Beschluss: 1.1 neXTgender - Grundlagen von Mädchenarbeit
Originalversion
| 1 | Warum Mädchenarbeit? |
| 2 | Bestimmt hast du das auch schon erlebt: Du leitest eine |
| 3 | Gruppe von Mädchen und Jungen und denkst dir: Die verhalten |
| 4 | sich ja mal wieder so richtig »typisch Mädchen« oder |
| 5 | »typisch Junge«. Die Art und Weise, wie wir uns alle in |
| 6 | unserem alltäglichen Miteinander durch Gestik, Mimik, |
| 7 | Raumnehmen, Sprache, Kleidung usw. entsprechend |
| 8 | gesellschaftlicher Geschlechterrollenvorstellungen |
| 9 | verhalten, nennt man in der Wissenschaft »Doing Gender«. Das |
| 10 | heißt, wir haben nicht ein Geschlecht, wir sind nicht |
| 11 | einfach durch unsere Geburt und unseren Körper Mädchen/Frau |
| 12 | oder Junge/Mann, sondern wir tun Geschlecht erst. Es handelt |
| 13 | sich dabei um einen aktiven Vorgang, um ein Wechselspiel von |
| 14 | dem, was andere von uns erwarten und dem, was wir von ihnen |
| 15 | erwarten und wie wir und die anderen jeweils darauf |
| 16 | reagieren. Das bedeutet aber auch, dass wir als |
| 17 | Mädchen/Frauen bzw. als Jungen/Männer nicht einfach so sind, |
| 18 | wie wir sind – also qua Natur oder Sozialisation – , sondern |
| 19 | wir alle können uns in jeder Situation neu verhalten. Darin |
| 20 | liegt eine große Freiheit. Aber natürlich geht das nicht von |
| 21 | heute auf morgen: wir haben eine persönliche Geschichte und |
| 22 | auch die Gesellschaft setzt bestimmte Rahmenbedingungen. |
| 23 | Aber in einer reinen Mädchen- (oder Jungen-) Gruppe gibt es |
| 24 | Freiräume, sich auch mal ganz anders zu verhalten: In einer |
| 25 | Mädchengruppe sind Mädchen unter sich und müssen durch ihr |
| 26 | Verhalten in ihren Interaktionen nicht ständig beweisen, |
| 27 | dass sie »richtige« Mädchen sind (und bei den Jungen |
| 28 | ebenso). Hier können sie sich also einmal viel freier von |
| 29 | geschlechterstereotypen Normen verhalten und Freiräume für |
| 30 | sich erobern. |
| 31 | |
| 32 | Geschichte |
| 33 | Um solche Freiräume zu schaffen, in denen Mädchen sich |
| 34 | jenseits von bestimmten Geschlechtsrollenerwartungen bewegen |
| 35 | können, entstand bereits Ende der 1970er Jahre im Kontext |
| 36 | der 2. Frauenbewegung die parteiliche Mädchenarbeit. Mit der |
| 37 | Feststellung, »Jugendarbeit ist Jungenarbeit« wurden die |
| 38 | Angebote für Kinder und Jugendliche kritisiert, als |
| 39 | einseitig an den vermeintlichen Interessen und Bedürfnissen |
| 40 | der Jungen ausgerichtet und die Probleme und Interessen der |
| 41 | Mädchen wurden ins Blickfeld gerückt. Ziel von Mädchenarbeit |
| 42 | war und ist es, die vielfältigen gesellschaftlichen |
| 43 | Benachteiligungen von Mädchen abzubauen und eine |
| 44 | Gleichberechtigung der Geschlechter herzustellen. |
| 45 | |
| 46 | Die neuen Mädchen |
| 47 | Zwischenzeitlich hat sich in unserer Gesellschaft einiges |
| 48 | geändert. Und auch die Mädchen von heute sind anders als |
| 49 | noch vor Jahrzehnten: Sie wissen, was sie wollen, und sagen |
| 50 | das auch. Sie verfolgen selbstbewusst ihre Ziele, sind sexy |
| 51 | und haben Spaß. |
| 52 | So jedenfalls das Bild, das uns die Medien (Fernsehen, |
| 53 | Zeitung), aber auch die Mädchen selbst vermitteln. Auf den |
| 54 | ersten Blick hat sich also viel verändert für Mädchen und |
| 55 | Frauen: Anders als noch vor Jahrzehnten, als sie auf der |
| 56 | gesellschaftlichen Ebene durch Verbote, Ausschluss und klare |
| 57 | Verhaltensregeln aktiv ausgegrenzt wurden, haben sie heute |
| 58 | ganz neue Handlungsspielräume. In der Schule haben Mädchen |
| 59 | mittlerweile im Durchschnitt sogar bessere Noten als Jungen. |
| 60 | Gleichzeitig belegen Daten aus unterschiedlichen Bereichen |
| 61 | aber, dass die gesellschaftliche Benachteiligung von |
| 62 | Mädchen/Frauen noch keinesfalls abgebaut ist: Nach wie vor |
| 63 | stehen Mädchen/Frauen vor Einschränkungen in der |
| 64 | Berufsausbildung, sie haben weniger Chancen auf dem |
| 65 | Arbeitsmarkt, schlechtere Karriereaussichten und beziehen |
| 66 | geringere Löhne. Sie sind selten in Führungspositionen |
| 67 | anzutreffen und das Problem der Vereinbarkeit von Familie |
| 68 | und Beruf lastet weiterhin auf ihren Schultern. All dies hat |
| 69 | wiederum Auswirkungen auf ihre soziale Absicherung (z.B. |
| 70 | Rentenhöhe). Außerdem sind Mädchen/Frauen noch immer |
| 71 | alltäglichem Sexismus und Gewalt ausgesetzt. |
| 72 | Die Geschlechterhierarchie ist also noch lange nicht |
| 73 | überwunden. Besonders schwierig ist diese Tatsache für |
| 74 | Mädchen vor dem Hintergrund, dass es heutzutage mega-out zu |
| 75 | sein scheint, über Probleme und Benachteiligungen zu |
| 76 | sprechen und sie daher bei Misserfolgen die Schuld dafür |
| 77 | häufig in ihrer persönlichen Unfähigkeit anstatt in den |
| 78 | strukturellen und gesellschaftlichen Bedingungen suchen. |
| 79 | |
| 80 | Qualitätsmerkmale von Mädchenarbeit |
| 81 | Mädchenarbeit begleitet und unterstützt Mädchen vor diesem |
| 82 | Hintergrund, damit sie ihre eigenen Lebenspläne |
| 83 | verwirklichen können. Sie nimmt Mädchen mit ihren |
| 84 | unterschiedlichen Bedürfnissen ernst, bietet ihnen Freiräume |
| 85 | und fördert ihre Durchsetzungskraft. Mädchenarbeit ermuntert |
| 86 | Mädchen, Rollenbilder zu überdenken und neue |
| 87 | Geschlechterrollen auszuprobieren. Mädchen können hier ihre |
| 88 | Fähigkeiten erkennen und weiterentwickeln sowie ihr |
| 89 | Berufswahlspektrum erweitern. Mädchenarbeit bietet Mädchen |
| 90 | die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen und dabei nicht |
| 91 | den Bewertungen von Jungen ausgesetzt zu sein. Außerdem |
| 92 | unterstützt sie Mädchen darin, ein positives Gefühl |
| 93 | gegenüber sich und ihrem eigenen Körper zu entwickeln. |
| 94 | Mädchenarbeit macht Mädchen dabei nicht gleich, sondern |
| 95 | nimmt sie in ihrer Vielfalt wahr, z.B. in Bezug auf ihre |
| 96 | Herkunft, ihre Interessen und Fähigkeiten, ihre sexuelle |
| 97 | Orientierung. |
| 98 | Neben der pädagogischen Arbeit mit Mädchen hat Mädchenarbeit |
| 99 | immer auch die Aufgabe, sich für die Interessen von Mädchen |
| 100 | politisch einzusetzen, also z.B. in Verbandsgremien oder |
| 101 | Ausschüssen. Das ist dann Mädchenpolitik. |
| 102 | |
| 103 | |
| 104 | Sich politisch einmischen |
| 105 | Als Gruppenleiterin hast du neben deiner pädagogischen |
| 106 | Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auch die Möglichkeit, |
| 107 | deinen Verband bzw. deine Institution politisch |
| 108 | mitzugestalten. Wichtige Orte für politisches Engagement |
| 109 | sind z.B. Gremien und Vorstände. Hier kannst du einiges |
| 110 | bewegen und eigene Ideen einbringen. Hier kannst du auch die |
| 111 | Interessen von Mädchen vertreten, damit sie in deinem |
| 112 | Verband bzw. in deiner Institution berücksichtigt werden. |
| 113 | Das kannst du z.B. tun, indem du die Aktionen, die du mit |
| 114 | Mädchen durchgeführt hast, in den jeweiligen Gremien |
| 115 | vorstellst und ihr sie gemeinsam auswertet. Du kannst dich |
| 116 | auch für Mädchenarbeit stark machen, indem du Ressourcen |
| 117 | dafür einforderst, wie z.B. Gelder und Sachmittel für |
| 118 | Mädchenaktionen und -projekte. |
| 119 | |
| 120 | Die Rolle der Gruppenleiterin |
| 121 | Als Gruppenleiterin hast du eine bedeutende Aufgabe in der |
| 122 | Arbeit mit Mädchen: Du begleitest sie ein Stück in ihrer |
| 123 | Entwicklung und wirst merken, wie wichtig das für sie ist. |
| 124 | Du bietest ihnen die Möglichkeit, sich in der |
| 125 | Auseinandersetzung um ihre eigene Lebensgestaltung mit dir |
| 126 | zu reiben. Daher ist es wichtig, dich immer wieder auch mit |
| 127 | deiner eigenen Geschichte und deinem Mädchen-/Frausein |
| 128 | auseinander zu setzen. |
| 129 | Dafür bietet sich ein Austausch mit anderen |
| 130 | Gruppenleiterinnen an. Dies ist z.B. im Rahmen von Angeboten |
| 131 | der Gruppenleiter-innen-Aus- und Fortbildung möglich. Oder |
| 132 | du gründest mit anderen Gruppenleiterinnen, die sich wie du |
| 133 | für Mädchenarbeit interessieren, gemeinsam eine Gruppe, in |
| 134 | der ihr euch zu diesem Thema austauschen könnt. |
| 135 | |
| 136 | Arbeitsformen |
| 137 | Viele Arbeitsformen sind möglich, um Mädchenarbeit zu |
| 138 | machen: Methodische Vorschläge für Gruppenstunden mit einer |
| 139 | reinen Mädchengruppe findest du auf den folgenden Seiten. |
| 140 | Wenn du normalerweise eine gemischte Gruppe leitest, hast du |
| 141 | die Möglichkeit, in einem Projekt einmal etwas nur mit |
| 142 | Mädchen auf die Beine zu stellen. Aber auch Wochenendfahrten |
| 143 | oder Ferienfreizeiten sind ein ausgezeichneter Ort, um |
| 144 | Mädchenarbeit zu machen. Hier eignen sich besonders |
| 145 | Aktivitäten aus dem Bereich Erlebnispädagogik und Abenteuer, |
| 146 | aber auch thematische Freizeiten zu anderen Themen (s.u.) |
| 147 | sind möglich. Auch bei Großveranstaltungen lässt sich |
| 148 | Mädchenarbeit umsetzen, durch bestimmte Aktionen extra für |
| 149 | Mädchen oder durch die Schaffung von (Frei-)Räumen für |
| 150 | Mädchen im Rahmen einer gemischten Großveranstaltung. Die |
| 151 | Ausschreibung eines Wettbewerbs für Mädchen (z.B. eines |
| 152 | Foto- oder Filmwettbewerbs) ist eine weitere gute |
| 153 | Möglichkeit, ein Angebot für Mädchen zu machen. Hier sind |
| 154 | das Engagement und die Kreativität der Mädchen zu einem für |
| 155 | sie wichtigen Thema gefragt. Natürlich sollten die |
| 156 | Gewinnerinnen bei einer Abschlussveranstaltung geehrt |
| 157 | werden. Die Veranstaltung kann dann gleich dazu genutzt |
| 158 | werden, die Ergebnisse des Wettbewerbes öffentlich zu |
| 159 | machen. Warum nicht auch mal eine Ausstellung mit Mädchen |
| 160 | machen? Der Vorteil einer Ausstellung – ähnlich wie bei |
| 161 | einem Wettbewerb – ist, dass ihr damit auch eine gewisse |
| 162 | Öffentlichkeit erreicht und die Interessen und Belange von |
| 163 | Mädchen sichtbar machen könnt. |
Der Text verglichen mit der Originalversion
| 1 | Warum Mädchenarbeit? |
| 2 | Bestimmt hast du das auch schon erlebt: Du leitest eine |
| 3 | Gruppe von Mädchen und Jungen und denkst dir: Die verhalten |
| 4 | sich ja mal wieder so richtig »typisch Mädchen« oder |
| 5 | »typisch Junge«. Die Art und Weise, wie wir uns alle in |
| 6 | unserem alltäglichen Miteinander durch Gestik, Mimik, |
| 7 | Raumnehmen, Sprache, Kleidung usw. entsprechend |
| 8 | gesellschaftlicher Geschlechterrollenvorstellungen |
| 9 | verhalten, nennt man in der Wissenschaft »Doing Gender«. Das |
| 10 | heißt, wir haben nicht ein Geschlecht, wir sind nicht |
| 11 | einfach durch unsere Geburt und unseren Körper Mädchen/Frau |
| 12 | oder Junge/Mann, sondern wir tun Geschlecht erst. Es handelt |
| 13 | sich dabei um einen aktiven Vorgang, um ein Wechselspiel von |
| 14 | dem, was andere von uns erwarten und dem, was wir von ihnen |
| 15 | erwarten und wie wir und die anderen jeweils darauf |
| 16 | reagieren. Das bedeutet aber auch, dass wir als |
| 17 | Mädchen/Frauen bzw. als Jungen/Männer nicht einfach so sind, |
| 18 | wie wir sind – also qua Natur oder Sozialisation – , sondern |
| 19 | wir alle können uns in jeder Situation neu verhalten. Darin |
| 20 | liegt eine große Freiheit. Aber natürlich geht das nicht von |
| 21 | heute auf morgen: wir haben eine persönliche Geschichte und |
| 22 | auch die Gesellschaft setzt bestimmte Rahmenbedingungen. |
| 23 | Aber in einer reinen Mädchen- (oder Jungen-) Gruppe gibt es |
| 24 | Freiräume, sich auch mal ganz anders zu verhalten: In einer |
| 25 | Mädchengruppe sind Mädchen unter sich und müssen durch ihr |
| 26 | Verhalten in ihren Interaktionen nicht ständig beweisen, |
| 27 | dass sie »richtige« Mädchen sind (und bei den Jungen |
| 28 | ebenso). Hier können sie sich also einmal viel freier von |
| 29 | geschlechterstereotypen Normen verhalten und Freiräume für |
| 30 | sich erobern. |
| 31 | |
| 32 | Geschichte |
| 33 | Um solche Freiräume zu schaffen, in denen Mädchen sich |
| 34 | jenseits von bestimmten Geschlechtsrollenerwartungen bewegen |
| 35 | können, entstand bereits Ende der 1970er Jahre im Kontext |
| 36 | der 2. Frauenbewegung die parteiliche Mädchenarbeit. Mit der |
| 37 | Feststellung, »Jugendarbeit ist Jungenarbeit« wurden die |
| 38 | Angebote für Kinder und Jugendliche kritisiert, als |
| 39 | einseitig an den vermeintlichen Interessen und Bedürfnissen |
| 40 | der Jungen ausgerichtet und die Probleme und Interessen der |
| 41 | Mädchen wurden ins Blickfeld gerückt. Ziel von Mädchenarbeit |
| 42 | war und ist es, die vielfältigen gesellschaftlichen |
| 43 | Benachteiligungen von Mädchen abzubauen und eine |
| 44 | Gleichberechtigung der Geschlechter herzustellen. |
| 45 | |
| 46 | Die neuen Mädchen |
| 47 | Zwischenzeitlich hat sich in unserer Gesellschaft einiges |
| 48 | geändert. Und auch die Mädchen von heute sind anders als |
| 49 | noch vor Jahrzehnten: Sie wissen, was sie wollen, und sagen |
| 50 | das auch. Sie verfolgen selbstbewusst ihre Ziele, sind sexy |
| 51 | und haben Spaß. |
| 52 | So jedenfalls das Bild, das uns die Medien (Fernsehen, |
| 53 | Zeitung), aber auch die Mädchen selbst vermitteln. Auf den |
| 54 | ersten Blick hat sich also viel verändert für Mädchen und |
| 55 | Frauen: Anders als noch vor Jahrzehnten, als sie auf der |
| 56 | gesellschaftlichen Ebene durch Verbote, Ausschluss und klare |
| 57 | Verhaltensregeln aktiv ausgegrenzt wurden, haben sie heute |
| 58 | ganz neue Handlungsspielräume. In der Schule haben Mädchen |
| 59 | mittlerweile im Durchschnitt sogar bessere Noten als Jungen. |
| 60 | Gleichzeitig belegen Daten aus unterschiedlichen Bereichen |
| 61 | aber, dass die gesellschaftliche Benachteiligung von |
| 62 | Mädchen/Frauen noch keinesfalls abgebaut ist: Nach wie vor |
| 63 | stehen Mädchen/Frauen vor Einschränkungen in der |
| 64 | Berufsausbildung, sie haben weniger Chancen auf dem |
| 65 | Arbeitsmarkt, schlechtere Karriereaussichten und beziehen |
| 66 | geringere Löhne. Sie sind selten in Führungspositionen |
| 67 | anzutreffen und das Problem der Vereinbarkeit von Familie |
| 68 | und Beruf lastet weiterhin auf ihren Schultern. All dies hat |
| 69 | wiederum Auswirkungen auf ihre soziale Absicherung (z.B. |
| 70 | Rentenhöhe). Außerdem sind Mädchen/Frauen noch immer |
| 71 | alltäglichem Sexismus und Gewalt ausgesetzt. |
| 72 | Die Geschlechterhierarchie ist also noch lange nicht |
| 73 | überwunden. Besonders schwierig ist diese Tatsache für |
| 74 | Mädchen vor dem Hintergrund, dass es heutzutage mega-out zu |
| 75 | sein scheint, über Probleme und Benachteiligungen zu |
| 76 | sprechen und sie daher bei Misserfolgen die Schuld dafür |
| 77 | häufig in ihrer persönlichen Unfähigkeit anstatt in den |
| 78 | strukturellen und gesellschaftlichen Bedingungen suchen. |
| 79 | |
| 80 | Qualitätsmerkmale von Mädchenarbeit |
| 81 | Mädchenarbeit begleitet und unterstützt Mädchen vor diesem |
| 82 | Hintergrund, damit sie ihre eigenen Lebenspläne |
| 83 | verwirklichen können. Sie nimmt Mädchen mit ihren |
| 84 | unterschiedlichen Bedürfnissen ernst, bietet ihnen Freiräume |
| 85 | und fördert ihre Durchsetzungskraft. Mädchenarbeit ermuntert |
| 86 | Mädchen, Rollenbilder zu überdenken und neue |
| 87 | Geschlechterrollen auszuprobieren. Mädchen können hier ihre |
| 88 | Fähigkeiten erkennen und weiterentwickeln sowie ihr |
| 89 | Berufswahlspektrum erweitern. Mädchenarbeit bietet Mädchen |
| 90 | die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen und dabei nicht |
| 91 | den Bewertungen von Jungen ausgesetzt zu sein. Außerdem |
| 92 | unterstützt sie Mädchen darin, ein positives Gefühl |
| 93 | gegenüber sich und ihrem eigenen Körper zu entwickeln. |
| 94 | Mädchenarbeit macht Mädchen dabei nicht gleich, sondern |
| 95 | nimmt sie in ihrer Vielfalt wahr, z.B. in Bezug auf ihre |
| 96 | Herkunft, ihre Interessen und Fähigkeiten, ihre sexuelle |
| 97 | Orientierung. |
| 98 | Neben der pädagogischen Arbeit mit Mädchen hat Mädchenarbeit |
| 99 | immer auch die Aufgabe, sich für die Interessen von Mädchen |
| 100 | politisch einzusetzen, also z.B. in Verbandsgremien oder |
| 101 | Ausschüssen. Das ist dann Mädchenpolitik. |
| 102 | |
| 103 | |
| 104 | Sich politisch einmischen |
| 105 | Als Gruppenleiterin hast du neben deiner pädagogischen |
| 106 | Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auch die Möglichkeit, |
| 107 | deinen Verband bzw. deine Institution politisch |
| 108 | mitzugestalten. Wichtige Orte für politisches Engagement |
| 109 | sind z.B. Gremien und Vorstände. Hier kannst du einiges |
| 110 | bewegen und eigene Ideen einbringen. Hier kannst du auch die |
| 111 | Interessen von Mädchen vertreten, damit sie in deinem |
| 112 | Verband bzw. in deiner Institution berücksichtigt werden. |
| 113 | Das kannst du z.B. tun, indem du die Aktionen, die du mit |
| 114 | Mädchen durchgeführt hast, in den jeweiligen Gremien |
| 115 | vorstellst und ihr sie gemeinsam auswertet. Du kannst dich |
| 116 | auch für Mädchenarbeit stark machen, indem du Ressourcen |
| 117 | dafür einforderst, wie z.B. Gelder und Sachmittel für |
| 118 | Mädchenaktionen und -projekte. |
| 119 | |
| 120 | Die Rolle der Gruppenleiterin |
| 121 | Als Gruppenleiterin hast du eine bedeutende Aufgabe in der |
| 122 | Arbeit mit Mädchen: Du begleitest sie ein Stück in ihrer |
| 123 | Entwicklung und wirst merken, wie wichtig das für sie ist. |
| 124 | Du bietest ihnen die Möglichkeit, sich in der |
| 125 | Auseinandersetzung um ihre eigene Lebensgestaltung mit dir |
| 126 | zu reiben. Daher ist es wichtig, dich immer wieder auch mit |
| 127 | deiner eigenen Geschichte und deinem Mädchen-/Frausein |
| 128 | auseinander zu setzen. |
| 129 | Dafür bietet sich ein Austausch mit anderen |
| 130 | Gruppenleiterinnen an. Dies ist z.B. im Rahmen von Angeboten |
| 131 | der Gruppenleiter-innen-Aus- und Fortbildung möglich. Oder |
| 132 | du gründest mit anderen Gruppenleiterinnen, die sich wie du |
| 133 | für Mädchenarbeit interessieren, gemeinsam eine Gruppe, in |
| 134 | der ihr euch zu diesem Thema austauschen könnt. |
| 135 | |
| 136 | Arbeitsformen |
| 137 | Viele Arbeitsformen sind möglich, um Mädchenarbeit zu |
| 138 | machen: Methodische Vorschläge für Gruppenstunden mit einer |
| 139 | reinen Mädchengruppe findest du auf den folgenden Seiten. |
| 140 | Wenn du normalerweise eine gemischte Gruppe leitest, hast du |
| 141 | die Möglichkeit, in einem Projekt einmal etwas nur mit |
| 142 | Mädchen auf die Beine zu stellen. Aber auch Wochenendfahrten |
| 143 | oder Ferienfreizeiten sind ein ausgezeichneter Ort, um |
| 144 | Mädchenarbeit zu machen. Hier eignen sich besonders |
| 145 | Aktivitäten aus dem Bereich Erlebnispädagogik und Abenteuer, |
| 146 | aber auch thematische Freizeiten zu anderen Themen (s.u.) |
| 147 | sind möglich. Auch bei Großveranstaltungen lässt sich |
| 148 | Mädchenarbeit umsetzen, durch bestimmte Aktionen extra für |
| 149 | Mädchen oder durch die Schaffung von (Frei-)Räumen für |
| 150 | Mädchen im Rahmen einer gemischten Großveranstaltung. Die |
| 151 | Ausschreibung eines Wettbewerbs für Mädchen (z.B. eines |
| 152 | Foto- oder Filmwettbewerbs) ist eine weitere gute |
| 153 | Möglichkeit, ein Angebot für Mädchen zu machen. Hier sind |
| 154 | das Engagement und die Kreativität der Mädchen zu einem für |
| 155 | sie wichtigen Thema gefragt. Natürlich sollten die |
| 156 | Gewinnerinnen bei einer Abschlussveranstaltung geehrt |
| 157 | werden. Die Veranstaltung kann dann gleich dazu genutzt |
| 158 | werden, die Ergebnisse des Wettbewerbes öffentlich zu |
| 159 | machen. Warum nicht auch mal eine Ausstellung mit Mädchen |
| 160 | machen? Der Vorteil einer Ausstellung – ähnlich wie bei |
| 161 | einem Wettbewerb – ist, dass ihr damit auch eine gewisse |
| 162 | Öffentlichkeit erreicht und die Interessen und Belange von |
| 163 | Mädchen sichtbar machen könnt. |
-
Bewerten Sie die Original- und die eingebrachten Versionen eines Beschlusses, indem Sie über die Pfeile Ihre Zustimmung (hoch) oder Ablehnung (runter) ausdrücken. Sie können dabei auch mehreren Versionen zustimmen oder diese ablehnen.
-
Wählen Sie, ob Änderungen im Vergleich zur Originalversion hervorgehoben werden sollen.
-
Sie können hier auch eine neue Version des Beschlusses einbringen.

Vorschlag