |
| 60 | kann, um das Ergebnis zu überprüfen. |
| 61 | Auswertungsfragen können sein: Wie effektiv wurde |
| 62 | miteinander geredet? Wie zufrieden war ich mit meiner Rolle? |
| 63 | Wie wurde die Entscheidung gefällt, das die Gruppe jetzt |
| 64 | fertig ist? |
| 65 | |
| 66 | »Draußen, draußen, draußen!« (Wildniscamp) |
| 67 | An einem Wochenende draußen kannst du mit Mädchen viel |
| 68 | Aufregendes und Ungewohntes erleben. Ihr könnt eure Zelte |
| 69 | selbst aufstellen oder ein Nachtlager mit Planen, Stöcken |
| 70 | und Seilen bauen, ihr könnt auf dem selbst entfachten Feuer |
| 71 | kochen und backen, durch die Natur streifen und diese mit |
| 72 | Spielen mal anders wahrnehmen. Ihr könnt Pfeil und Bogen |
| 73 | bauen und damit schießen oder ein Floß selbst bauen und |
| 74 | damit den Dorfteich unsicher machen. Ihr könnt auch eine |
| 75 | Nachtwanderung ohne Geisterschreck und mit Wunschkerzen |
| 76 | machen, damit die Angst, sich im Dunkeln zurechtzufinden, |
| 77 | nicht noch größer wird, und natürlich könnt ihr draußen |
| 78 | spielen, spielen und spielen … 1.000 Möglichkeiten also, ein |
| 79 | Wochenende abenteuerlich zu erleben. |
| 80 | Das Mädchenerlebnismobil der DLRG-Jugend könnt ihr euch für |
| 81 | erlebnispädagogische Aktionen kostengünstig im |
| 82 | Landesjugendsekretariat der DLRG (Tel. 0511/8379212) |
| 83 | ausleihen. Es beinhaltet zahlreiche Materialien für |
| 84 | Inline-Skaten (incl. Jump-Ramp), für Klettern, Floßbau und |
| 85 | Zirkusaktionen und zusätzlich Holz- und Metallwerkzeug. |
| 86 | Ausleihbedingungen bitte unter obenstehender Telefonnummer |
| 87 | erfragen! |
| 88 | |
| 89 | »Die Welt ist nicht genug« – Lebensplanung und Beruf |
| 90 | Mädchen wollen heute qualifizierte Berufe erlernen. Sie |
| 91 | wollen unabhängig und selbstständig sein. Sie wollen einen |
| 92 | Beruf, der ihnen Spaß macht, und meist wollen sie Familie |
| 93 | und Partnerschaft: alles gleichzeitig und lebenslang. Die |
| 94 | Wirklichkeit sieht oft ganz anders aus. Daher sind |
| 95 | Lebensplanung und Beruf wichtige Themen in der Arbeit mit |
| 96 | Mädchen. Es geht dabei um das Erkennen eigener Fähigkeiten, |
| 97 | Fertigkeiten und Interessen, um Informationen zu bestimmten |
| 98 | Berufen (incl. Verdienstmög-lichkeiten), um Zukunftspläne |
| 99 | bezüglich Beruf und Familie u.v.m. |
| 100 | |
| 101 | Ich werde Prinzessin – Mein Traumberuf (Bildcollage) |
| 102 | Um sich nicht vorschnell mit dem scheinbar Realistischen |
| 103 | zufrieden zu geben und um den Fantasien noch Raum zu geben, |
| 104 | sollten Mädchen ihre Traumberufe und Berufswünsche |
| 105 | ausführlich besprechen und beraten können. Wichtig ist, dass |
| 106 | sie das Gefühl bekommen, mit ihren Träumen ernst genommen zu |
| 107 | werden. Dafür benötigt ihr diverse Zeitschriften, Zeitungen, |
| 108 | Broschüren (z.B. vom Arbeitsamt), Klebstoff, Schere, für |
| 109 | alle Buntpapier, Mal-/Wachs-/Filzstifte, Fotos, bunte |
| 110 | Kordel. (Es ist wichtig, vielfältiges Bildmaterial |
| 111 | bereitzustellen, um die Ideen nicht durch die Bildauswahl |
| 112 | einzuschränken. |
| 113 | Jedes Mädchen stellt eine Collage zum Thema »Mein |
| 114 | Traumberuf« her. Im Vorgespräch oder während des Suchens von |
| 115 | Bildern für die Collage wird der Begriff »Traumberuf« |
| 116 | andiskutiert mit Fragen wie beispielsweise »Was ist ein |
| 117 | Traumberuf?«, »Was würde der Traumberuf in meinem Leben |
| 118 | verändern?« etc. Nach Fertigstellen der Collagen stellen |
| 119 | alle Mädchen ihre Bilder vor. Mögliche Fragen für das |
| 120 | Gespräch sind: Welchen Beruf habe ich dargestellt? Warum? |
| 121 | Strebe ich diesen Beruf an oder habe ich den Wunsch schon |
| 122 | aufgegeben? |
| 123 | |
| 124 | »Das ist mir in meinem Leben wichtig!« |
| 125 | (Abbildung: Verteilungskuchen) |
| 126 | Für die eigene Lebensplanung muss sich jedes Mädchen klar |
| 127 | darüber werden, was ihm im Leben wichtig ist, denn es gibt |
| 128 | zahlreiche Faktoren, die in der eigenen Gestaltung von |
| 129 | Beruf, Familie, Freundschaft und Freizeit eine Rolle |
| 130 | spielen. Für diese Methode bereitest du Arbeitsblätter mit |
| 131 | der Frage »Was ist mir in meinem Leben wichtig?« und einem |
| 132 | großen Kreis vor. Die Mädchen können diesen »Kuchen« nun in |
| 133 | verschieden große Stücke – je nach Wichtigkeit – |
| 134 | unterteilen, die Stücke ausmalen und beschriften. Zu |
| 135 | bedenken wären dabei folgende Gesichtspunkte: |
| 136 | Anschließend teilen sich die Mädchen gegenseitig ihre |
| 137 | Vorstellungen mit und tauschen sich aus. |
| 138 | |
| 139 | »Girl‘s Day vor Ort« – Reporterinnen unterwegs |
| 140 | Besonders spannend ist es auch, wenn Mädchen direkt mit |
| 141 | Frauen aus unterschiedlichen Berufsfeldern in Kontakt treten |
| 142 | und sie über die jeweiligen Berufe interviewen und darüber, |
| 143 | was ihnen daran gefällt und was nicht. Dazu gibt es |
| 144 | verschiedene Möglichkeiten: Die Mädchen können losziehen, um |
| 145 | Frauen in bestimmten – vielleicht eher untypischen? – |
| 146 | Berufsfeldern zu interviewen (Was sie tun, warum sie diesen |
| 147 | Beruf gewählt haben, ob er ihnen Spaß macht u.v.m). Sie |
| 148 | können die berufstätigen Frauen z.B. an ihrem Arbeitsplatz |
| 149 | besuchen und eine Reportage darüber machen. Oder aber sie |
| 150 | organisieren eine Veranstaltung, zu der sie berufstätige |
| 151 | Frauen einladen. Du siehst also, es gibt viele |
| 152 | Möglichkeiten, mit denen ihr mehr über den Berufsalltag von |
| 153 | Frauen erfahren könnt: Videofilm, Reportage, Radiointerview, |
| 154 | Veranstaltung, Projekt oder Ausstellung. |
| 155 | Um das Thema »Ausbildung – Beruf – Arbeit« mit Mädchen ab 12 |
| 156 | Jahren in interaktiver Form und mit vielfältigen und |
| 157 | lustigen Methoden zu behandeln, kannst du »Finde deinen Weg« |
| 158 | – ein Parcour zur Berufsorientierung und Lebensplanung beim |
| 159 | Landkreis Northeim (Tel. 0 55 51 – 70 83 26) kostenlos |
| 160 | ausleihen. Für den Transport ist ein Kombi, Bulli oder |
| 161 | Anhänger nötig. |
| 162 | Handwerk, Technik und PC |
| 163 | Während sich in gemischten Gruppen häufig Jungen in |
| 164 | Bereichen wie Handwerk, Technik und Computer in der ersten |
| 165 | Reihe engagieren und bestimmen, was gemacht wird, zeigen |
| 166 | Mädchen eher, was sie im technischen Bereich drauf haben, |
| 167 | wenn sie unter sich sind. Sie müssen sich dann nicht »doof |
| 168 | stellen«, um dem Bild vom »typischen Mädchen« zu |
| 169 | entsprechen, und können Neues ausprobieren, ohne darin |
| 170 | gleich bewertet zu werden. Aktionen und Projekte im |
| 171 | technischen Bereich können sehr kreativ angegangen werden |
| 172 | und bringen den Mädchen neben viel Spaß auch die |
| 173 | Möglichkeit, sich mit vielfältigeren Berufswahlmöglichkeiten |
| 174 | – also auch mit Berufen im technischen Bereich – auseinander |
| 175 | setzen zu können. |
| 176 | |
| 177 | Aktion Gruppenraumrenovierung |
| 178 | Könnte euer Gruppenraum einmal runderneuert werden? Daraus |
| 179 | könnt ihr ein schönes Projekt machen – ein bisschen |
| 180 | Vorbereitung, Werkzeug, Material und Vorwissen gehört |
| 181 | allerdings dazu. Tapezieren, Streichen, neue Lampenschirme |
| 182 | bauen (auf Sicherheit achten: Überhitzung etc.), auch neues |
| 183 | Mobiliar wie Stühle, Sessel u.Ä. sind drin – eurer Fantasie |
| 184 | sind keine Grenzen gesetzt. |
| 185 | Übrigens kann man auf Schrottplätzen – ein Besuch dort lohnt |
| 186 | sich allemal – interessante Rohre, Zahnräder u.ä. finden und |
| 187 | billig erstehen (Kilopreise erfragen), mit denen – evtl. im |
| 188 | Materialmix mit Holz, Draht, Stein, Stoff, Schrauben etc. – |
| 189 | interessante Skulpturen hergestellt werden können. |
| 190 | |
| 191 | Bildbearbeitung am PC (Projekt) |
| 192 | Eine schöne Möglichkeit, das Arbeiten am PC mit Kreativität |
| 193 | und einem spannenden Thema zu verknüpfen, ist ein Projekt, |
| 194 | bei dem ihr Bilder am PC bearbeitet – vielleicht gleich mit |
| 195 | dem Ziel, eine Ausstellung der Bilder am Ende des Projektes |
| 196 | zu organisieren! Wenn eure PCs keine speziellen |
| 197 | Bildbearbeitungsprogramme haben, reicht Word vollkommen aus. |
| 198 | Ihr könnt Fotos, die ihr mit der Digital-Kamera gemacht |
| 199 | habt, aber auch Bilder aus dem Internet etc. verwenden und |
| 200 | mit Texten versehen. Falls du dich noch nicht mit |
| 201 | Bildbearbeitungsprogrammen auskennst, wird eine kurze |
| 202 | Einarbeitung genügen, da die Programme sehr |
| 203 | benutzer-innenfreundlich sind. Hilfestellungen und |
| 204 | Fortbildungen gibt es z.B. bei Blickwechsel e.V. – Verein |
| 205 | für Medien- und Kulturpädagogik in Göttingen, Tel. 0551/48 |
| 206 | 71 06, Mail: blickwechsel@medienpaed.de. |
| 207 | |
| 208 | Videofilm (Projekt) |
| 209 | Videofilme könnt ihr zu allen möglichen Themen drehen. |
| 210 | Bei den Medienpädagogischen Zentren (z.B. |
| 211 | Medienpädagogisches Zentrum Hannover: Tel. 0511/66 78 42 |
| 212 | (Zentrale)) in Niedersachsen kannst du Videokamera, Stativ |
| 213 | und Mikrofon ausleihen. Du bekommst dort auch |
| 214 | Gestaltungstipps und -infos fürs Filmen. Außerdem kannst du |
| 215 | dort lernen, wie man schneidet, und einen Schneideplatz |
| 216 | buchen, um den Film fertig zu stellen. Wenn du nachweisen |
| 217 | kannst, dass eine Einrichtung hinter dir steht, dann ist das |
| 218 | Ganze kostenlos. Viele Städte haben auch einen Bürgersender. |
| 219 | Auch an diesen Sender kannst du dich wenden, wenn du Tipps |
| 220 | und Hilfe brauchst oder wenn eure Mädchengruppe beschlossen |
| 221 | hat, dass der Film, den ihr gedreht habt, dort gezeigt |
| 222 | werden soll. |
| 223 | |
| 224 | Radio (Projekt) |
| 225 | In vielen Orten gibt es auch ein Bürgerradio. Hier können |
| 226 | verschiedene Gruppen Sendungen selbst machen. Wenn du mit |
| 227 | einer Mädchengruppe eine Radiosendung machen möchtest, |
| 228 | kannst du dich an das Bürgerradio wenden und ihr bekommt |
| 229 | dann einen Termin für eure Sendung. Ihr könnt dann entweder |
| 230 | eine Live-Sendung machen oder ihr recherchiert bereits vorab |
| 231 | und stellt eine Reportage zusammen. |
| 232 | |
| 233 | Mädchen stärken: Selbstbehauptung |
| 234 | Eine Aufgabe von Mädchenarbeit ist es, die Mädchen darin zu |
| 235 | stärken und zu unterstützen, sich für ihre eigenen |
| 236 | Bedürfnisse einzusetzen. Dazu gehört es, zu wissen, was man |
| 237 | will, und das auch im Umgang mit anderen vertreten zu |
| 238 | können. Hier machen wir dir einen Vorschlag für die |
| 239 | Umsetzung von Rollenspielen, in denen die Mädchen ihre |
| 240 | Selbstbehauptungsfähigkeiten üben können. |
| 241 | »Und täglich grüßt das Murmeltier« |
| 242 | (Rollenspiel/Eingreiftheater) |
| 243 | Es ist nie festgelegt, wie wir in einer Situation reagieren |
| 244 | müssen. Meist gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sicherlich |
| 245 | kann sich jedes Mädchen an eine Situation erinnern, in der |
| 246 | es sich nicht so verhalten hat, wie es es eigentlich wollte. |
| 247 | Das kann in einem Rollenspiel nachgeholt und geübt werden. |
| 248 | Beispiele: Jemandem einmal so richtig die eigene Meinung |
| 249 | sagen, auf seinem Recht beharren, nicht nachgeben etc. Dafür |
| 250 | soll jede 10 Min. für sich nachdenken und eine Situation, |
| 251 | die sie erlebt hat und gerne spielen möchte, auf eine |
| 252 | Karteikarte schreiben. Dann beschreibt jede in der Runde |
| 253 | ihre Situation. Gemeinsam kann eine der Situationen |
| 254 | ausgewählt werden und von dem jeweiligen Mädchen und |
| 255 | weiteren Mitspielerinnen, die sie sich aussuchen darf, |
| 256 | nachgespielt werden. Anschließend wird die Situation |
| 257 | nochmals gespielt und das Mädchen kann diesmal eine neue |
| 258 | Reaktion ausprobieren. Ist sie nun zufrieden? Oder will sie |
| 259 | die Situation noch einmal spielen? Es wird so lange |
| 260 | gespielt, bis sich das Mädchen in der Situation so verhält, |
| 261 | wie sie es richtig gut findet. Achtung: Nicht diskutieren, |
| 262 | sondern spielen! |
| 263 | Alternative: Du überlegst dir vor der Gruppenstunde einige |
| 264 | Situationen, in denen ein Mädchen sich selbst behaupten |
| 265 | muss, und diese werden in der Gruppe gespielt und gemeinsam |
| 266 | wird nach zufrieden stellenden Verhaltensweisen gesucht. |
| 267 | |
| 268 | Schönheit und Identität |
| 269 | Mädchen stehen stark unter dem Druck, »schön zu sein«. |
| 270 | Gleichzeitig haben Mode und Kleidung eine große Bedeutung |
| 271 | für den Selbstausdruck und das eigene Zugehörigkeitsgefühl |
| 272 | von Mädchen im Alltag. Wenn Schönheit Thema in einer |
| 273 | Mädchengruppe werden soll, dann geht es neben dem Spaß |
| 274 | darum, sich schön zu machen und sich zu inszenieren, auch |
| 275 | darum, danach zu fragen, in welchem Maße Schönheitsideale |
| 276 | gemacht und damit wandelbar sind und wie wichtig |
| 277 | Ausstrahlung und Persönlichkeit für Schönheit sind. |
| 278 | Fragen wie diese können gestellt werden: |
| 279 | Warum möchte ich sein wie jemand anders? Woher kommen die |
| 280 | Schönheitsideale? Gibt es für Jungen genauso starke |
| 281 | Schönheitsnormen? Wie wäre es eigentlich, wenn alle gleich |
| 282 | schön aussehen würden, einer Norm folgend? Was macht deine |
| 283 | Persönlichkeit aus, macht dich anders als andere? |
| 284 | |
| 285 | Schönheit hat viele Gesichter (Methodenfolge) |
| 286 | Was finde ich schön? Was spricht mich an? Um das |
| 287 | herauszufinden, kannst du unterschiedliche Frauenbilder aus |
| 288 | Werbung, Showgeschäft, alte und junge Frauen von der Straße, |
| 289 | dicke und dünne Frauen mit unterschiedlichen |
| 290 | Gesichtsausdrücken, Schere, Tonkarton, Kleber, Stifte |
| 291 | bereitstellen. Die Mädchen sollen Bilder heraussuchen und |
| 292 | beschreiben, was sie an den ausgewählten Bildern schön |
| 293 | finden, und sich über ihre Schönheitsvorstellungen |
| 294 | austauschen. Es entsteht eine Schönheitscollage mit ganz |
| 295 | unterschiedlichen Gesichtern. Wahrscheinlich spricht die |
| 296 | Mädchen viel mehr an als die glatte, jugendliche Schönheit. |
| 297 | Ausdruck und Mimik sind wichtig dafür, was als schön |
| 298 | empfunden wird, weil sie etwas über den Menschen aussagen. |
| 299 | Im Anschluss an die Bilderauswahl und -besprechung stellt |
| 300 | sich ein Mädchen zur Verfügung, um einen Körperumriss auf |
| 301 | Papier zu malen. Der Umriss wird gefüllt mit dem, was die |
| 302 | Mädchen äußerlich an anderen schön finden, und mit |
| 303 | Eigenschaften, die auf sie eine Anziehung haben (z.B. |
| 304 | Lachen, Freundlichkeit …). Ihr könnt den gefüllten Körper |
| 305 | betrachten und überlegen, was jede von euch davon hat. |
| 306 | |
| 307 | Die eigene Schönheit mit anderen Augen (Kreativmethode) |
| 308 | Mädchen sind in Bezug auf ihr eigenes Aussehen oft sehr |
| 309 | kritisch. Eine Möglichkeit, um das aufzubrechen, ist die |
| 310 | Rückmeldung durch andere Mädchen. Die könnt ihr in eine |
| 311 | Geschichte rahmen: In Afrika sind Frauen oft sehr schön |
| 312 | gekleidet, obwohl sie keinen Spiegel zur Verfügung haben. |
| 313 | Der Spiegel sind dort die anderen Frauen. In diesem Sinne |
| 314 | notiert jedes Mädchen eine Eigenschaft, einen Charakterzug, |
| 315 | eine Begabung, ein äußerliches Merkmal für jedes andere |
| 316 | Mädchen in der Gruppe, das sie an ihr schön findet. Die |
| 317 | Komplimente werden in einen Briefumschlag für jedes Mädchen |
| 318 | gesteckt. Danach lesen die Mädchen ihre Komplimente und |
| 319 | suchen Symbole dafür, die sie dann auf den Rand einer |
| 320 | Spiegelfliese malen. So entsteht für jede eine |
| 321 | Spiegelfliese, die ihr beim Blick in den Spiegel die selbst |
| 322 | wahrgenommene Schönheit präsentiert – sie aber gleichzeitig |
| 323 | mit den Symbolen am Rand daran erinnert, was andere an ihr |
| 324 | schön finden. |
| 325 | |
| 326 | »Auf Wolke Sieben« – Partnerschaft, Liebe und Sexualität |
| 327 | Partnerschaft, Liebe und Sexualität sind wichtige Themen für |
| 328 | Mädchen: Was unterscheidet Freundschaft und Liebe? Welche |
| 329 | Lebensform wünsche ich mir: Familie mit Kindern, |
| 330 | Partnerschaft mit einem Mann ohne Kinder, Partnerschaft mit |
| 331 | einer Frau, Zusammenleben mit vielen Freundinnen und |
| 332 | Freunden oder bin ich die geborene Singlefrau? Mädchen sind |
| 333 | auf der Suche nach Beziehung und nach ihren eigenen, ganz |
| 334 | persönlichen Lebensplänen und deren Verwirklichung, und |
| 335 | dabei wirst auch du als Gruppenleiterin immer wieder |
| 336 | angefragt werden. Fragen, die mit Lebensplanung, |
| 337 | Partnerschaft und Sexualität zusammenhängen, beschäftigen |
| 338 | Mädchen. Rechtlich liegt der Bereich der Sexualerziehung |
| 339 | dabei vorrangig im Aufgabenbereich der Eltern. Aber wie |
| 340 | reagierst du, wenn ein Mädchen dich etwas fragt? Oder wenn |
| 341 | Mädchen durch Anspielungen oder Provokationen versuchen, das |
| 342 | Thema ins Spiel zu bringen? Dann ist es wichtig, dass du |
| 343 | solche Fragen und Provokationen nicht überhörst, sondern |
| 344 | darauf eingehst, denn sie zeigen, dass Mädchen hier etwas |
| 345 | wissen wollen, etwas erfahren wollen und deine Reaktion |
| 346 | herausfordern. Wie du dabei reagieren wirst, hängt auch |
| 347 | davon ab, wie sicher du dich selbst in diesem Bereich |
| 348 | fühlst. Wenn du nicht weißt, wie du reagieren sollst, oder |
| 349 | wenn du Fragen hast, kann es helfen, sich mit anderen |
| 350 | Gruppenleiterinnen zu besprechen oder auch Hauptamtliche |
| 351 | oder andere Erwachsene zu Rate zu ziehen. |
| 352 | |
| 353 | Tipps zum Weiterlesen |
| 354 | für Kapitel 2: |
| 355 | • A. Christiansen u.a.: »Mädchen Los! Mädchen Macht! 100 und |
| 356 | 1 Idee zur Mädchenarbeit.« |
| 357 | • Landesjugendring NRW: »Mädchenwelten in Jugendverbänden« |
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