Beschluss: 1.1 neXTgender - Grundlagen von Mädchenarbeit
Originalversion
1 | Warum Mädchenarbeit? |
2 | Bestimmt hast du das auch schon erlebt: Du leitest eine |
3 | Gruppe von Mädchen und Jungen und denkst dir: Die verhalten |
4 | sich ja mal wieder so richtig »typisch Mädchen« oder |
5 | »typisch Junge«. Die Art und Weise, wie wir uns alle in |
6 | unserem alltäglichen Miteinander durch Gestik, Mimik, |
7 | Raumnehmen, Sprache, Kleidung usw. entsprechend |
8 | gesellschaftlicher Geschlechterrollenvorstellungen |
9 | verhalten, nennt man in der Wissenschaft »Doing Gender«. Das |
10 | heißt, wir haben nicht ein Geschlecht, wir sind nicht |
11 | einfach durch unsere Geburt und unseren Körper Mädchen/Frau |
12 | oder Junge/Mann, sondern wir tun Geschlecht erst. Es handelt |
13 | sich dabei um einen aktiven Vorgang, um ein Wechselspiel von |
14 | dem, was andere von uns erwarten und dem, was wir von ihnen |
15 | erwarten und wie wir und die anderen jeweils darauf |
16 | reagieren. Das bedeutet aber auch, dass wir als |
17 | Mädchen/Frauen bzw. als Jungen/Männer nicht einfach so sind, |
18 | wie wir sind – also qua Natur oder Sozialisation – , sondern |
19 | wir alle können uns in jeder Situation neu verhalten. Darin |
20 | liegt eine große Freiheit. Aber natürlich geht das nicht von |
21 | heute auf morgen: wir haben eine persönliche Geschichte und |
22 | auch die Gesellschaft setzt bestimmte Rahmenbedingungen. |
23 | Aber in einer reinen Mädchen- (oder Jungen-) Gruppe gibt es |
24 | Freiräume, sich auch mal ganz anders zu verhalten: In einer |
25 | Mädchengruppe sind Mädchen unter sich und müssen durch ihr |
26 | Verhalten in ihren Interaktionen nicht ständig beweisen, |
27 | dass sie »richtige« Mädchen sind (und bei den Jungen |
28 | ebenso). Hier können sie sich also einmal viel freier von |
29 | geschlechterstereotypen Normen verhalten und Freiräume für |
30 | sich erobern. |
31 | |
32 | Geschichte |
33 | Um solche Freiräume zu schaffen, in denen Mädchen sich |
34 | jenseits von bestimmten Geschlechtsrollenerwartungen bewegen |
35 | können, entstand bereits Ende der 1970er Jahre im Kontext |
36 | der 2. Frauenbewegung die parteiliche Mädchenarbeit. Mit der |
37 | Feststellung, »Jugendarbeit ist Jungenarbeit« wurden die |
38 | Angebote für Kinder und Jugendliche kritisiert, als |
39 | einseitig an den vermeintlichen Interessen und Bedürfnissen |
40 | der Jungen ausgerichtet und die Probleme und Interessen der |
41 | Mädchen wurden ins Blickfeld gerückt. Ziel von Mädchenarbeit |
42 | war und ist es, die vielfältigen gesellschaftlichen |
43 | Benachteiligungen von Mädchen abzubauen und eine |
44 | Gleichberechtigung der Geschlechter herzustellen. |
45 | |
46 | Die neuen Mädchen |
47 | Zwischenzeitlich hat sich in unserer Gesellschaft einiges |
48 | geändert. Und auch die Mädchen von heute sind anders als |
49 | noch vor Jahrzehnten: Sie wissen, was sie wollen, und sagen |
50 | das auch. Sie verfolgen selbstbewusst ihre Ziele, sind sexy |
51 | und haben Spaß. |
52 | So jedenfalls das Bild, das uns die Medien (Fernsehen, |
53 | Zeitung), aber auch die Mädchen selbst vermitteln. Auf den |
54 | ersten Blick hat sich also viel verändert für Mädchen und |
55 | Frauen: Anders als noch vor Jahrzehnten, als sie auf der |
56 | gesellschaftlichen Ebene durch Verbote, Ausschluss und klare |
57 | Verhaltensregeln aktiv ausgegrenzt wurden, haben sie heute |
58 | ganz neue Handlungsspielräume. In der Schule haben Mädchen |
59 | mittlerweile im Durchschnitt sogar bessere Noten als Jungen. |
60 | Gleichzeitig belegen Daten aus unterschiedlichen Bereichen |
61 | aber, dass die gesellschaftliche Benachteiligung von |
62 | Mädchen/Frauen noch keinesfalls abgebaut ist: Nach wie vor |
63 | stehen Mädchen/Frauen vor Einschränkungen in der |
64 | Berufsausbildung, sie haben weniger Chancen auf dem |
65 | Arbeitsmarkt, schlechtere Karriereaussichten und beziehen |
66 | geringere Löhne. Sie sind selten in Führungspositionen |
67 | anzutreffen und das Problem der Vereinbarkeit von Familie |
68 | und Beruf lastet weiterhin auf ihren Schultern. All dies hat |
69 | wiederum Auswirkungen auf ihre soziale Absicherung (z.B. |
70 | Rentenhöhe). Außerdem sind Mädchen/Frauen noch immer |
71 | alltäglichem Sexismus und Gewalt ausgesetzt. |
72 | Die Geschlechterhierarchie ist also noch lange nicht |
73 | überwunden. Besonders schwierig ist diese Tatsache für |
74 | Mädchen vor dem Hintergrund, dass es heutzutage mega-out zu |
75 | sein scheint, über Probleme und Benachteiligungen zu |
76 | sprechen und sie daher bei Misserfolgen die Schuld dafür |
77 | häufig in ihrer persönlichen Unfähigkeit anstatt in den |
78 | strukturellen und gesellschaftlichen Bedingungen suchen. |
79 | |
80 | Qualitätsmerkmale von Mädchenarbeit |
81 | Mädchenarbeit begleitet und unterstützt Mädchen vor diesem |
82 | Hintergrund, damit sie ihre eigenen Lebenspläne |
83 | verwirklichen können. Sie nimmt Mädchen mit ihren |
84 | unterschiedlichen Bedürfnissen ernst, bietet ihnen Freiräume |
85 | und fördert ihre Durchsetzungskraft. Mädchenarbeit ermuntert |
86 | Mädchen, Rollenbilder zu überdenken und neue |
87 | Geschlechterrollen auszuprobieren. Mädchen können hier ihre |
88 | Fähigkeiten erkennen und weiterentwickeln sowie ihr |
89 | Berufswahlspektrum erweitern. Mädchenarbeit bietet Mädchen |
90 | die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen und dabei nicht |
91 | den Bewertungen von Jungen ausgesetzt zu sein. Außerdem |
92 | unterstützt sie Mädchen darin, ein positives Gefühl |
93 | gegenüber sich und ihrem eigenen Körper zu entwickeln. |
94 | Mädchenarbeit macht Mädchen dabei nicht gleich, sondern |
95 | nimmt sie in ihrer Vielfalt wahr, z.B. in Bezug auf ihre |
96 | Herkunft, ihre Interessen und Fähigkeiten, ihre sexuelle |
97 | Orientierung. |
98 | Neben der pädagogischen Arbeit mit Mädchen hat Mädchenarbeit |
99 | immer auch die Aufgabe, sich für die Interessen von Mädchen |
100 | politisch einzusetzen, also z.B. in Verbandsgremien oder |
101 | Ausschüssen. Das ist dann Mädchenpolitik. |
102 | |
103 | |
104 | Sich politisch einmischen |
105 | Als Gruppenleiterin hast du neben deiner pädagogischen |
106 | Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auch die Möglichkeit, |
107 | deinen Verband bzw. deine Institution politisch |
108 | mitzugestalten. Wichtige Orte für politisches Engagement |
109 | sind z.B. Gremien und Vorstände. Hier kannst du einiges |
110 | bewegen und eigene Ideen einbringen. Hier kannst du auch die |
111 | Interessen von Mädchen vertreten, damit sie in deinem |
112 | Verband bzw. in deiner Institution berücksichtigt werden. |
113 | Das kannst du z.B. tun, indem du die Aktionen, die du mit |
114 | Mädchen durchgeführt hast, in den jeweiligen Gremien |
115 | vorstellst und ihr sie gemeinsam auswertet. Du kannst dich |
116 | auch für Mädchenarbeit stark machen, indem du Ressourcen |
117 | dafür einforderst, wie z.B. Gelder und Sachmittel für |
118 | Mädchenaktionen und -projekte. |
119 | |
120 | Die Rolle der Gruppenleiterin |
121 | Als Gruppenleiterin hast du eine bedeutende Aufgabe in der |
122 | Arbeit mit Mädchen: Du begleitest sie ein Stück in ihrer |
123 | Entwicklung und wirst merken, wie wichtig das für sie ist. |
124 | Du bietest ihnen die Möglichkeit, sich in der |
125 | Auseinandersetzung um ihre eigene Lebensgestaltung mit dir |
126 | zu reiben. Daher ist es wichtig, dich immer wieder auch mit |
127 | deiner eigenen Geschichte und deinem Mädchen-/Frausein |
128 | auseinander zu setzen. |
129 | Dafür bietet sich ein Austausch mit anderen |
130 | Gruppenleiterinnen an. Dies ist z.B. im Rahmen von Angeboten |
131 | der Gruppenleiter-innen-Aus- und Fortbildung möglich. Oder |
132 | du gründest mit anderen Gruppenleiterinnen, die sich wie du |
133 | für Mädchenarbeit interessieren, gemeinsam eine Gruppe, in |
134 | der ihr euch zu diesem Thema austauschen könnt. |
135 | |
136 | Arbeitsformen |
137 | Viele Arbeitsformen sind möglich, um Mädchenarbeit zu |
138 | machen: Methodische Vorschläge für Gruppenstunden mit einer |
139 | reinen Mädchengruppe findest du auf den folgenden Seiten. |
140 | Wenn du normalerweise eine gemischte Gruppe leitest, hast du |
141 | die Möglichkeit, in einem Projekt einmal etwas nur mit |
142 | Mädchen auf die Beine zu stellen. Aber auch Wochenendfahrten |
143 | oder Ferienfreizeiten sind ein ausgezeichneter Ort, um |
144 | Mädchenarbeit zu machen. Hier eignen sich besonders |
145 | Aktivitäten aus dem Bereich Erlebnispädagogik und Abenteuer, |
146 | aber auch thematische Freizeiten zu anderen Themen (s.u.) |
147 | sind möglich. Auch bei Großveranstaltungen lässt sich |
148 | Mädchenarbeit umsetzen, durch bestimmte Aktionen extra für |
149 | Mädchen oder durch die Schaffung von (Frei-)Räumen für |
150 | Mädchen im Rahmen einer gemischten Großveranstaltung. Die |
151 | Ausschreibung eines Wettbewerbs für Mädchen (z.B. eines |
152 | Foto- oder Filmwettbewerbs) ist eine weitere gute |
153 | Möglichkeit, ein Angebot für Mädchen zu machen. Hier sind |
154 | das Engagement und die Kreativität der Mädchen zu einem für |
155 | sie wichtigen Thema gefragt. Natürlich sollten die |
156 | Gewinnerinnen bei einer Abschlussveranstaltung geehrt |
157 | werden. Die Veranstaltung kann dann gleich dazu genutzt |
158 | werden, die Ergebnisse des Wettbewerbes öffentlich zu |
159 | machen. Warum nicht auch mal eine Ausstellung mit Mädchen |
160 | machen? Der Vorteil einer Ausstellung – ähnlich wie bei |
161 | einem Wettbewerb – ist, dass ihr damit auch eine gewisse |
162 | Öffentlichkeit erreicht und die Interessen und Belange von |
163 | Mädchen sichtbar machen könnt. |
Der Text verglichen mit der Originalversion
1 | Warum Mädchenarbeit? |
2 | Bestimmt hast du das auch schon erlebt: Du leitest eine |
3 | Gruppe von Mädchen und Jungen und denkst dir: Die verhalten |
4 | sich ja mal wieder so richtig »typisch Mädchen« oder |
5 | »typisch Junge«. Die Art und Weise, wie wir uns alle in |
6 | unserem alltäglichen Miteinander durch Gestik, Mimik, |
7 | Raumnehmen, Sprache, Kleidung usw. entsprechend |
8 | gesellschaftlicher Geschlechterrollenvorstellungen |
9 | verhalten, nennt man in der Wissenschaft »Doing Gender«. Das |
10 | heißt, wir haben nicht ein Geschlecht, wir sind nicht |
11 | einfach durch unsere Geburt und unseren Körper Mädchen/Frau |
12 | oder Junge/Mann, sondern wir tun Geschlecht erst. Es handelt |
13 | sich dabei um einen aktiven Vorgang, um ein Wechselspiel von |
14 | dem, was andere von uns erwarten und dem, was wir von ihnen |
15 | erwarten und wie wir und die anderen jeweils darauf |
16 | reagieren. Das bedeutet aber auch, dass wir als |
17 | Mädchen/Frauen bzw. als Jungen/Männer nicht einfach so sind, |
18 | wie wir sind – also qua Natur oder Sozialisation – , sondern |
19 | wir alle können uns in jeder Situation neu verhalten. Darin |
20 | liegt eine große Freiheit. Aber natürlich geht das nicht von |
21 | heute auf morgen: wir haben eine persönliche Geschichte und |
22 | auch die Gesellschaft setzt bestimmte Rahmenbedingungen. |
23 | Aber in einer reinen Mädchen- (oder Jungen-) Gruppe gibt es |
24 | Freiräume, sich auch mal ganz anders zu verhalten: In einer |
25 | Mädchengruppe sind Mädchen unter sich und müssen durch ihr |
26 | Verhalten in ihren Interaktionen nicht ständig beweisen, |
27 | dass sie »richtige« Mädchen sind (und bei den Jungen |
28 | ebenso). Hier können sie sich also einmal viel freier von |
29 | geschlechterstereotypen Normen verhalten und Freiräume für |
30 | sich erobern. |
31 | |
32 | Geschichte |
33 | Um solche Freiräume zu schaffen, in denen Mädchen sich |
34 | jenseits von bestimmten Geschlechtsrollenerwartungen bewegen |
35 | können, entstand bereits Ende der 1970er Jahre im Kontext |
36 | der 2. Frauenbewegung die parteiliche Mädchenarbeit. Mit der |
37 | Feststellung, »Jugendarbeit ist Jungenarbeit« wurden die |
38 | Angebote für Kinder und Jugendliche kritisiert, als |
39 | einseitig an den vermeintlichen Interessen und Bedürfnissen |
40 | der Jungen ausgerichtet und die Probleme und Interessen der |
41 | Mädchen wurden ins Blickfeld gerückt. Ziel von Mädchenarbeit |
42 | war und ist es, die vielfältigen gesellschaftlichen |
43 | Benachteiligungen von Mädchen abzubauen und eine |
44 | Gleichberechtigung der Geschlechter herzustellen. |
45 | |
46 | Die neuen Mädchen |
47 | Zwischenzeitlich hat sich in unserer Gesellschaft einiges |
48 | geändert. Und auch die Mädchen von heute sind anders als |
49 | noch vor Jahrzehnten: Sie wissen, was sie wollen, und sagen |
50 | das auch. Sie verfolgen selbstbewusst ihre Ziele, sind sexy |
51 | und haben Spaß. |
52 | So jedenfalls das Bild, das uns die Medien (Fernsehen, |
53 | Zeitung), aber auch die Mädchen selbst vermitteln. Auf den |
54 | ersten Blick hat sich also viel verändert für Mädchen und |
55 | Frauen: Anders als noch vor Jahrzehnten, als sie auf der |
56 | gesellschaftlichen Ebene durch Verbote, Ausschluss und klare |
57 | Verhaltensregeln aktiv ausgegrenzt wurden, haben sie heute |
58 | ganz neue Handlungsspielräume. In der Schule haben Mädchen |
59 | mittlerweile im Durchschnitt sogar bessere Noten als Jungen. |
60 | Gleichzeitig belegen Daten aus unterschiedlichen Bereichen |
61 | aber, dass die gesellschaftliche Benachteiligung von |
62 | Mädchen/Frauen noch keinesfalls abgebaut ist: Nach wie vor |
63 | stehen Mädchen/Frauen vor Einschränkungen in der |
64 | Berufsausbildung, sie haben weniger Chancen auf dem |
65 | Arbeitsmarkt, schlechtere Karriereaussichten und beziehen |
66 | geringere Löhne. Sie sind selten in Führungspositionen |
67 | anzutreffen und das Problem der Vereinbarkeit von Familie |
68 | und Beruf lastet weiterhin auf ihren Schultern. All dies hat |
69 | wiederum Auswirkungen auf ihre soziale Absicherung (z.B. |
70 | Rentenhöhe). Außerdem sind Mädchen/Frauen noch immer |
71 | alltäglichem Sexismus und Gewalt ausgesetzt. |
72 | Die Geschlechterhierarchie ist also noch lange nicht |
73 | überwunden. Besonders schwierig ist diese Tatsache für |
74 | Mädchen vor dem Hintergrund, dass es heutzutage mega-out zu |
75 | sein scheint, über Probleme und Benachteiligungen zu |
76 | sprechen und sie daher bei Misserfolgen die Schuld dafür |
77 | häufig in ihrer persönlichen Unfähigkeit anstatt in den |
78 | strukturellen und gesellschaftlichen Bedingungen suchen. |
79 | |
80 | Qualitätsmerkmale von Mädchenarbeit |
81 | Mädchenarbeit begleitet und unterstützt Mädchen vor diesem |
82 | Hintergrund, damit sie ihre eigenen Lebenspläne |
83 | verwirklichen können. Sie nimmt Mädchen mit ihren |
84 | unterschiedlichen Bedürfnissen ernst, bietet ihnen Freiräume |
85 | und fördert ihre Durchsetzungskraft. Mädchenarbeit ermuntert |
86 | Mädchen, Rollenbilder zu überdenken und neue |
87 | Geschlechterrollen auszuprobieren. Mädchen können hier ihre |
88 | Fähigkeiten erkennen und weiterentwickeln sowie ihr |
89 | Berufswahlspektrum erweitern. Mädchenarbeit bietet Mädchen |
90 | die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen und dabei nicht |
91 | den Bewertungen von Jungen ausgesetzt zu sein. Außerdem |
92 | unterstützt sie Mädchen darin, ein positives Gefühl |
93 | gegenüber sich und ihrem eigenen Körper zu entwickeln. |
94 | Mädchenarbeit macht Mädchen dabei nicht gleich, sondern |
95 | nimmt sie in ihrer Vielfalt wahr, z.B. in Bezug auf ihre |
96 | Herkunft, ihre Interessen und Fähigkeiten, ihre sexuelle |
97 | Orientierung. |
98 | Neben der pädagogischen Arbeit mit Mädchen hat Mädchenarbeit |
99 | immer auch die Aufgabe, sich für die Interessen von Mädchen |
100 | politisch einzusetzen, also z.B. in Verbandsgremien oder |
101 | Ausschüssen. Das ist dann Mädchenpolitik. |
102 | |
103 | |
104 | Sich politisch einmischen |
105 | Als Gruppenleiterin hast du neben deiner pädagogischen |
106 | Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auch die Möglichkeit, |
107 | deinen Verband bzw. deine Institution politisch |
108 | mitzugestalten. Wichtige Orte für politisches Engagement |
109 | sind z.B. Gremien und Vorstände. Hier kannst du einiges |
110 | bewegen und eigene Ideen einbringen. Hier kannst du auch die |
111 | Interessen von Mädchen vertreten, damit sie in deinem |
112 | Verband bzw. in deiner Institution berücksichtigt werden. |
113 | Das kannst du z.B. tun, indem du die Aktionen, die du mit |
114 | Mädchen durchgeführt hast, in den jeweiligen Gremien |
115 | vorstellst und ihr sie gemeinsam auswertet. Du kannst dich |
116 | auch für Mädchenarbeit stark machen, indem du Ressourcen |
117 | dafür einforderst, wie z.B. Gelder und Sachmittel für |
118 | Mädchenaktionen und -projekte. |
119 | |
120 | Die Rolle der Gruppenleiterin |
121 | Als Gruppenleiterin hast du eine bedeutende Aufgabe in der |
122 | Arbeit mit Mädchen: Du begleitest sie ein Stück in ihrer |
123 | Entwicklung und wirst merken, wie wichtig das für sie ist. |
124 | Du bietest ihnen die Möglichkeit, sich in der |
125 | Auseinandersetzung um ihre eigene Lebensgestaltung mit dir |
126 | zu reiben. Daher ist es wichtig, dich immer wieder auch mit |
127 | deiner eigenen Geschichte und deinem Mädchen-/Frausein |
128 | auseinander zu setzen. |
129 | Dafür bietet sich ein Austausch mit anderen |
130 | Gruppenleiterinnen an. Dies ist z.B. im Rahmen von Angeboten |
131 | der Gruppenleiter-innen-Aus- und Fortbildung möglich. Oder |
132 | du gründest mit anderen Gruppenleiterinnen, die sich wie du |
133 | für Mädchenarbeit interessieren, gemeinsam eine Gruppe, in |
134 | der ihr euch zu diesem Thema austauschen könnt. |
135 | |
136 | Arbeitsformen |
137 | Viele Arbeitsformen sind möglich, um Mädchenarbeit zu |
138 | machen: Methodische Vorschläge für Gruppenstunden mit einer |
139 | reinen Mädchengruppe findest du auf den folgenden Seiten. |
140 | Wenn du normalerweise eine gemischte Gruppe leitest, hast du |
141 | die Möglichkeit, in einem Projekt einmal etwas nur mit |
142 | Mädchen auf die Beine zu stellen. Aber auch Wochenendfahrten |
143 | oder Ferienfreizeiten sind ein ausgezeichneter Ort, um |
144 | Mädchenarbeit zu machen. Hier eignen sich besonders |
145 | Aktivitäten aus dem Bereich Erlebnispädagogik und Abenteuer, |
146 | aber auch thematische Freizeiten zu anderen Themen (s.u.) |
147 | sind möglich. Auch bei Großveranstaltungen lässt sich |
148 | Mädchenarbeit umsetzen, durch bestimmte Aktionen extra für |
149 | Mädchen oder durch die Schaffung von (Frei-)Räumen für |
150 | Mädchen im Rahmen einer gemischten Großveranstaltung. Die |
151 | Ausschreibung eines Wettbewerbs für Mädchen (z.B. eines |
152 | Foto- oder Filmwettbewerbs) ist eine weitere gute |
153 | Möglichkeit, ein Angebot für Mädchen zu machen. Hier sind |
154 | das Engagement und die Kreativität der Mädchen zu einem für |
155 | sie wichtigen Thema gefragt. Natürlich sollten die |
156 | Gewinnerinnen bei einer Abschlussveranstaltung geehrt |
157 | werden. Die Veranstaltung kann dann gleich dazu genutzt |
158 | werden, die Ergebnisse des Wettbewerbes öffentlich zu |
159 | machen. Warum nicht auch mal eine Ausstellung mit Mädchen |
160 | machen? Der Vorteil einer Ausstellung – ähnlich wie bei |
161 | einem Wettbewerb – ist, dass ihr damit auch eine gewisse |
162 | Öffentlichkeit erreicht und die Interessen und Belange von |
163 | Mädchen sichtbar machen könnt. |
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